1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Eisleben
  6. >
  7. Trotz Rückschlägen nicht aufgegeben

Trotz Rückschlägen nicht aufgegeben

Von Hans-Joachim Paduch 09.01.2006, 18:13

Klostermansfeld/MZ. - Das war im Frühjahr 2000, als der Besitzer des ehemaligen Hotels "Am Park" in Klostermansfeld Insolvenz anmelden musste. In diesem Hotel hatte sie das Restaurant gepachtet und wusste plötzlich nicht mehr, ob sie eine Zukunft haben wird. Aber sie hat nicht aufgegeben und weiter gemacht, bis sich mit der Übernahme des Hauses durch einen Pflegedienst eine neue Möglichkeit geboten hat. "Ich habe praktisch im Nichts gestanden, wusste nicht, wie die Zukunft aussehen wird. Bis mir vom neuen Eigentümer ein Mietvertrag für das Restaurant angeboten worden ist."

Zur Vorgeschichte: In die Gastronomie eingestiegen ist Koge im Jahre 1996. Da hat sich ihr die Chance geboten, in der ehemaligen Abwassertechnik in der Eisleber Querfurter Straße die Betriebskantine zu übernehmen. Da hat sie zugegriffen und die Kantine gemietet. In der ehemaligen Betriebsberufsschule des Mansfeld Kombinates hatte sie Köchin gelernt und brachte zusätzlich zu ihrer Lehrausbildung vier Jahre Berufserfahrung aus einer Großküche ein. Allerdings führte sie ihr Berufsweg dann erst einmal in die Mansfelder Süßmostkelterei in Klostermansfeld. Dort hat sie rund 15 Jahre gearbeitet, ehe in der Wendezeit die Entlassung erfolgte.

Aber der Weg zum Arbeitsamt kam für sie nicht in Frage. Sie hat Zeitung ausgetragen und danach im Backshop der Bäckerei Reimann im Kondi-Markt in Volkstedt eine neue Anstellung gefunden. Bis sich die Chance mit der Kantine in Eisleben geboten hatte und der Schritt in die Selbständigkeit folgte. "Das war eigentliche eine schöne Zeit", erinnert sie sich. "Die Leute waren sehr nett, und ich habe immer versucht, mein Angebot ihren Wünschen anzupassen."

Im August 1998 bot sich dann die Möglichkeit, das Restaurant im Hotel "Am Park" in Klostermansfeld zu übernehmen, das vom Eigentümer bis dahin selbst bewirtschaftet worden war. Aus heutiger Sicht waren es "sehr heftige" Konditionen. Der Mietpreis für Gaststätte, Frühstücks- und Schulungsraum einschließlich Mobiliar war "gepfeffert", und sie wurde auch verpflichtet, die noch vorrätigen Produkte vom Hotel abzukaufen.

"Mein Start dort war denkbar schlecht. Denn der Straßenbau im Kreuzungsbereich hat sich deutlich negativ auf das Geschäft ausgewirkt", sagt Koge. "Und als sich das alles zu normalisieren begann, kam im Frühjahr 2000 die Nachricht von der Insolvenz des Hotels. "Davon habe ich aber erst aus der Zeitung erfahren." Bis November wusste sie dann nicht, wie sie eigentlich dran war. "Wir waren auf uns selbst gestellt, haben aber weiter gemacht."

Dann hat im Januar 2001 ein Pflegedienst das Hotel gekauft, wollte aber das Restaurant nicht übernehmen. Aber für Koge war ein neuer Mietvertrag drin, zu wesentlich günstigeren Konditionen als vorher. Und vom Insolvenzverwalter hat sie die gesamte Einrichtung für Restaurant, Frühstückszimmer und Schulungsräume gekauft und damit erneut jede Menge investiert. "Geschlossen hatten wir in dieser wirren Zeit keine einzige Minute", ist sie heute stolz auf ihr Durchhaltevermögen, obwohl ihr damals die Verzweiflung über diese Situation näher stand als der Wille zum Durchhalten.

Als zweites Standbein in dieser Ungewissheit hatte Koge im November 2001 das Hotel "Zum Anker" in Röblingen gemietet. "Aber als das dann mit dem Mietvertrag hier klappte, haben ich das Hotel im Juni des folgenden Jahres wieder aufgegeben", erzählt sie. Es habe sich eh nicht gerechnet. "Was ich hier verdient habe, das habe ich dort wieder reingesteckt", so ihr Kommentar. Allerdings war der Mietvertrag auf zwei Jahre ausgestellt, und die Miete musste sie weiter zahlen.

"Ich habe in diesen Jahren sehr viel Lehrgeld bezahlt, aber daraus gelernt." Waren es anfänglich zwei Mitarbeiter, die sie beschäftigt hat, so zählt ihr Team heute sieben Angestellte. Michael Müller hat in der Küche den "Hut auf" und wird von Koch Mario Schwarz und Beiköchin Iris Dumke unterstützt. Im Restaurant sorgen sich die Chefin selbst sowie Karla Schulze, Rotraud Koschmieder und Heike Rentsch um das Wohl der Gäste.

Und mit den Nostalgieabenden hat das Restaurant einen Volltreffer gelandet. Eine Idee, die Koge gemeinsam mit dem Gaststättenleiter-Ehepaar Klaus und Gisela Lindecke "ausgeheckt" hat. Ihre Bekannten haben jahrelang die damalige HO-Gaststätte "Rammelburgblick" geleitet. "Essen wie zu DDR-Zeiten" bietet Koge nach deren Speisekarten von 1976 und 1977 an, zu den damaligen Preisen, allerdings in Euro. Und das bereits vier Mal und immer voll besetztem Haus. Der nächste Nostalgieabend soll vor Ostern stattfinden. Mit der derzeitigen Geschäftslage ist sie durchaus zufrieden, und vor allem: "Seit vorigem Jahr bin ich schuldenfrei".