Tierschutz in Eisleben Tierschutz in Eisleben: Hornissen-Freund bringt Nistkästen zum Schutz der Tiere an

Eisleben/Sangerhausen - Hornissen willkommen: In der Umgebung von Eisleben bieten 15 Nistkästen diesen nützlichen und besonders geschützten Insekten eine sichere Unterkunft. Der Eisleber Naturfreund Lothar Lauterbach, der diese Kästen angebracht hatte, hat auch in diesem Jahr mit Hilfe der Eisleber Feuerwehrleute die Kästen gesäubert, damit sie von den künftigen Bewohnern besser angenommen werden.
Im April kommt die Königin
„Im April oder Mai kommt erst einmal eine Jungkönigin, die ein neues Volk gründet“, informiert Lauterbach. Denn die Königinnen seien die einzigen von ihrem Volk, die den Winter überleben. Die einfachen Hornissen sterben im Herbst. Zuvor haben sich die Königinnen aber mit Drohnen, den männlichen Hornissen, gepaart und legen nun im Frühjahr befruchtete Eier in der neuen Bleibe ab. Sie versorgen auch die ersten Hornissen mit Futter, die dann aber die Rolle der Arbeiterinnen übernehmen. Fortan hat die Königin nur eins im Sinn: Eier legen.
Seit 25 Jahren betätigt sich Lothar Lauterbach auf diese Weise als Hornissen-Freund. Einer der Kästen steht in seinem Kleingarten in Eisleben. Weitere hat er unter anderem bei Hedersleben, Lüttchendorf und Volkstedt angebracht. In der Region ist er inzwischen als Experte gut bekannt und wird oft angerufen, wenn Menschen in ihrer Nähe Hornissen-Nester entdecken und Angst bekommen.
Mit so einem Fall begann Lauterbachs Hornissen-Leidenschaft vor 25 Jahren. „Da rief mich ein Mann an, der sein Haus verputzen wollte und ein Hornissennest entdeckte. Ich kam hin, machte das Nest ab und setzte es um.“
Im Laufe der Zeit informierte er sich ausgiebig über Hornissen. „Ich habe einen Freund, der brachte mir vieles bei“, sagt Lauterbach. Seitdem hat der Eisleber, der sich unter anderem auch mit einheimischen Kräutern sehr gut auskennt, mit unzähligen derartigen Fällen zu tun.
Hornissen sind eigentlich nicht gefährlich
Da rief ihn mal eine 85-jährige Dame aus Hergisdorf an. Es war Herbst und sie wollte anfangen zu heizen. Doch der Rauch zog sich nicht so richtig durch den Schornstein hinaus. Also bestellte die Frau einen Schornsteinfeger. Der Handwerker entdeckte im Schornstein ein Hornissennest, woraufhin er aus Furcht vor Stichen die Arbeit abbrach. „Also musste ich aufs Dach steigen und das Nest nach unten durchdrücken“, schildert Lauterbach. Danach habe man die Hausfenster geöffnet, damit die Insekten, die zuvor die Anheizversuche der Seniorin überlebten, ins Freie entfliegen können.
Die Hornisse ist die größte in Mitteleuropa lebende Faltenwespe. Die Königin ist bis zu 35 Millimeter groß, die Arbeiterinnen 18 bis 25 Millimeter, die Drohnen 21 bis 28 Millimeter. Ein Hornissenvolk kann bis zu 700 Tiere haben.
Ihre Brut ernähren die Hornissen mit fast allen überwindbaren Insekten (z. B. Fliegen, Wespen, Bienen, Heuschrecken, Käfern, Raupen, Libellen, Spinnen. Dabei kann ein Hornissenvolk pro Tag bis zu einem halben Kilo Insekten erbeuten. Erwachsene Tiere ernähren sich von Baum- und Pflanzensäften. Die Hornisse ist in Deutschland eine nach der Bundesartenschutzverordnung besonders geschützte Art.
Die Gefahr für Menschen ist wesentlich geringer, als vermutet. Das Hornissengift hat sogar eine geringere Toxizität als das von Bienen und Wespen. (Quelle: Wikipedia)
„Wenn die Leute mich wegen eines Hornissennestes rufen, erkläre ich, dass es eigentlich nicht gefährlich ist“, erläutert Lauterbach seine Methodik. „Denn Hornissen sind an sich friedliche Insekten. Man sollte sie nur in Ruhe lassen und nicht belästigen.“ Falls die Menschen sie trotzdem los werden wollen, wird das Nest umgesetzt. Hier arbeitet Lauterbach nach eigenen Angaben eng mit den zuständigen Behörden zusammen.
Durch seine Arbeit will Lothar Lauterbach zum Schutz und zur Erhaltung der Hornissen beitragen. „Davon gibt es immer weniger“, sagt er aus eigener Erfahrung. „Früher hatte ich jährlich bis zu Hundert Anrufe wegen Hornissennestern“, so der Eisleber. Heute seien es bei weitem nicht so viele.
Umsiedeln statt töten
Lothar Lauterbach freut es, dass er in der Region Gleichgesinnte hat. Zum Beispiel Christian Elstner aus Sangerhausen. Nur halb so alt wie Lauterbach übt der 41-Jährige eigentlich einen „insektenfeindlichen“ Beruf aus: Er ist Schädlingsbekämpfer. Doch Elstner hegt große Sympathien für Hornissen. „Sie haben ein tolles Sozialverhalten und sind in der Regel ruhig“, sagt der Sangerhäuser.
Nur wenn die Menschen sie ärgern, greifen die Insekten zum Eigenschutz an. Auch Christian Elstner bekommt Anrufe, wenn irgendwo ein Hornissennest beseitigt werden muss. „Hornissen töten will ich aber nicht“, so Elstner. Also versucht er, das Volk umzusiedeln. Sein Vater Fritz Elstner bekam von Lothar Lauterbach einst zwei Kästen dafür. Christian Elstner hat heute sieben solche Kästen. Teils befinden sie sich an Standorten rund um Sangerhausen, teils hält er leere Kästen für eine Umsiedlung von Hornissen in akuten Fällen bereit.
Die Gegend um Sangerhausen herum ist übrigens günstig für Hornissen, weiß Elstner. Hier gibt es alte Plantagen. Und in alten Baumstämmen siedeln sich Hornissen gern an. (mz)