Oberrißdorf Oberrißdorf: Sperrung erregt die Gemüter
oberrissdorf/MZ. - "Es ist eine Zumutung, dass das so lange dauert", so der Ingenieur im Ruhestand. In der vergangenen Woche ist zunächst der Baugrund untersucht worden. Wann die Sanierungsarbeiten beginnen, ist derzeit noch unklar. Für Oberrißdorfer, die auf das Auto angewiesen sind und nach Eisleben fahren müssen, bedeute dies einen Umweg von 25 Kilometern, sagt Dammann. Für eine fünftägige Arbeitswoche hat er Mehrkosten von rund 136 Euro im Monat berechnet; die Fahrzeit betrage statt zwölf nun circa 40 Minuten pro Tour. Zwar gebe es Schleichwege über Felder, aber diese seien in schlechtem Zustand. Außerdem führe das Befahren natürlich zu Konflikten mit den Landwirten. Dammann kritisiert auch, dass es weder von der Oberbürgermeisterin, noch von der Kreisverwaltung Informationen zu dem Problem gebe. Sein Fazit: "Oberrißdorf und Hedersleben waren nur interessant, als es um die Eingemeindung ging." Jetzt kümmere sich niemand mehr um die Ortschaften.
Auch Wolf-Rüdiger Hebner bekräftigt noch einmal seine kürzlich gegenüber der MZ geäußerten Vorwürfe an die Landesstraßenbaubehörde. Der pensionierte Straßen- und Tiefbauingenieur aus Pliening (Bayern), der in Hedersleben mehrere Mietshäuser besitzt, hält eine Baugrunduntersuchung für unnötig. Ursache des Erdeinbruchs sei eine Unterspülung der Straße durch Starkregen. Das Wasser komme von dem angrenzenden Acker und könne wegen der nicht gepflegten Straßengräben nicht abfließen. Der Schaden an der Straße lasse sich in maximal zwei bis drei Tagen beheben, so Hebner, der den Mitarbeitern der Straßenbaubehörde Untätigkeit und mangelnde Fachkenntnisse vorhält. "Zur Not könnte man den Verkehr auch erst einmal einspurig mit Tempo 20 an der Stelle vorbeiführen."
Betroffen von der Sperrung sind neben den Berufspendlern und den Schulkindern, die statt nach Hedersleben jetzt nach Eisleben fahren müssen, vor allem die Gewerbetreibenden. So wie Elektromeister Rüdiger Rensch. "Wir müssen ständig nach Eisleben, zum Großhandel, zu unseren Kunden, zu Behörden. Das sind gewaltige Mehrkosten." Landwirt Donald Brünner befürchtet, dass sich die Straßensperrung noch über den Winter hinzieht. "Wir haben 100 Schlachtschweine, die wir für Hausschlachtungen zu unseren Kunden bringen", so Brünner. "Wenn erst einmal Schnee liegt, sind wir abgeschnitten. Hierher verirrt sich doch kein Schneepflug."
Auch bei Marco Dienemann, der in der Siedlung eine kleine Autowerkstatt betreibt, wirkt sich die Sperrung bereits auf das Geschäft aus. "20 Kilometer Umweg sind natürlich ein Problem für die Kundschaft", so der Kfz-Mechaniker. Manfred Pollin, Geschäftsführer der Land & Technik Service GmbH (LuTS) in Volkstedt, hat mehrere Mitarbeiter, die von der Sperrung betroffen sind. "Und wir müssen ja auch zu unseren Kunden", so Pollin, der vor allem die fehlenden Informationen der Behörden kritisiert. "Die Straße ist gesperrt, aber es passiert nichts. Die Leute können das nicht verstehen."
Elektromeister Rensch nimmt die Sache mittlerweile mit Galgenhumor: "Wenigstens sind wir noch aus der Luft zu erreichen", sagt er - denn schließlich habe Oberrißdorf ja einen Flugplatz.
In der nächsten Woche sehen wir uns in Tilkerode um.