Schnellste Eisleberin aller Zeiten
Eisleben/MZ. - Am Dienstag vor 70 Jahren wurde sie in Berlin geboren, doch schon bald zog Mutter, die Schneidermeisterin Sadau, mit ihrer Tochter nach Eisleben, wo diese die Schule besuchte und als Zehnjährige mit dem Sport begann. Dass sie einmal eine Weltklassesprinterin werden würde, hat damals keiner ahnen können. Hannelore Sadau kam erst spät zum Sprint. Als Kind versuchte sie sich als Turnerin und spielte einige Jahre Handball und Basketball. Doch in der Schule rannte sie allen davon, ihr Schulrekord über 100 Meter am Martin-Luther-Gymnasium, wo sie 1954 das Abitur ablegte, soll heute noch Bestand haben. 12,8 Sekunden ist sie als Abiturientin gelaufen, ohne Training.
Erst nach ihrer Schulzeit als Lehrerstudentin begann sie beim SC Chemie Halle ernsthaft zu trainieren, stürmte in Richtung Spitzenklasse und qualifizierte sich völlig überraschend für die Europameisterschaften 1958 in Stockholm. Dort sorgte sie mit dem Gewinn der Silbermedaille für einen Paukenschlag, wurde über Nacht international bekannt. Viele sahen in ihr schon die kommende Rekordläuferin, zumal sie ja bereits ein Jahr zuvor an der Seite der damals berühmten Gisela Birkemeyer und Christa Stubnick Weltrekord über 4 x 200 Meter gelaufen war.
Doch es sollte anders kommen. Eine Verletzung warf sie zurück. Vor den Olympia 1960 gelang ihr zwar nach ihrer Heirat als Hannelore Raepke ein glanzvolles Comeback, sie gewann die Olympiaausscheidung über 100 Meter, doch als es in Rom um die Medaillen ging, bekam sie Nervenflattern, verpasste den Startschuss und musste dem Feld hinterher laufen. Vier Jahre später in Tokio war sie wieder bei Olympia dabei, litt jedoch unter Achillessehnenbeschwerden und musste bald darauf ihre Spikes an den berühmten Nagel hängen. Dem Sport blieb die Biologielehrerin in Halle jedoch treu: Sie leitete lange eine Schüler-Arbeitsgemeinschaft Leichtathletik, war Übungsleiterin.