Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: Plötzlich Mutter von Waschbär und Marder

ZABENSTEDT/MZ. - Schlaflose Nächte. Davon hat Karsta Rößler aus Zabenstedt jede Menge seit einigen Wochen. Im Dreistundentakt bimmelt der Wecker. Anstatt einfach weiter zu schlafen, rührt die 56-Jährige Milch an, füllt sie in kleine Nuckelflaschen um und verfütterte sie an die hungrigen Mäuler. Genau sieben an der Zahl. Die neuen Untermieter ihrer Tierpension sind aber nicht wie üblich Hund, Katze oder Maus. Seit neuestem ist Karsta Rößler Ersatzmutter von drei kleinen Baummardern und vier Waschbären.
"Als die Familie mit den Mardern bei mir klingelte, war ich erstmal geschockt", gibt selbst die tiererfahrene Rößler zu. Und trotzdem wies sie die Finder nicht ab, nahm sich den damals vier Wochen alten Vierbeinern an. Unter dem Dach hatte die Familie das Versteck der Jungen gefunden. "Sie wollten das Dach neu decken, dann wäre die Mutter aber niemals mehr zu ihren Jungen durchgekommen", erklärt Rößler, warum es keine andere Möglichkeit gab, als sie abzugeben.
Ebenso tragisch auch die Herkunft der heute acht Wochen alten Waschbären-Babys: "Eine Frau hatte die Mutter der Jungen immer auf der Terrasse gefüttert. Eines Tages kam sie nicht wieder und die Jungen blieben allein. Sie hätten es ohne fremde Hilfe nicht überlebt", ist sich Rößler sicher.
Umso erfreulicher ist, dass alle sieben Zöglinge der Zabenstedterin nun aus dem Gröbsten raus sind. Munter klettern sie nun die Holzrampe im rund drei Mal vier Meter großen Käfig hinauf, hangeln sich auf den Kratzbaum oder krallen sich an das Metallgitter. "Sie sind wie kleine Kinder, die immer spielen möchten. Und noch vertragen sie sich", sagt Rößler. Zwischendurch gibt es mittlerweile feste Nahrung, vor allem Katzenfutter und Obst. Am liebsten mögen die Marder Birnen, reife Mangos und entkernte Kirschen. "Sie schmatzen dann wie kleine Ferkel."
Bis August will Rößler die sieben Wildtiere weiter betreuen und beginnen, sie an die Natur zu gewöhnen. "Man kann sie nicht nur in der Prärie aussetzen. Ich muss ihnen genau zeigen, wie sie sich Nahrung beschaffen können und wie ihre Mutter durch das Gras krauchen", sagt Rößler. Außerdem sollen sie vor ihrem Freigang noch kastriert beziehungsweise sterilisiert werden. Damit soll vermieden werden, dass sich sie sich weiter vermehren.
Noch lieber als die Tiere in die Natur auszusetzen, wäre ihr aber, sie in einer der wenigen Wildtierstation unterzubringen. "Die Plätze sind aber sehr rar. Und Tierparks oder Zoos nehmen sich dieser Tiere nicht an."
Dass viele Menschen sie nur als Schädlinge ansehen, damit will sich Rößler nicht abfinden. "Jedes Tier hat seine Daseinsberechtigung. Auch den Tieren muss geholfen werden. Man kann sie nicht sterben lassen", findet Rößler und nimmt deshalb auch gern noch weitere schlaflose Nächte in Kauf.