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Pfingsten 2015 Pfingsten 2015: Unterm Maienbaum verlobt

Von kathrin Labitzke 23.05.2015, 17:01
Dreckschweinfest in Kreisfeld- Katharinenholz
Dreckschweinfest in Kreisfeld- Katharinenholz Lukaschek Lizenz

Ziegelrode - Jubiläum zu Pfingsten im Mansfelder Grund: Seit 190 Jahren wird in Kreisfeld inzwischen das „Dreckschweinfest“ gefeiert. Von Generation zu Generation sind die überlieferten Bräuche weitergetragen worden. Und manchmal schoss auch Amor seine Pfeile ab. So hat der 78-jährige Karl Heinz Gabriel zu Pfingsten 1956 seine jetzige Frau Edith kennengelernt. Und sie haben sich quasi unterm Maienbaum gleich verlobt.

„Das war eigentlich gar nicht geplant, aber ehe wir es uns versahen, war es passiert“, erzählt Edith Gabriel lachend. Diesen Schritt hat sie aber nicht bereut.

Auch wenn beide bereits über 70 Jahre sind, so fiebern sie jedes Jahr aufs Neue dem Pfingstfest entgegen. Sie lieben vor allem die musikalischen Ständchen des Männerchors und die Auftritte verschiedener Spielmannszüge und von den Einetaler Jägern an der idyllisch gelegenen „Waldgaststätte“. Dort hatte am Sonntag die singende Stimmungskanone Achim Mentzel seinen umjubelten Auftritt.

Der Filmemacher Mario Schneider aus Helbra, der in Halle lebt, hat den Pfingstbräuchen im Mansfelder Land mit seinem Dok-Film „MansFeld“ aus dem Jahre 2012 ein besonderes Denkmal gesetzt. Der Streifen ist der dritte Film seiner Reihe über die jahrhundertelang vom Bergbau geprägte Region. Schon „Helbra“, erst Recht aber „Heinz und Fred“ hatten nicht nur die spröde Schönheit der Gegend, die von riesigen Halden und großen Umbrüchen in der Nachwendezeit geprägt ist, herausgehoben, sondern auch die dort lebenden Menschen liebevoll porträtiert.

In „MansFeld“ rückt Schneider drei Jungen aus unterschiedlichen Milieus in den Mittelpunkt. Behutsam und mit Respekt vor den Personen zeigt er, wie sie in ihren Familien mit den alten Bräuchen vertraut gemacht werden, die schon ihre Vorfahren gepflegt haben. Das „Dreckschweinfest“, wie es im Volksmund heißt, ist eines der ältesten erhaltenen Pfingstbräuche, bei dem in den Dörfern des Mansfelder Grunds alljährlich die Vertreibung des Winters und der Sieg des Sommers gefeiert wird.

Der poetische Streifen erlebte seine Premiere mit vielen der Beteiligten im Klubhaus in Ahlsdorf. Er wurde zum Leipziger Dokfilm-Fest 2012 mit dem Preis der Defa-Stiftung geehrt. Im Jahre 2014 bekam Regisseur Schneider dafür den Harzer Kulturpreis.  (wba)

Es beginnt jedes Jahr mit dem Austragen der Maien, die die Pfingstburschen im Forst von Annarode geschlagen haben. „450 junge Bäume waren es in diesem Jahr“, sagt Ralf Herrling. Er macht schon seit 27 Jahren bei den Burschen mit. Auch sein Sohn Lukas gehört bereits der „Pfingstgesellschaft Ziegelrode 1825“ an, die das Fest organisiert. „Wir halten vor jedem Haus, verteilen Maien und geben auch ein musikalisches Ständchen“, erzählt Herrling. Durch die Gaben der Einwohner wurde früher das Fest finanziert.

Auch Karl Heinz Gabriel wartet schon gespannt auf den Umzug mit Traktor und Maien auf dem Hänger. Der 78-Jährige hat nicht nur sein Ehe-Glück beim Pfingstfest gefunden. Er ist zählt heute zu den „Ehrenpfingstburschen“. Diesen Titel bekommt man nur, wenn man mehr als ein Vierteljahrhundert dieses traditionsreiches Fest in dem Grunddorf mit organisiert hat.

Wie jedes Jahr haben auch diesmal die Einwohner schon sehnsüchtig auf den musikalischen Umzug gewartet, so wie Familie Priezel, die die „Waldgaststätte“ über die Pfingstfeiertage betreibt. Dort ist das „Epizentrum“ des Festes.

Mit dem Ständchen „Gruß aus Kiel“ geschmettert vom Spielmannszug Ziegelrode und einem Tanz mit Brit Prietzel und dem ältesten noch aktiven Pfingstburschen Gerhard Hesse wurde das diesjährige Pfingstfest in Ziegelrode eingeläutet. Karl-Heinz Gabriel hat sich mit der alten Tradition beschäftigt und anlässlich des 190-jährigen Bestehens eine kleine Chronik verfasst. „Bildmaterial haben wir seit der Gründung, aber schriftliche Aufzeichnungen gibt es erst seit 1930“, so der geschichtsinteressierte Ziegelröder.

Er weiß, dass die Pfingstburschen früher 15 Mark Lustbarkeitssteuer an die Gemeinde abführen und zusätzlich 50 Pfennig Lokalsteuer entrichten mussten. Auch hatten die Pfingstburschen einst die Mitglieder der Tanzkapellen bei sich zu Hause aufzunehmen und zu verköstigen. Heute reicht es, wenn sie eine Runde Bier geben. (mz)

Mit dem Austragen der Maien geht es jedes Jahr los: Rechts: Achim Mentzel feiert mit Pfingstburschen.
Mit dem Austragen der Maien geht es jedes Jahr los: Rechts: Achim Mentzel feiert mit Pfingstburschen.
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Mit dem Austragen der Maien geht es jedes Jahr los: Rechts: Achim Mentzel feiert mit Pfingstburschen.
Mit dem Austragen der Maien geht es jedes Jahr los: Rechts: Achim Mentzel feiert mit Pfingstburschen.
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Brit Prietzel wagt ein Tänzchen mit Gerhard Hesse.
Brit Prietzel wagt ein Tänzchen mit Gerhard Hesse.
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De Einetaler Jäger spielten an der idyllisch gelegenen „Waldgaststätte“ auf.
De Einetaler Jäger spielten an der idyllisch gelegenen „Waldgaststätte“ auf.
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