Reformationstag: Reformationstag: Erinnerung an Martin Luther werden in Mittelalter-Rock verpackt

Eisleben - „Das war wie eine Steilvorlage“, sagt Johannes Reiche. Der Musiker und Komponist aus Halle hatte im Museum Luthers Sterbehaus in Eisleben nach einer Inspiration für ein Auftragswerk zu Martin Luthers Todestag gesucht. „Da bin ich auf ein Flugblatt von Hans Sachs von 1546 gestoßen, einen Nachruf auf Luthers Tod“, erzählt der 62-Jährige.

Weil er allerdings keine Möglichkeit hatte, das Flugblatt zu kopieren oder zu fotografieren, schrieb Reiche es einfach mit der Hand ab. Auf der Grundlage dieses Textes mit dem Titel „Anno Salutis“ (Im Jahr des Heils) hat der Komponist 1996 eine „Performance in memoriam Martin Luther“ verfasst.

Dieses sowie ein neues Werk von Reiche werden am Reformationstag, 31. Oktober, 17 Uhr, in der Eisleber St. Andreaskirche erklingen. Nach dem Luther-Oratorium von Joachim Brust, das am 3. Oktober seine Uraufführung erlebt hat, steht damit ein weiterer musikalischer Höhepunkt des Reformationsjubiläumsjahres bevor.

Das neue Werk „Ex Lutheri Temporibus“ (Aus Luthers Zeit) hat Reiche im Auftrag des Kirchenkreises Eisleben-Sömmerda zum Jubiläumsjahr 2017 komponiert. Für das „Liturgische Spektakel“ habe er sich verschiedene Luther-Texte zusammengesucht, so der Komponist. Die mittelalterlich anmutende Musik sei „ganz auf Klaus Adolphi“ zugeschnitten.

Der bekannte Folkrocker aus Elben (Stadt Gerbstedt) wird das Stück gemeinsam mit mehreren Bandmusikern, Chor, Orgel und einem Sprecher aufführen. Die Rolle des Sprechers übernimmt Axel Thielmann, der unter anderem als Moderator bei MDR Kultur arbeitet. Auch das Publikum ist zur Mitwirkung eingeladen. „Jeder Besucher bekommt beim Einlass eine der 95 Thesen“, sagt Reiche.

Am Reformationstag, 31. Oktober, 12 Uhr, lädt die Eisleber Oberbürgermeisterin Jutta Fischer zum 12. Rathausgespräch ein. Das Thema lautet „Reformation geht weiter“. Bereits ab 11 Uhr gibt es Kaffee und Kuchen im Rathaus. Das Luther-Spektakel beginnt um 17 Uhr in der  St. Andreaskirche.

Was bedeutet für Sie der Begriff Reformation? Das fragt die Stiftung Luthergedenkstätten  am Reformationstag die Besucher. Von 11 bis 15 Uhr wird in Luthers Geburtshaus in Eisleben eine Medienstation stehen, die „Gedanken und Ideen in geschriebenes Wort umsetzt“, so die Stiftung.  

In der Jakobikirche Hettstedt stellt Maria Liebau einen selten gezeigten Luther-Stammbaum aus. Dazu werden Texte gelesen und es erklingt Orgelmusik. Die Veranstaltung beginnt 17 Uhr.

„Zu Beginn kann dann jeder seine These vor sich hin sprechen, so dass ein Gemurmel entsteht.“ Reiche, dessen Hauptinstrumente sonst Klarinette und Saxophon sind, wird in dem Konzert Schalmei sowie Pauken spielen.

Auch das zweite Werk „Anno Salutis“ verbindet moderne und mittelalterliche Musik. Das zeigt auch die ungewöhnliche Besetzung mit Blockflöten, Blechbläsern, Schlagzeug, Pauken, Synthesizer und Orgel. Unter anderem zitiert Reiche in dem Stück vier bekannte Lutherchoräle. Diese Choräle werden zur Einstimmung zu Beginn des Konzerts zu hören sein.

„Das wird alles sehr interessant“, sagt Thomas Ennenbach. Der Eisleber Kirchenmusikdirektor wird die Aufführung in der Lutherstadt leiten. Seine Kollegin Martina Pohl wird dann das Konzert am 5. November in Sangerhausen leiten.

Bereits seit vielen Jahren geben die Kantoreien Eisleben und Sangerhausen einmal im Jahr gemeinsame Konzerte. Reiche arbeite mit verschiedenen Musikstilen und auch mal „klangmalerisch“. „Es passt aber alles zusammen und ist auch gut hörbar“, so Ennenbach.

Er kennt den halleschen Musiker, der dort am Konservatorium tätig ist, seit langem. Beide treten regelmäßig in Duo-Besetzung (Orgel und Saxophon) auf. Reiche hat mit dem hiesigen Publikum gute Erfahrungen gemacht. „Die Leute sind sehr nett und aufgeschlossen.“ (mz)