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Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: Tischlerei liefert bis nach Beirut

Von JÖRG MÜLLER 04.03.2011, 17:32

BIESENRODE/MZ. - Mit einem "quietschgrünen" Kinderbett aus Holz hat alles angefangen. Dirk Walinski hatte das Bett eigentlich für seinen damals zweijährigen Sohn Niklas gebaut. "Doch dann haben wir es einfach mal bei Ebay reingestellt", sagt der 38-jährige Biesenröder. "Seitdem haben wir keine ruhige Minute mehr." Denn das Angebot in dem Online-Auktionshaus fand eine so gewaltige Resonanz, dass der gelernte Zimmermann und seine Frau Katja Oemler-Walinski (35) daraus eine "Zwergenmöbel" heißt das kleine Unternehmen, das seit mehr als fünf Jahren erfolgreich am Markt ist. Mittlerweile hat Walinski vier Angestellte und beliefert Kunden in ganz Deutschland und dem Ausland mit Kinderbetten aus Biesenrode. "Die Nachfrage steigt ständig", freut sich Walinski. "Das hätte ich mir nie träumen lassen. Wir haben sogar schon einen deutschen Kindergarten in Beirut mit Betten und Schränken ausgestattet." Dass er und seine Leute gar nicht so schnell bauen können wie bestellt wird, zeigt auch die Lieferfrist von bis zu acht Wochen. Expandieren will er aber nicht. "Dann kann man sich nicht mehr persönlich um die Kunden kümmern."

Wie schafft es ein Tischler aus einem Dorf im Mansfelder Land, auf sich und seine Produkte aufmerksam zu machen? Natürlich per Internet. Walinski hat einen eigenen Online-Shop aufgebaut. Das allein reicht freilich nicht, schließlich gibt es jede Menge solcher Shops. "Das Entscheidende ist, bei Google auf Platz 1 der Such-Ergebnisse oder zumindest auf der ersten Seite zu erscheinen", sagt Walinski, der sich hobbymäßig mit dem Programmieren von Internet-Seiten beschäftigt. "Es ist sehr schwierig und dauert lange, eine Seite für Google zu optimieren, aber es ist möglich." Walinski hat es jedenfalls geschafft: Wenn man bei Google nach Kinderbetten sucht, findet man auf der ersten Seite den "Zwergenmöbel"-Shop.

Der Vertrieb ist aber nur die eine Seite - vor allem kommt es natürlich auf gute Produkte an. "Ein Kinderbett sollte kreativ gestaltet, sicher und ökologisch unbedenklich sein", so Walinski. Seine Firma verwendet nur geprüfte ökologische Materialien. Jedes Bett entsteht in Einzelanfertigung nach eigenem Entwurf - wobei auch Ideen der Kunden willkommen sind. "Wir beraten gemeinsam, wie die Vorstellungen umgesetzt werden können." Außer Kinder- und Jugendbetten, die den Schwerpunkt bilden, werden auch Matratzen, Babywiegen und weitere Kindermöbel angeboten. Auch Sonderwünsche werden nach Möglichkeit erfüllt. "Wir haben schon Betten für Haustiere und für einen 250-Kilo-Menschen gebaut", erzählt Walinski. Zunächst befand sich die Werkstatt im Wohnhaus der Familie; mittlerweile kooperiert die Firma mit dem Verein Natur und Handwerk.

Obwohl Walinski gelernter Zimmermann ist, ist er auf einem Umweg zu seiner Tischlerei gekommen. Nach der Ausbildung im Kreisbaubetrieb Hettstedt arbeitete er dort einige Jahre und danach als Fußbodenleger. Dann orientierte er sich neu und absolvierte eine Ausbildung zum Physiotherapeuten - ebenso wie seine Frau, die eigentlich Erzieherin von Beruf ist. Als Physiotherapeuten arbeiten sie nun beide nicht - dank eines quietschgrünen Kinderbetts.