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MZ-Rätselfoto MZ-Rätselfoto: Lichtspielhaus lässt Erinnerungen an alte Zeiten aufflammen

Von Fabian Wagener 09.04.2018, 18:00
Kino und Restaurant in Eisleben
Kino und Restaurant in Eisleben Archiv/Hiller

Eisleben - Nein, allzu schwer war das Rätselfoto der vergangenen Woche offenbar nicht. Die Redaktion erreichten zahlreiche Briefe und Mails mit der richtigen Lösung. Viele Leser haben gewusst, dass es sich bei dem gesuchten Objekt um ein ehemaliges Kino und Gasthaus am Breiten Weg in Eisleben handelt.

Manch einer blickte fast nostalgisch zurück: „Das Rätselfoto von dieser Woche hat Erinnerungen an Kindheit und Jugendzeit in mir geweckt. Ach, war das immer schön im Kino“, schreibt Karin Rühlemann. Beate Kulpe berichtet: „Ich denke oft an die Zeit zurück, als das UT-Lichtspieltheater noch präsent war. Mit Freundinnen gingen wir oft ins Kino und natürlich auch in das Restaurant, Bratkartoffeln und Sülze waren meine Spezialität.“

Viele Leser erkennen UT-Lichtspieltheater in Eisleben

Helga Meyer aus Eisleben konnte in einem ausführlichen Brief einiges über die Historie des gesuchten Gebäude mitteilen. „Abgebildet ist das Logierhaus-U.T.-Restaurant mit Lichtspiel-Union-Theater, das sich im Hinterhof befand, und der Gastwirt Kurt Varges steht vor seinem Theater-Restaurant“, schreibt sie.

Anfang des 20. Jahrhunderts sei August Varges, aus Stolberg im Harz stammend, mit seiner Frau Ida nach Eisleben gezogen, er wurde Pächter bei Otto Deike, der Eigentümer und Gastwirt des Logierhauses „Zur Weintraube“ im Breiten Weg 13 gewesen sei. Deike hatte demnach 1909 einen Bauantrag genehmigt bekommen, den im Hinterhaus nicht mehr benötigten Pferdestall zur Einrichtung eines Saales für „kinematographische Vorführungen“ zu nutzen.

Im Februar 1910 konnte Deike das „Neustadt-Theater“ eröffnen, wie auch Ernst-Peter Schelm zu berichten weiß. Dann verpachtete Otto Deike die neuen Räumlichkeiten an August Varges, der am 2. September 1910 das Theater unter seinem Namen eröffnete.

Feuer richtet großen Schaden an - Filmmaterial geht in Flammen auf

Wie Meyer und Schelm weiter ausführen, richtete ein Feuer 1919 großen Schaden an, auch Filmmaterial ging in Flammen auf. Varges aber, der das Grundstück kaufte, ließ das Theater wieder aufbauen. Das Lokal im Vorderhaus verpachtete er, später auch an seinen Sohn Kurt. „Die Gaststätte wurde schon bei der ersten Verpachtung von ,Zur Weintraube‘ in Gaststätte ,Neustadt Theater‘ umbenannt“ schreibt Schelm.

Später verpachtete August Varges an die Geschwister Giesenberg aus Eisleben. 1945 wurden Kino und Gaststätte auf Anordnung der sowjetischen Besatzungsmacht enteignet und geschlossen, ein Schritt, der August Varges laut Helga Meyer hart traf. „Sein Lebenswerk wurde Staatseigentum. Die Eheleute A. u. J. Varges konnten sich von diesem Eingriff in ihr Leben nicht wieder ganz erholen, sie starben bald danach.“

Kino existiert bis Mitte der 60er Jahre in Eisleben

Bald danach sei das Kino jedoch wieder eröffnet worden, schreibt Schelm. „Nach Umbauten im Jahr 1954 wurde dann im Vorderhaus die HO Gaststätte zum Kamerad Martin eröffnet.“ Dort sei weiterhin Kurt Varges, der Sohn von August Varges, tätig gewesen.

Wie Rolf Keil schreibt, existierte das Kino bis in die Mitte der 1960er Jahre. „Nach Einstellung des Kinobetriebes diente der Saal noch einige Zeit dem „Thomas-Müntzer-Theater als Probebühne“, weiß Gertrud Schatz.

Das ist das neue Rätselfoto

Auch viele andere Leser wussten interessante Dinge zu berichten, die leider nicht alle wiedergegeben werden können. Der glückliche Gewinner ist in dieser Woche Helmut Fritsche aus Eisleben. Er wird gebeten, sich in der Lokalredaktion Eisleben, Telefon 03475/61 46 10, zu melden.

Auch in der kommenden Woche gibt es wieder die Chance, 30 Euro zu gewinnen. Schicken Sie uns die Lösung bitte bis zum 13.April. Viel Glück. (mz)