Seligkeit beim Schatzwalzer
HETTSTEDT/MZ. - Als Dirigent, Musikdirektor Christian Fitzner, das Podium betrat, wurde er von tosendem Beifall begrüßt. Von Anfang an gab es engen Kontakt zwischen dem musikbegeisterten Publikum und den Musikern mit ihrem temperamentvollen Dirigenten, der mit jugendlichem Esprit nicht nur dirigierte, sondern auch - immer unter Einbeziehung des Auditoriums - heiter und informativ moderierte.
Das Konzert begann mit den "Banditenstreichen" von Franz von Suppé (1819-1895), und die Zuhörer vergaßen die winterliche Kälte, die draußen herrschte, und gaben sich der Musik der vorrangig österreichischen Komponisten aus dem 19. und 20. Jahrhundert hin. Dass auch ein echter Berliner sehnsuchtsvolle, empfindsame Musik komponieren kann, bewiesen die "Schlösser, die im Monde liegen" aus der Operette "Frau Luna" von Paul Lincke (1866-1946), der sogar Ehrenbürger von Berlin wurde.
Bei Anne Bretschneiders herrlichem klaren, strahlenden Sopran wurde den Zuhörern warm ums Herz. Der warme Tenor von Alexander S. Nikolic, einem jungen Montenegriner, der in Dresden und New York Gesang studiert hatte und nun in Berlin lebt, brillierte mit dem etwas wehmütigen Lied "Immer nur lächeln - doch wie's da drin aussieht, geht niemand was an" aus dem Land des Lächelns von Franz Lehar (1870-1948).
Einen optischen und akustischen Genuss bot das Duett Bretschneider / Nicolic mit dem Lied vom "Dummen Reitersmann" aus "Die lustige Witwe", gleichfalls von Franz Lehar. Hier bewiesen beide, dass sie nicht nur begabte Sänger, sondern auch Schauspieler sind. Es war ein buntes Programm, das die Zeit vergessen ließ: Walzerseligkeit verbreitete einer der schönsten Walzer von Johann Strauss Sohn (1825-1899) mit dem Schatzwalzer.
Temperament bewiesen die brillanten Musiker des Orchesters beim "Reisegalopp op. 85", ebenfalls eine Komposition von J. Strauss, dass man trotz aller Probleme zukunftsfroh sein sollte, bewies Lehars "Freunde, das Leben ist lebenswert", von Nikolic' raumfüllendem Tenor dargeboten.
Einen Titel musste der Moderator und Dirigent erläutern: "Elektrophor" hieß die Schnellpolka. "Strauss komponierte zu all und jedem einen Walzer oder eine Polka - hier handelte es sich laut Internet um die Vertonung einer Entdeckung aus der Frühzeit der Elektrizität von 1775", so Fitzner, so bekamen die Zuhörer zum Musikgenuss auch noch Nachhilfe in Physik.