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Nach Messerstecherei bei Wolferode Nach Messerstecherei bei Wolferode: Zugpersonal für beherztes Eingreifen ausgezeichnet

Von Jörg Müller 31.05.2017, 13:49
Die Abellio-Mitarbeiter Dirk Otte und Maria Voigt sind die Bundessieger im Wettbewerb „Eisenbahner mit Herz“.
Die Abellio-Mitarbeiter Dirk Otte und Maria Voigt sind die Bundessieger im Wettbewerb „Eisenbahner mit Herz“. Abellio

Wolferode - „Dass unser Beruf gefährlich werden kann, das wusste ich von Anfang an“, sagt Maria Voigt. Die 26-Jährige arbeitet als Zugbegleiterin bei Abellio Rail Mitteldeutschland. Wie gefährlich es tatsächlich werden kann, hat sie im Januar dieses Jahres erleben müssen: Voigt und ihr Kollege, der Lokführer Dirk Otte (48) aus Nordhausen, sind Zeugen einer blutigen Messerstecherei in einem Regionalzug von Halle nach Sangerhausen geworden. Für ihr vorbildliches Verhalten in dieser lebensbedrohlichen Situation sind die beiden am Mittwochabend in Berlin als Bundessieger im Wettbewerb „Eisenbahner mit Herz“ ausgezeichnet worden.

Streit zwischen zwei Männern im Zug eskaliert in Messerstecherei

Am späten Vormittag des 16. Januars waren in dem Abellio-Zug zwei Männer (29) in einen Streit geraten, der dann zu der Messerstecherei eskalierte. Auslöser war offenbar eine Auseinandersetzung um eine 22-jährige Frau, die ebenfalls mit im Zug saß. Kundenbetreuerin Voigt hatte bei der Fahrkartenkontrolle bemerkt, dass sich die Situation zuspitzte und über den Bordfunk den Lokführer informiert. Als der eine Mann plötzlich ein Messer zog und auf den anderen einstach, versuchte Voigt, die beiden zu trennen, was ihr aber nicht gelang. Später leistete sie der jungen Frau Erste Hilfe, die bei dem dramatischen Geschehen verletzt worden war.

Triebfahrzeugführer Otte brachte unterdessen den Zug im Bahnhof Wolferode zum Stehen und eilte zum Tatort. „Als ich näher kam und die beiden Männer voneinander wegziehen wollte, hielt mir der Angreifer sein Messer vor die Nase“, so Otte. Er habe dann die Abteiltür zugehalten, damit der Mann nicht noch auf die Fahrgäste losgehe. „Die ganze Brutalität der Situation habe ich erst später richtig verstanden.“ Die beiden Abellio-Mitarbeiter kümmerten sich dann gemeinsam darum, dass alle Fahrgäste den Zug so schnell wie möglich verlassen konnten. Die drei schwer Verletzten haben überlebt; der Angreifer sitzt in Untersuchungshaft.

Bahnpersonal hatte nach Messerstecherei bei Wolferode Albträume und Angstzustände

„Das Bahnpersonal hat hervorragend reagiert“, lobt Clara Münzer, die den Vorfall miterlebt hat. Sie hat Voigt und Otte für die Auszeichnung als „Eisenbahner mit Herz“ vorgeschlagen. Die beiden Mitarbeiter hätten jederzeit die Ruhe bewahrt und besonnen gehandelt. Die Zugbegleiterin sieht die Auszeichnung als „großes Kompliment“. Spurlos ist der Vorfall aber nicht an ihr vorbeigegangen. „Ich hatte Albträume und Angstzustände, das hat mich selbst überrascht“, so Voigt. Sie sei zehn Wochen krank geschrieben gewesen und gerade erst wieder im Dienst. „Ich wusste schon nach einer Woche, dass ich wieder auf die Schiene zurück will. Aber die Auszeit habe ich gebraucht.“

Der Wettbewerb „Eisenbahner mit Herz“ findet in diesem Jahr zum siebenten Mal statt. Ausrichter ist die Allianz pro Schiene. Bahnkunden können ihre Erlebnisse schildern und Vorschläge für die Auszeichnung einreichen. (mz)

Informationen zum Wettbewerb unter www.eisenbahner-mit-herz.de