Vor 200 Jahren Vor 200 Jahren im Mansfelder Land: Zwei neue Landkreise entstehen

Eisleben - Am 1. Oktober 1816 begann im Mansfeldischen ein neues Zeitalter, zumindest was die Verwaltung betrifft. Denn an diesem Tag wurden auf dem Gebiet der einstigen Grafschaft Mansfeld zwei neue Kreise gebildet: der Mansfelder Seekreis und der Mansfelder Gebirgskreis.
Diese neue Struktur sollte fast 135 Jahre bestehenbleiben. Erst im Jahr 1950 wurden die Mansfeld-Kreise zum Großkreis Eisleben zusammengeschlossen, aus dem zwei Jahre später die Kreise Eisleben und Hettstedt hervorgingen, die 1994 die Vereinigung zum Landkreis Mansfelder Land erlebten.
Verluste an den Rändern
Der 1994 gebildete Landkreis war allerdings nur noch ein Torso der beiden früheren Mansfeld-Kreise. Denn Königerode und Dankerode, die 1950 dem Kreis Quedlinburg zugeordnet worden waren, kehrten ebenso wenig zurück wie andere Gemeinden. Die Saalestadt Alsleben und die Gemeinde Belleben beispielsweise, die seinerzeit in den Kreis Bernburg eingegliedert worden waren, sahen im Mansfeldischen keine Zukunft für sich. Auch die Dörfer im Osten des alten Seekreises, in dem einst die Saale eine natürliche Grenze bildete, dachten nicht an eine Rückkehr in das Mansfelder Land.
Wie wir wissen, hatte der 1994 gebildete neue Landkreis nicht lange Bestand, bereits 2007 wurde er mit dem Kreis Sangerhausen zum Landkreis Mansfeld-Südharz zusammengeführt, mit Sangerhausen als Kreisstadt.
Der Bildung des See- und Gebirgskreises vor 200 Jahren gingen zwei preußische Landkreise voraus: der „Mansfeldische“ und der „Schraplauer“, wie der Historiker Ludwig Rommel 1996 schrieb. Beide Kreise hatten eine eigene Kriegskasse, wurden aber laut Rommel von ein und demselben Landrat geleitet. „Ursprünglich“, so Rommel, „waren die brandenburgisch-preußischen Landräte als ,Kreiskommissare' nämlich Steuerbeamte.“
Der Mansfelder Seekreis umfasste 595 Quadratkilometer und bestand aus den Städten Alsleben, Eisleben, Gerbstedt und Schraplau. Hinzu kamen 96 Gemeinden und 21 Gutsbezirke. Der Gebirgskreis war 487 Quadratkilometer groß und zählte ebenfalls vier Städte: Mansfeld als Kreisstadt sowie Hettstedt, Ermsleben und Leimbach. Hinzu kamen 54 Gemeinden. Erster Landrat des Seekreises war Friedrich Wilhelm von Kerßenbrock, der auf Schloss Helmsdorf die Geschäfte führte. Georg Anton von Hardenberg, ein Bruder des Dichters Novalis, leitete den Gebirgskreis. Das Landratsamt des Seekreises wurde am 1. Oktober 1871 von Helmsdorf nach Eisleben verlegt, zunächst in ein Hintergebäude der Mohren-Apotheke. Im Juni 1872 erfolgte der Umzug in das Haus des Landrates Wilhelm von Wedel in der Lindenstraße, heute Lindenallee. (bz)
1807 musste die preußische Verwaltung den Behörden des neuen Königreichs Westphalen weichen, das Napoleon nach Eroberung Mitteleuropas kurzerhand gegründet hatte – mit seinem Bruder Jerome an der Spitze.
Nach der Völkerschlacht bei Leipzig 1813 und Beseitigung der französischen Fremdherrschaft erhielt Preußen seine alten Mansfelder Gebiete zurück und bekam obendrein 1815 als Siegermacht auf dem Wiener Kongress den bis dahin sächsischen Teil der Grafschaft Mansfeld mit Eisleben zugesprochen. „Spätestens jetzt verschmolzen der Mansfeldische und der Schraplauer zum Mansfelder Kreis“, schreibt Rommel.
Diesem neuen Kreis wurde nun 1816 „die Stadt Eisleben und das Dorf Wimmelburg zugeschlagen“, blickte am 1. Oktober 1941 die Eisleber Zeitung zum 125. Jahrestag der Kreisgründung zurück und fügte hinzu, dass im Jahr 1816 Eisleben 5609 Einwohner zählte und Wimmelburg 393.
Wolferode wieder vereint
Vom Amte Lauchstädt wurden 1816 noch Ober- und Unterteutschenthal dem Seekreis zugeordnet. Und ein Teil von Wolferode, der einst sächsisch gewesen war, kam e aus dem Kreis Sangerhausen in den Seekreis. „In Wolferode und Teutschenthal verschwanden die Grenzpfähle und damit auch die alten Streitigkeiten, die wegen der verzwickten Grenz- und Besitzverhältnisse dauernd entstanden waren“, so die Eisleber Zeitung.
Die neue Verwaltungsstruktur erwies sich als zukunftsfähig, wenngleich ihre ersten Jahre als schwierig beschrieben wurden. (mz)
