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Überschwemmung nicht zum ersten Mal

Von ROMAN HAEUSGEN 30.03.2009, 16:42

GERBSTEDT/MZ. - Schon oben von der Tür aus kann er beim Blick auf die Treppe den aktuellen Stand einschätzen. Denn die unteren Stufen sind längst in dem unterirdischen See verschluckt, den der Gerbstedter in seinem Haus hat. Die nächste Stufe wird wohl auch bald nicht mehr zu sehen sein. 65 Zentimeter musste Lüdicke am Montag messen. Er ist freilich nicht der einzige Hauseigentümer in Gerbstedt, dem das nasse Element derart zu schaffen macht. Rund 30 Keller in Friedrichstraße und Gartenstraße sind zur Zeit massiv überschwemmt. Und dies nicht zum ersten Mal.

Die Überschwemmungen - so auch schon vor 40 und 60 Jahren - lasten Lüdicke und andere Betroffene dem zwischen ihren Straßen vorbeifließenden Lohbach an. Die Sohle des Baches liege nicht mehr tief genug, meinen sie. Das Bachbett sei zum Teil verschlammt und versandet, aber auch durch neue Uferbefestigungen angehoben worden. Dies sollte verändert werden, fordern wie Lüdicke auch Hans-Jürgen Hense und Bernd Thate. Denn in den 1960er Jahren habe dies zum gewünschten Erfolg geführt. "Damals haben die Anwohner in Eigeninitiative den Bach ausgeschachtet", ruft Hense in Erinnerung. "Danach hatten wir Ruhe."

Den Bach wieder auszuheben, das fordern die Betroffenen vom dafür zuständigen Gewässer-Unterhaltungsverband "Untere Saale". Schon im Februar 2006 machten sie auf die Notwendigkeit zur Gefahrenabwehr aufmerksam. Tatsächlich wurde im Herbst vergangenen Jahres am Bach gearbeitet, doch glaubt Geschäftsführerin Uta Zeigermann nicht an den Lohbach als Ursache. Das Wasser von Bach und Kellern sei mittels Analyse verglichen worden. "Das waren unterschiedliche Werte", so die Geschäftsführerin. Sie selbst sehe die Überschwemmungen als "Phänomen", wie sie sagt. Möglicherweise handele es sich um Grundwasser in bestimmten Schichten, das jetzt anders fließe, nachdem dort der Abwasser-Zweckverband gebaut hatte. Auch geologische Ursachen könnten vermutet werden. Im übrigen sei es nicht möglich, das Niveau des Bachbettes zu verändern. "Das geht nicht tiefer", so Frau Zeigermann.

Auch an Stadträte, die Untere Wasserbehörde des Landkreises sowie Bürgermeister Siegfried Schwarz (CDU) wanden sich die betroffenen Hauseigentümer in ihrer Not. "Die Stadt wirkt auf jeden Fall unterstützend", so Schwarz gegenüber der MZ, räumt aber ein, keine Lösung für Garten- und Friedrichstraße parat zu haben. Sein Angebot: "Es sollten alle Beteiligten so schnell wie möglich an einen Tisch - der Landkreis, der Unterhaltungsverband, die Anwohner und wir, die Stadt."