Anregung zur Diskussion Theater Eisleben: "Iphigenie auf Tauris" von Johann Wolfgang von Goethe
Eisleben - Es war eine der personell aufwendigsten Inszenierungen seit langem am Eisleber Theater: Das gesamte Ensemble, etliche Statisten und ein Live-Musiker wirkten in Sophokles’ „Antigone“ in der vergangenen Spielzeit mit. Die klassische Tragödie wurde zum Überraschungserfolg und sorgte regelmäßig für ein volles Haus.
Mit deutlich weniger Personal kommt die neue Klassiker-Inszenierung aus, die am Samstag, 10. Oktober, auf der Großen Bühne Premiere feiert: „Iphigenie auf Tauris“ von Johann Wolfgang von Goethe. Erneut arbeiten dabei Regisseurin und Dramaturgin Ann-Kathrin Hanss und Ausstatter Matthias Hönig zusammen - und hoffen natürlich, an den „Antigone“-Erfolg anknüpfen zu können.
Zeitlose Geschichte „Iphigenie auf Tauris“ am Theater Eisleben
Der aus der griechischen Mythologie stammende Stoff um Iphigenie, die Tochter des Königs Agamemnon, biete viele aktuelle Anknüpfungspunkte, wie Hanss sagt. Als Stichworte nennt sie zum Beispiel Vorurteile, Gewalt, Flüchtlinge, Imperialismus und Nationalismus sowie die drohende Gefahr, in die Barbarei zurückzufallen. „Wir geben keine Antworten, sondern möchten zur Diskussion anregen“, so die Regisseurin. Die Handlung sei aber nicht ins Heute verlegt worden.
Auch für Ausstatter Hönig ist das Stück „eine zeitlose Geschichte, die immer aktuell ist“. Die Bewohner der mythischen Landschaft Tauris, die mit der Halbinsel Krim gleichgesetzt wird, hätten sich gegenüber allen Fremden abgeschottet. Iphigenie sei die Erste gewesen, die von den Tauren aufgenommen worden sei. Hönig hat für die Bühne deshalb eine abweisende Betonlandschaft entworfen, die zum Meer hin gut gesichert ist. Iphigenie, die als Lichtgestalt inszeniert wird, und die Griechen seien die Einzigen, die mit ihren Kostümen Farbe in diese düstere Welt bringen. „Es sind wunderbare, aber keine historischen Kostüme“, sagt die Regisseurin.
„Es sind wunderbare, aber keine historischen Kostüme“
Hönig hat bis 2018 als Leiter des Beleuchtungswesens an der Oper Halle gearbeitet und ist seitdem freiberuflich als Ausstatter tätig. Bereits seit 2001 hatte er zahlreiche Bühnenbilder gestaltet, vor allem für Ballett-Inszenierungen. „Dabei war die Herausforderung, dass die Bühne einerseits gut aussehen sollte, andererseits aber viel Platz zum Tanzen da sein musste.“
Heute, als Freiberufler, würden ihm ein oder zwei Stücke pro Jahr reichen, so Hönig, der ausschließlich in Eisleben und Halle arbeitet. Dass er als langjähriger Beleuchtungsmeister bei seinen Bühnenbildern immer viel Wert auf die Lichtkomposition legt, kommt Hanss sehr entgegen. „Das Licht ist ein spannendes Element am Theater“, so die Regisseurin und Dramaturgin. Es sei deshalb gut, wenn ein Bühnenbildner das Licht mitdenke.
Besondere Herausforderung für die Schauspieler
Eine große Herausforderung ist das Stück für die Schauspieler. „Es ist viel Text, und es ist besonderer Text“, sagt Hanss. Goethes Vers-Drama sei höchste Dichtkunst. „Es kommt darauf an, dass das Publikum nicht merkt, dass es schwieriger Stoff ist.“ Dafür sei eine „sehr genaue Textarbeit“ erforderlich. „Das war noch mal eine Steigerung zu ,Antigone‘“, so Hanss, die für die Inszenierung ihre „Wunschbesetzung“ bekommen hat. „Es war eine fruchtbare Zusammenarbeit. Wir haben gemeinsam viel entdeckt.“ Es spielen Ronja Jenko (Iphigenie), Philip Dobraß (Thoas), Christopher Wartig (Arkas), Benjamin Wilke (Orest), Julius Christodulow (Pylades) und drei Statisten.
›› Premiere am 10. Oktober, 19.30 Uhr. Weitere Vorstellungen am 17. Oktober, 19.30 Uhr, sowie am 4. und 24. November, jeweils 9.30 Uhr. Karten an der Theaterkasse, Bucherstraße 14, Telefon 03475/60 20 70, E-Mail: [email protected]. (mz)