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St. Andreaskirche Eisleben St. Andreaskirche Eisleben: Turmschmuck muss aus Sicherheitsgründen abgenommen werden

Von Jörg Müller 11.04.2013, 16:12
Der Kran bringt die Kugel sicher nach unten (links). Peter Rostalski angelt drei Kapseln mit Zeitdokumenten heraus.
Der Kran bringt die Kugel sicher nach unten (links). Peter Rostalski angelt drei Kapseln mit Zeitdokumenten heraus. lukaschek Lizenz

Eisleben/MZ - An diesen Anblick werden sich die Eisleber erst gewöhnen müssen: Der Glockenturm der St. Andreaskirche hat seit am Mittwoch keine goldene Turmkugel und keine Wetterfahne mehr. Die beiden Teile mussten aus Sicherheitsgründen abgenommen und vorerst in der Kirche eingelagert werden. Der Grund: Der so genannte Kaiserstiel - ein senkrecht stehender, kegelförmiger Holzpfosten, auf dem die Turmkugel sitzt - war vollkommen marode, so dass die Kugel mit der Wetterfahne bereits leicht schief stand. „Das hätte gefährlich werden können“, sagte Olaf Steinecke. „Der Kaiserstiel ist der Länge nach gespalten. Ein Wunder, dass das so lange gehalten hat.“

Steinecke, Dachklempner von der Firma Rema Restaurierungen Magdeburg, war gemeinsam mit Sven Leupold, Inhaber einer Spezialfirma für „Gerüstlose Höhenarbeiten“ in Nordhausen, am Kirchturm im Einsatz. Ein Autokran des Leunaer Logistikunternehmens Maximum hatte die beiden in einem Arbeitskorb auf Höhe der Turmkugel (etwa 65 Meter) gehoben. Zunächst untersuchten und dokumentierten sie den Zustand, dann nahmen sie die Wetterfahne und die so genannte Helmstange ab. Das ist ein Stahlstab, der im Kaiserstiel steckt und auf dem die Wetterfahne sitzt.

Vor deutlich größere Probleme stellte die beiden Handwerker die Kugel aus vergoldetem Kupfer, die bei einem Durchmesser von rund 1,30 Meter immerhin circa 120 Kilogramm wiegt. Sie befestigten Gurte an der Kugel und ließen den Arbeitskorb dann sacht in die Höhe ziehen. „Mit diesem Gewicht war das schon grenzwertig“, sagte Steinecke. Die Kugel habe sehr fest auf dem Kaiserstiel gesessen, so dass die Gefahr bestand, „mehr Schaden als Nutzen anzurichten“. „Aber wir hatten Glück, plötzlich hat sich die Kugel gelöst.“ Der Kranfahrer brachte den Korb mit der wertvollen Last sicher nach unten, wo Helga Fahnert vom Gemeindekirchenrat den beiden Handwerkern für die gelungene Aktion herzlich dankte. Peter Rostalski, Hausmeister der Kirchengemeinde, angelte aus der Kugel drei Kapseln mit Zeitdokumenten, die nun erst einmal verwahrt werden. Rostalski kann sich noch gut daran erinnern, wie die Kugel Anfang der 90er Jahre bei der Sanierung der Turmhaube abgenommen und später wieder aufgesetzt worden ist. Pfarrer Rudolf Krause habe damals unter anderem einen Bericht über die Kirche in der DDR sowie die Wendezeit in die Kapsel gelegt. Repariert habe die Kugel die PGH Klempner, die Vergoldung habe der Restaurator Wolfgang Conrad ausgeführt. „Wir haben sie dann in Decken eingewickelt und ein Fußballnetz eingewickelt und mit dem Kran hochgezogen“, so Rostalski.

Wann die Kugel und die Wetterfahne wieder auf den Turm kommen, steht noch nicht fest. „Die gesamte Holzkonstruktion auf dem Turm ist in einem dramatischen Zustand“, so der Bauingenieur Sixtus Hermanns, der seit Jahren im Auftrag der Kirchengemeinde die Sanierung der Andreaskirche betreut. „Eine umfangreiche Instandsetzung ist notwendig.“ Dafür müssten allerdings erst die finanziellen Mittel beschafft werden. Die Kirchengemeinde bittet deshalb auch die Eisleber um Spenden.