MZ-Serie "Die Weihnachtsmacher" MZ-Serie "Die Weihnachtsmacher": Wie man als Veganer die Festtage verbringt

Eisleben - Überall duftet es auf dem Weihnachtsmarkt, nach Mandeln, Kräppelchen und Rostern. Gibt es auf einem normalen Weihnachtsmarkt eigentlich auch was für Veganer? Oder müssen die mit langen Gesichtern und hungrigem Bauch wieder gehen?
Als Veganer isst Sven Hensling nur noch rein pflanzliche Lebensmittel
Sven Hensling schmunzelt. Seit 2008 lebt er vegan und kennt die meisten Vorurteile, was das Leben ganz ohne tierische Produkte angeht. Die Annahme, das Leben eines Veganers wäre freudloser, ist eines davon.
Weihnachten ist für jeden Menschen etwas Besonderes. In unserer Adventsserie „Die Weihnachtsmacher“ stellen wir bis Heiligabend all jene heimlichen Helfer und Organisatoren in den Mittelpunkt, die das Fest für andere zu dem machen, was es ist.
Als Veganer isst Sven Hensling überhaupt kein Lebensmittel mehr, das in irgendeiner Form vom Tier stammt. Kein Fleisch, kein Ei, keine Milchprodukte. Das sei überhaupt kein Problem. Sogar auf dem Weihnachtsmarkt würde man als Veganer fündig. Kartoffelpuffer müssen nicht zwangsläufig Ei enthalten, es gibt gebackenen Blumenkohl, gebrannte Mandeln sind in Ordnung. Und im Zweifelsfall tut es eine Orange. Die ist auf jeden Fall vegan.
Sven Hensling vermisst nichts, trotz des Verzichts auf tierische Produkte
„Ich lebe bewusster, frage nach, was in meinen Lebensmitteln enthalten ist“, erklärt er. Dabei vermisse er nichts. Auch das sei ein ganz typisches Vorurteil, mit dem Veganer konfrontiert werden. Hensling antwortet kategorisch: „Nein, mir fehlt nichts.“
Und er geht sogar noch weiter und behauptet, sein Speiseplan sei vielfältiger geworden, seit er sich vegan ernähre. Dinkel, Amaranth, Hirse, Couscous, Quinoa hätten früher nicht auf seinem Tisch gestanden. Heute bereite er sein Essen ganz selbstverständlich mit diesen Zutaten zu. „Man probiert viel mehr aus, entdeckt völlig neue Geschmackserlebnisse. Das macht Spaß.“
Früher habe er ganz normal gegessen. Hausmannskost. „Schnitzel mit Kartoffeln und Mischgemüse.“ Bis zum Tag X. Richtig erklären kann es der 50-Jährige sich nicht, aber von einem Tag auf den anderen fühlte er sich nicht mehr in der Lage, einen Fleischerladen zu betreten. „So, als ob mein Unterbewusstsein auf einmal Fleisch als Nahrungsmittel aussortiert hat“, überlegt Hensling. Von diesem Tag an landeten weder Fleisch noch Wurst auf seinem Teller. Seine Familie aß weiter wie bisher, beobachtete aber Hensling genau. „In der Zeit habe ich noch gemeint, das Fleisch durch Milch und Milchprodukte ersetzen zu müssen.“ Aber auch damit war eines Tages Schluss. Seine Ehefrau und seine Töchter folgten nach drei Jahren seinem Vorbild. „Sie haben gesehen, was es mit mir gemacht hat - mir ging es besser.“
Und so sieht ein veganes Weihnachtsessen bei Familie Hensling aus
Und was kommt Weihnachten nun bei Henslings auf den Tisch? „Kartoffelsalat und Bratlinge. Heutzutage könnte man ja sogar vegane Wiener kaufen, wenn man das wollte.“ Und wenn er mal zum Weihnachtsessen eingeladen wird? „Da will ich der Hausfrau keinen Stress machen. Im Zweifelsfall bringe ich mir selber was mit.
Aber meistens finde ich was zu essen für mich: Brötchen, Salat, Kartoffeln, Gemüse. Und so essen meine Eltern Gans zu Weihnachten, während ich mir Tofu brate. Den Kohl und die Klöße lassen wir uns gemeinsam schmecken.“ Es sei ihm viel wichtiger, dass er mit den Menschen zusammen sein kann, nicht das Essen stünde im Vordergrund. „Zur Ruhe kommen, besinnlich im Kerzenschein zusammensitzen, das ist für mich Weihnachten. Und da ist es doch ganz egal, ob man Gans oder Tofu isst.“
Wer testen will, wie veganes Essen schmeckt, ist zum „Advent in Luthers Höfen“ am 10. Dezember bei Sven Hensling vor seiner Praxis für Osteopathie „Heilung für dich“ am Markt 57 eingeladen. Kredenzt werden Kartoffelpuffer, veganes Zwiebelschmalz auf Brot, Bratlinge und eine Suppe aus dem Kessel. Na dann: Guten Appetit. (mz)