1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Eisleben
  6. >
  7. Romonta GmbH in Amsdorf: Romonta GmbH in Amsdorf: Warten auf den ersten Zug aus Stuttgart

Romonta GmbH in Amsdorf Romonta GmbH in Amsdorf: Warten auf den ersten Zug aus Stuttgart

Von Wolfram Bahn 21.08.2014, 13:53
Mit Spezialtechnik werden die Container mit Gesteinen von den Waggons auf Laster geladen und dann an die Böschung gebracht.
Mit Spezialtechnik werden die Container mit Gesteinen von den Waggons auf Laster geladen und dann an die Böschung gebracht. Klaus Winterfeld Lizenz

Amsdorf - Bei der Romonta GmbH in Amsdorf herrscht freudige Erwartung. Das Bergbauunternehmen kann nun Gesteinsmaterial aus dem Tunnelvortrieb beim Bahnbauprojekt „Stuttgart 21“ entgegennehmen und im Tagebau einlagern. „Die Genehmigungen liegen jetzt vor“, sagte Geschäftsführer Tom Naundorf der MZ. Die Gesteinsmassen sollen dafür genutzt werden, um die Südböschung im Tagebau zu stabilisieren. Dort war es Anfang des Jahres zu einem gewaltigen Erdrutsch gekommen, bei dem auch Großgeräte zerstört worden sind. Seither ruht der Betrieb im Tagebau.

Seit 1922 wird in Amsdorf aus Braunkohle Rohmontanwachs hergestellt. Das Material ist Ausgangsstoff für zahlreiche Industrieprodukte. Das Unternehmen benötigt täglich etwa 1 500 Tonnen Braunkohle für die Produktion und das eigene Kraftwerk. Nach dem Stopp des Tagebaubetriebs wird nun Kohle aus Schleenhain (Sachsen) per Schwerlaster nach Amsdorf geschafft.

Die beschädigte Abraumtechnik ist inzwischen geborgen und wird repariert. Um die Böschung künftig zu stützen, fehlen dem Unternehmen kurzfristig die dafür benötigten Massen, da auch der Abraumbetrieb wegen des Unglücks noch ruht. Dem weltgrößten Hersteller von Rohmontanwachs kam dabei der Zufall zu Hilfe.

Ein Geschäftspartner vermittelte den Kontakt zur Deutschen Bahn, die Entsorgungsanlagen für den Aushub von „Stuttgart 21“ suchte. Und da Romonta gerade sein Anschlussgleis zum Bahnhof in Röblingen instand gesetzt hatte, um auf dem Schienenweg wichtige Abnehmer zu beliefern, können die Züge mit dem Gesteinsmaterial aus dem Süden Deutschlands bis nach Amsdorf auf das Firmengelände rollen. Ein Argument, das die Bahn überzeugt hat, den Aushub von „Stuttgart 21“ bis nach Sachsen-Anhalt zu schaffen.

Dampfspeicherlok aus DDR-Zeiten

Dabei kommt auch eine betriebseigene Dampfspeicherlok, die schon zu DDR-Zeiten auf der Anschlussbahn fuhr, zum Einsatz. Das spart überdies Energie, hieß es bei Romonta. Nach Angaben des Unternehmens soll zwei Jahre lang täglich ein Zug mit 20 Waggons und 40 Containern aus Stuttgart im Mansfelder Land ankommen. Wegen des erforderlichen Umschlags der Massen hat Romonta extra zwei Mitarbeiter eingestellt. „Die Firma Bares wird das Entladen der Container und den Transport zur Einbaustelle übernehmen“, so Naundorf.

Die Entladung soll mit Hilfe eines speziellen Greifladers erfolgen, der die Container von den Eisenbahnwagen auf einen Schwerlaster hebt. Diese Technologie führt nach den Worten des Geschäftsführers zu minimaler Staub- und Lärmbelästigung. Außerdem sichert Naundorf den Anwohnern zu: „Die Umschlagarbeiten werden ausschließlich werktags und nicht in Nachtstunden durchgeführt“.

Rund eine halbe Million Tonnen an Tunnelgestein aus dem Stuttgarter Untergrund sollen am Ende in dem Braunkohletagebau landen. Wenn - wie geplant - im September wieder die Abraumförderung im Tagebau aufgenommen werden kann, werden auch diese Erdmassen für die Befestigung der abgerutschten Böschung genutzt. Rund 20 000 Kubikmeter werden da täglich über die Ableger wandern. (mz)

Die Bahnbau GmbH hat das 2,8 Kilometer lange Anschlussgleis saniert.
Die Bahnbau GmbH hat das 2,8 Kilometer lange Anschlussgleis saniert.
Klaus Winterfeld Lizenz