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Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: Strom aus Mais und Mist

Von KATHARINA THORMANN 08.06.2011, 18:00

QUENSTEDT/MZ. - Kein Strom aus Kohle und Atom: Die Stadt Arnstein setzt weiter auf erneuerbare Energien. Und zwar mit einer neuen Biogas-Anlage in Quenstedt. Am 20. Juni soll sie offiziell eröffnet werden. "Die Landwirtfamilie Freier aus Quenstedt wollte eine Biogasanlage bauen und hatte sogar schon die Genehmigung. Sie suchte nur noch einen Investor. Da sind wir eingestiegen und haben das Geld dafür bereitgestellt", sagt Hans-Martin Hebel, Geschäftsführer der Abakus Finanz GmbH. Das Unternehmen hat sich darauf spezialisiert, Fonds auf erneuerbare Energien aufzulegen.

3,2 Millionen Euro wurden allein in Quenstedt investiert, zwei Arbeitsplätze geschaffen. Es ist damit die erste Investition in Sachsen-Anhalt für das bei München ansässige Unternehmen. Mit dem Bau begonnen wurde bereits im Jahr 2008, ein Jahr später startete der Probebetrieb. "Seit April dieses Jahres läuft die Anlage auf Vollbetrieb", sagt Herbel. Das bedeutet, dass insgesamt 850 Vier-Personen-Haushalte das ganze Jahr über ohne Unterbrechung mit Strom versorgt werden.

"Das ist der Vorteil von Biogas-Anlagen, sie sind nicht wie Windkrafträder vom Wind oder wie Photovoltaik von der Sonne abhängig", erklärt Herbel. Das einzige, was man dazu benötigt, ist Mais und Mist. In diesem Fall Kuhmist von der Agrargenossenschaft Wiederstedt. Die jährlichen 6 000 Tonnen Mais werden von der Landwirtfamilie Freier aus Quenstedt angeliefert. 30 Tonnen dieses Gemischs werden täglich in den Behältern zersetzt und daraus Methangas gewonnen. Dieses wird verbrannt und der daraus entstehende Strom direkt in das Stromnetz eingespeist. "Bei dem Vorgang entsteht aber auch Wärme, die problemlos von den Anwohnern zum Heizen genutzt werden könnte." Eine Erweiterung der Anlage ist indes nicht vorgesehen. Dafür will man zukünftig aber vom Mais als Zusatz wegkommen. Möglich wären zur Untermischung auch Zuckerübenschalen oder Hirsearten. "Da gibt es viele Möglichkeiten", sagt Herbel. Und auch gegen mögliche Erreger wie der derzeitig kursierende EHEC-Keim - obwohl dieser bisher nicht Biogasanlagen nachgewiesen werden konnte - wurde bereits vorgesorgt: "Schon jetzt ist ein Keimtöter in der Anlage eingebaut. Dabei wird die Masse auf 70 bis 90 Grad erhitzt." Erst dann wird sie an die Landwirte zum Düngen freigegeben. Vorteil ist dabei zudem, dass die Masse nach der Zersetzung auch frei von Geruch ist. "Es ist auch deshalb wichtig, dass wir in Deutschland weiter auf die erneuerbare Energie umstellen. Wir haben aber gerade erst begonnen", sagt Herbel und will weitere Investitionen, auch in Sachsen-Anhalt, nicht ausschließen.

Zur Eröffnung der Anlage sind Interessierte am 20. Juni ab 14 Uhr auf das Gelände im Lohweg in Quenstedt eingeladen.