Metallbau-Unternehmen aus Unterrißdorf Metallbau-Unternehmen aus Unterrißdorf: Rakete ragt sechs Meter in die Höhe

Unterrissdorf - Hoch hinaus ging es für Firmenchefin Susann Reinhardt-Pagel und ihre Mitarbeiter. Das Metallbau-Unternehmen aus Unterrißdorf fertigte für das Magdeburger Technikmuseum den originalgetreuen Nachbau der Magdeburger Pilotenrakete. Das Ausstellungsobjekt brachte es nach Zusammensetzung der Einzelteile auf eine Höhe von rund sechs Metern.
Modell von 1934 als Meilenstein
Der 1:1-Nachbau forderte das gesamte siebenköpfige Team. Nicht nur wegen der Größe, sondern auch wegen seines Gewichtes. Etwa eine Tonne wiegt die stählerne Pilotenrakete. Das Original von 1934 gilt unter Experten als Meilenstein auf dem Weg zur bemannten Raumfahrt.
Alle Mitarbeiter waren an der Fertigung des Modells beteiligt. Die Chefin stand auch in der Werkstatt. Sie stellte aus Hartschaum die Kapsel der Rakete her: „Das war sehr aufwendig. Ich habe alles von Hand geschliffen.“
Das Technikmuseum Magdeburg befindet sich in der Dodendorfer Straße 65 in 39112 Magdeburg. Es ist vom 1. April bis 31. Oktober jeweils dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr und vom 1. November bis zum 31. März jeweils dienstags und sonntags von 10 bis 16 Uhr geöffnet.
Zu sehen sind auf einer 2 000 Quadratmeter großen Fläche Sammlungen und technische Sachzeugen aus den Bereichen Industrie und Handwerk, Landwirtschaft und Verkehrstechnik. Dabei werden vielfältige Einblicke in die technikhistorische Bedeutung der Stadt Magdeburg und seiner Region gegeben.
Die ersten Technikbegeisterten sahen sich den Raketennachbau bereits im neuen Teil der Ausstellung zum Thema „Luft- und Raumfahrt“ unter dem Titel „Magdeburger Pilotenrakete - Himmelsstürmer, Visionäre und Erfinder“ an. Mit dabei: die Firmenchefin aus dem Mansfelder Land.
Bedeutung Magdeburgs für die Raum- und Luftfahrt
Vor dem Auftrag für die Ausstellung wusste sie gar nicht, in welchem Umfang Magdeburg für die Entwicklung der Raum- und Luftfahrt von Bedeutung war: Angefangen mit dem ersten Motorflug von Hans Grade im Jahr 1908 über die Aktivitäten der Junkerswerke bis hin zur Entwicklung des ersten Axial–Strahltriebwerkes und dem Start eben jener Magdeburger Pilotenrakete unter der Leitung von Rudolf Nebel.
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Die Firma der Unterrißdorferin steuerte neben dem Raketennachbau, wobei auf die Ausstattung mit Technik im Inneren verzichtet wurde, noch weitere Arbeiten für die neue Schau bei. „Wir bauten beispielsweise Sockel für andere Ausstellungsstücke und auch Sitzhocker.“ Sitzhocker deshalb, damit sich Besucher auch ganz in Ruhe die thematischen Filme anschauen können, die in der Ausstellung gezeigt werden.
Reinhardt-Pagel staunt über den Mut, den die Flugpioniere von einst bewiesen. Sicherlich, neugierig auf den Flug in einer Rakete wäre sie schon, gerade jetzt, wo in ihrer Firma ein historisches Exemplar nachgebaut wurde. Aber sie bleibt dann doch lieber mit beiden Füßen auf festem Boden.
Die Herausforderung scheut Reinhardt-Pagel trotzdem nicht, wie ihr Lebensweg beweist. Vor 15 Jahren übernahm sie den väterlichen Stahlbau-Betrieb in einem eher von Männern dominierenden Beruf. Nach einem Lehrerstudium sattelte sie um und absolvierte die erforderlichen Ausbildungen für Metallbau und Metallgestaltung. (mz)
