Traditionelles Lutherfest in Eisleben Traditionelles Lutherfest in Eisleben: Stollenessen im Frühling
Eisleben - Das Lutherfest in diesem Jahr ist rekordverdächtig. Das bezieht sich vor allem auf das Wetter. Als Oberbürgermeisterin Jutta Fischer am Sonntagnachmittag traditionell die Ehrengäste an der großen Geburtstagstafel auf dem Markt begrüßt, herrschen strahlend blauer Himmel, Sonnenschein und frühlingshafte Temperatur. Tags zuvor beim Auftakt des Lutherfestes war das Thermometer zeitweise über die 20-Grad-Marke geklettert. „Es gibt zwar keine Aufzeichnungen darüber, aber ich glaube nicht, dass es zum Geburtstag von Martin Luther vor 532 Jahren so warm war“, sagte Fischer.
Es war der 10. November 1483, als seine Mutter Margarethe Luder, so der damalige Familienname des Reformators, auf dem Weg nach Mansfeld in Eisleben niederkam. Man soll zwar vorab keinem gratulieren, weil das angeblich Pech bringt. Doch mit der Terminwahl für Luthers Geburtstagsfest hat der Eigenbetrieb Märkte als Organisator des Spektakels ein glückliches Händchen bewiesen.
Elf Meter langer Stollen
Und so drängen sich die Massen, als die Honoratioren der Stadt in mittelalterlichen Gewändern zusammen mit Martin Luther und seinen Eltern angeführt von Spielleuten auf den Markt ziehen und an der Tafel Platz nehmen, um den Geburtstag des größten Sohnes der Stadt Eisleben zu feiern. Dort ist bereits eine elf Meter lange Stolle der Bäckerei Morgenstern aufgeschnitten und auf die Tafel verteilt worden. Angesichts der milden Witterung wirkt das Weihnachtsgebäck fast ein wenig deplatziert.
„Ich glaube, es ist das erste Mal, dass ich beim Lutherfest nicht friere“, hatte kurz zuvor Moderator Dirk Fuhlert, der in die Rolle des Mansfelder Geschichtsschreibers Cyriacus Spangenberg geschlüpft war, verkündet. Spielszenen, die nach der Begrüßung folgen, erinnern auch an die Kinder- und Schulzeit von Luther in Mansfeld.
Gustav Voigt, Bürgermeister der Lutherstadt, sitzt im Gewande eines Mansfelder Grafen mit an der Tafel. „Von daher bin ich“, ruft er aus und greift damit eine Spruch des Reformators auf. Luther hatte zeitlebens nie die Verbindung zu seiner Heimat verloren, die er von Wittenberg aus oft besuchte. Voigt und die anderen Ehrengäste bringen dann die Stolle unter das Volk. (mz)