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Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: Russische Kinder zu Gast in Eisleben

Von detlef liedmann 06.08.2012, 16:27

eisleben/MZ. - Die zweieinhalb Tage dauernde Busfahrt sieht man Mascha, Wera, Alexander, Nikita sowie den anderen Kindern und Jugendlichen nicht mehr an, als sie am Montagvormittag nach Teil eins ihres Stadtrundgangs auf den Eisleber Markt einbiegen. Ausgeschlafen und frisch frisiert zeigen sie sich nach ihrer ersten Nacht am Vatteröder Teich im Ratssitzungssaal gesprächig und klatschen Beifall, als Oberbürgermeisterin Jutta Fischer (parteilos) ihre längst verschüttet geglaubten Russischkenntnisse wiederbelebt und sich kurz vorstellt. Und wie es Brauch ist bei solchen Begegnungen, werden Geschenke ausgetauscht. Kosmetik für die Mädchen und Jungen aus Russland, Wein und Bildbände für ihre Betreuer. Eislebens Stadtoberhaupt Fischer bekommt ein buntes Bild, welches die 16-jährige Wera in wochenlanger Handarbeit nicht gemalt sondern gestickt hat.

Weras erste Eindrücke von Deutschland? "Eine schöne Landschaft, aber viele Windräder. Schmale Straßen, eng zusammen stehende Häuser", übersetzt Antonina Kurguzova, Leiterin des Kreativhauses Nerechta, wo ein Großteil der mehr als 30 Kinder und Jugendlichen ihrer Fantasie freien Lauf lassen können beim Entwerfen und Schneidern von Röcken und Blusen, beim Malen, Tanzen oder dem Drehen von Trickfilmen.

Dass sie sowie einige Mädchen und Jungen aus dem Kinderheim Ostrowski derzeit eine Erlebniswoche im Kreis verbringen können, geht auf das Konto des Vereins Kinderdirekthilfe um dessen Vorsitzenden Siegfried Lau aus Helbra. Seit 20 Jahren engagiert sich der Hochschuldozent beruflich und sozial in Russland, etwa acht Jahre davon besonders intensiv im Kreativhaus Nerechta, einer 25 000-Einwohner-Stadt 400 Kilometer nordöstlich von Moskau. Allein die Busfahrt von dort ins Mansfeldische verursacht Kosten von 7500 Euro, Unterbringung, Verpflegung und Programm etwa noch einmal so viel. "Das kann unser Verein natürlich nur dank der Spenden stemmen", so der 63-jährige Lau. Die reichen von fünf Euro durch eine sozial engagierte Großmutter bis zu mehreren hundert durch Firmen. Rund 200 Euro bekommt ein Durchschnittsverdiener pro Monat in Nerechta. "Die Kinder und Jugendlichen zahlen für die Fahrt einen kleinen Eigenanteil, den Rest tragen wir", sagt Lau weiter. Nach dem Empfang im Rathaus zog der bunte Tross in Richtung Feuerwehr, nachmittags wurde gebowlt.

Am Dienstag steht unter anderem ein Besuch im Sangerhäuser Rosarium auf dem Programm, Mittwoch geht es nach Leipzig, Donnerstag in den Harz. Und am Freitag dürfte manche Träne fließen. Dann heißt es ab 16 Uhr Abschied nehmen. "Wer möchte, kann uns Freitag bei der Lebenshilfe besuchen", sagt der Vereinsvorsitzende Siegfried Lau.