Nicht nur Sonnenblumen im Visier Nicht nur Sonnenblumen im Visier: Dreiste Diebe im Feld

Burgsdorf - Wohl kaum eine Blume steht so sehr für den Sommer wie die Sonnenblume. Leuchtend gelb blüht sie gerade auf den Feldern in Mansfeld-Südharz. Doch anstatt sich über die Blütenpracht am Straßenrand zu freuen, sehen viele ein Sonnenblumenfeld wie einen Selbstbedienungsladen.
„Die Leute tragen nicht nur eine Blume weg, sondern immer gleich einen ganzen Arm voll“, sagt Landwirt Sven Krienitz aus Burgsdorf. Sonnenblumen sind zum begehrten Diebesgut geworden.
Keiner Schuld bewusst
In diesem Jahr hat Krienitz ein Feld zwischen Rottelsdorf und Polleben mit Sonnenblumen bestellt, rund 21 Hektar. „Es war viel zu trocken, um Raps zu drillen. Da haben wir uns für Sonnenblumen entschieden und nun klauen die Leute sie uns“, ärgert sich Krienitz.
Viele seiner Berufskollegen hätten Raps gedrillt, der durch die Trockenheit nicht aufgegangen ist. Mit den Sonnenblumen wollte sich Krienitz mehr Sicherheit im Falle eines erneut zu trockenen Jahres verschaffen.
Schon mehrfach hat seine Frau Elke auf der Durchfahrt Diebe auf frischer Tat ertappt und konfrontiert. „Ein junger Mann erklärte mir, dass ihm gar nicht bewusst war, dass er gerade einen Diebstahl begeht“, berichtet Elke Krienitz. „Es war ihm sichtlich unangenehm und ich hatte das Gefühl, der macht das nicht noch einmal.“
Bei Mitnahme von Feldfrüchten drohen fünf Jahre Gefängnis
In einem zweiten Fall war das Pärchen, das sich an den Sonnenblumen bediente, weniger einsichtig. „Die Beifahrerin war sehr ungehalten, meinte zu mir, die Blumen stehen doch hier nur so rum, da kann man sich bedienen.“
Dabei würde doch niemand auf die Idee kommen, zu fremden Leuten an den Kühlschrank zu gehen und sich zu bedienen, gibt Sven Krienitz zu bedenken. „Von dem, was wir ernten, müssen wir schließlich ein ganzes Jahr leben, Wenn die Preise nicht so im Keller wären, wäre das vielleicht nicht ganz so schlimm.“
Steffi Schwan, Sprecherin des Polizeireviers Mansfeld-Südharz, macht deutlich, dass das Mitnehmen von Feldfrüchten, egal ob es sich um Sonnenblumen, Kartoffeln, Rüben oder andere handelt, strafbar ist. „Das ist mindestens Diebstahl oder Diebstahl geringwertiger Sachen im Sinne des Strafgesetzbuchs.“ Solche Vergehen können mit einer Geldstrafe oder Freiheitsstrafen von bis zu fünf Jahren bestraft werden.
Keine wirkungsvollen Schutzmaßnahmen
Sven Krienitz hofft nun darauf, dass vorerst Ruhe in Sachen Diebstahl von seinen Feldern herrscht, weil die Blumen verblühen. Ende September sollen die Blumen mit einem Mähdrescher geerntet werden. Die Kerne verkauft Krienitz anschließend an einen Landhandel.
Aus ihnen wird Sonnenblumenöl gewonnen. „Doch bald geht es schon los und die Maiskolben werden reif“, sagt Elke Krienitz. „Da haben wir schon beobachtet, dass jemand mit einem Moped und Anhänger kam und etliche einfach geklaut hat.“
Eine Kasse an sein Sonnenblumenfeld zu stellen, an der die Blumen bezahlt werden, findet Krienitz nicht sinnvoll. „Der Aufwand ist schlicht zu groß, und am Abend klaut noch jemand die ganze Kasse, das geht nicht.“ Viel Freude werden die Diebe mit ihren Sonnenblumen übrigens nicht haben. Sie sind keine Schnittblumen, sondern speziell für die Ölgewinnung gezüchtet und gehen nach spätestens 24 Stunden in der Vase ein.
Täter nicht selbst suchen
Steffi Schwan sagt, dass frisch ertappte Diebe bis zum Eintreffen der Polizei festgehalten werden können. „Dabei darf man sich aber nicht in Gefahr bringen oder Gewalt anwenden.“ Manchmal reiche sogar ein Foto vom Täter oder vom Fahrzeug.
„Dieses darf dann aber auch nur der Polizei für die Ermittlungen zur Verfügung gestellt werden.“ Eine selbstständige Suche nach den Tätern mit den Fotos, etwa in sozialen Medien, sollte unterlassen werden, so Schwan. (mz)