Romonta in Amsdorf Romonta in Amsdorf: Rena Eichhardt übernimmt das Ruder

amsdorf - Bei Romonta in Amsdorf vollzieht sich zum Jahreswechsel eine Wachablösung: Gottfried-Christoph Wild verlässt nach rund 25 Jahren aus familiären Gründen die Brücke des weltgrößten Herstellers von Rohmontanwachs. Ihm folgt mit Rena Eichhardt erstmals eine Frau in die Führungsspitze der Traditionsfirma. Sie wird die Plätze von Wild im Vorstand der Romonta Bergwerks Holding AG neben Uwe Stieberitz und in der Geschäftsführung der Romonta GmbH neben Tom Naundorf einnehmen. Durch diese kurzfristig vorgenommene Personalie sei ein „nahtloser Übergang in der Unternehmensführung sichergestellt“, heißt es in einer Mitteilung.
Froh über neue Ideen
Er habe seine Nachfolgerin „schon sehr früh im Fokus gehabt“, sagte Wild der MZ. Er könne ruhigen Gewissens seine Aufgaben in die Hände einer Fachfrau legen, die sich im Unternehmen auskennt, so der 66-jährige Diplom-Kaufmann, der in den Aufsichtsrat des Unternehmens wechselt. Und er ist froh, dass sie auch neue Ideen mitbringt, um den wichtigen Industriestandort im Mansfelder Land in eine sichere Zukunft zu führen.
Seine Nachfolgerin ist alles andere als ein heuriger Hase. Immerhin arbeitet sie seit 1994 in Amsdorf. Ihre Laufbahn hatte die 53-jährige Diplom-Ingenieurökonomin im Tagebau im Geiseltal begonnen. Dort, wo heute der größte künstliche See in Deutschland entstanden ist. „Noch einen See brauchen wir nicht“, sagt Eichhardt, die in Mücheln wohnt. Es sei eine „anspruchsvolle Aufgabe“, Amsdorf als Veredlungszentrum zu erhalten, auch wenn die Kohle im eigenen Tagebau nur bis 2030 reicht.
Sie und ihre Mitstreiter in der Führungsspitze von Romonta haben dazu schon konkrete Vorhaben ins Auge gefasst. Die geförderte wachshaltige Braunkohle soll nicht mehr im Kraftwerk verfeuert werden, um Strom und Wärme zu erzeugen. Dazu sollen künftig nur noch die Dampferzeuger 5 und 6 genutzt werden. Diese Öfen werden mit energiereichen Reststoffen aus der Abfallverwertung bestückt.
Kontakt zur Bergakademie in Freiberg
Die Restkohle, die nach dem Extraktionsprozess für das Rohmontanwachs anfällt und bisher verfeuert wird, soll künftig „bis auf den letzten Krumen verwertet werden“, wie die neue Geschäftsführerin schmunzelnd anmerkt. Auch neue Produkte für den Markt sollen kreiert werden. Romonta besitzt zwar eine eigene Forschungs- und Entwicklungsabteilung, doch das Unternehmen hält dafür auch Kontakt zur Bergakademie in Freiberg.
„Wir wollen prüfen, welche Möglichkeiten es noch gibt, die Restkohle zu nutzen“, so Eichhardt. Sie selbst hat in Freiberg studiert und weiß um die Kompetenzen der sächsischen Bergakademie, von denen auch Romonta profitieren will. Dabei geht es auch um die Optimierung der energetischen Prozesse bei der Gewinnung des Rohmontanwachses aus der Kohle.
Seit April dieses Jahres kann das Unternehmen wieder auf eigene Braunkohle zurückgreifen. Nach einem folgenschweren Erdrutsch in der Nacht zum 6. Januar 2014 war der Grubenbetrieb monatelang stillgelegt. Um die Wachsproduktion aufrechtzuerhalten, hat Romonta über ein Jahr lang Kohle aus Schleenhain in Sachsen bezogen, die per Lasten herangeschafft werden musste. Ein kostspieliges Unterfangen, das das Unternehmen nur mit einer großen finanziellen Kraftanstrengung überstanden hat.
Wild blickt zurück
„Auch dank einer hochmotivierten Mannschaft“, so Wild. Er war 1991 über die Treuhand nach Amsdorf gekommen. „Es war der langwierigste und intensivste Abschnitt meines Berufslebens“, bekennt Wild, der inzwischen mit der Region verwurzelt ist. „Wir haben uns zu keiner Zeit unterkriegen lassen“, sagt er mit Blick auf die zurückgelegte Wegstrecke und die Schicksalsschläge in dieser Zeit.
2000 stand das Unternehmen nach dem Milliarden schweren Betrugsfall des damaligen Besitzers aus Baden-Württemberg sogar vor dem Aus. 13 Führungskräfte retteten Romonta, indem sie das Unternehmen über „Management by out“ erwarben. Wild und Eichhardt waren dabei. (mz)