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Nicht nur Kreisler im Programm

Von GUDRUN RIEDEL 20.10.2008, 16:40

EISLEBEN/MZ. - Ein vielversprechendes Programm mit dem Titel "Im Theater ist was los" machte neugierig auf Texte, Lieder und Musikstücke, die die Theaterwelt über Jahrzehnte geprägt hat. Und die Besucher sollten nicht enttäuscht werden. Denn gleich bei ihrem ersten Auftritt verbreitete die seit 1980 am Halleschen Opernhaus in über 106 Inszenierungen tätige Operetten- und Musicaldiva mit Textbeiträgen aus der Theaterwelt und ihren gelungenen Liedinterpretationen eine ausgelassene Stimmung, die eine unterhaltsame Musikkost versprach.

Und so war es auch. Mit Georg Kreislers Chanson "Im Theater ist was los", bewies sie bereits mit dem Entree überspringendes Temperament und große Stimmenvielfalt aber auch die Fähigkeit, im Sprechgesang Charaktere aus der Musikszene rüberzubringen. Wunderschön dabei die innige und einfühlsame Interpretation des bekannten Liedes aus dem Musical "Der Zauberer von Oss": "Over the rainbow - über dem Regenbogen fliegt das Glück." Operettenlieder singt sie nicht nur, sondern lebt sie.

Das kam besonders bei den Liedern von Paul Linke und Walter Kollo "O Theophil" und "Ach Gott, wie sind die Männer dumm" zum überzeugenden Ausdruck.

Wenn der Text auch eine längst vergangene Zeit widerspiegelt und in der heutigen emanzipierten Welt überkommene Klischees bedient, was nicht mehr jedem gefällt, war die Art und Weise wie sie Tugenden und Untugenden, Vor- und Nachteile der Männerwelt im typischen Berliner Jargon stimmlich-schauspielerisch mit hintergründigem Wortwitz wiedergab, gekonnt witzig. Dabei übertraf sie sich nur noch selber mit Kreislers Lied aus der Show "Im Theater ist nichts los", mit dem gleichnamigen Lied. Hier zeigte sie ihr vielseitiges sängerisches und kokett-darstellerisches Können als "die Frau vom Theater", der alle Mittel recht sind, um engagiert zu werden, und doch letztlich im plapperndem Gespräch mit dem "Herrn Direktor" feststellt: im Theater ist nichts los, was Analogien zum heutigen Theatersterben offen lässt.

Am Klavier begleitet wurde Bernsdorf von Gernot Oertel. Wie immer mit großer Aufmerksamkeit spielend, verstand es dieser begnadete Pianist ausgezeichnet, der Gesangssolistin den entsprechenden Klangteppich zu geben.

Mit Serge Rachmaninows Stück "Vocalise" (Gesang ohne Text) hatten die beiden Solisten für sich ein Galastück ausgewählt, wo beide mit ihren Instrumenten und Interpretationsgabe beweisen konnten, dass sie nicht nur technische Meister ihres Faches sind, mehr noch, dass diese Musik mit ihren klangvollen Musikfolgen das Herz berühren kann.

Mit der Kurzfassung von Gershwins "Rhapsodie in blue" setzten Rehfeld und Oertel einen wundervollen Konzertabschluss, der zu recht mit lang anhaltendem Beifall bedacht wurde. Temperamentvoll und seine große Spiel -und Ausdrucksfreude erneut unter Beweis stellend, entlockte er dem altehrwürdigen Förster-Flügel Töne, die es dem Publikum ermöglichten, die amerikanische Lebensweise der "Neuen Welt" mit ihren vitalen Rhythmen und den eingängigen so herrlich fließenden und perlenden Melodien zu verstehen. Anke Rehfeld war ihm mit den sparsamen solistischen Passagen eine einfühlsame Begleiterin auf der Violine, die mit ihrem Spiel bewies, dass, wenn geistig-musikalische Harmonie zwischen Musikinterpreten herrscht, die Musik zum Genuss wird und sie neue Welten öffnet.