Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: Kunst zwischen Küche und Nähtisch
HETTSTEDT/MZ. - Mehr als 60 Kunstwerke hängen seit wenigen Tagen verteilt auf den 60 Quadratmetern Fläche in der Hadebornstraße 112. "Wegen der Hausnummer habe ich mich auch für den Namen ,Galerie 112' entschieden", sagt die 54-Jährige.
Die Bilder - sie hat sich auf Aquarelle und Collagen spezialisiert - hängen aber nicht einfach an sterilweißen Zimmerwänden. Sie sind passendes Schmuckwerk zum historischen Mobiliar im Erdgeschoss des Zweifamilienhauses. Bis vor kurzem wohnten hier noch die Schwiegereltern der Künstlerin. Aus Krankheitsgründen mussten sie aber plötzlich ins Seniorenheim. "Die Räume standen leer, deshalb haben mein Mann und ich beschlossen, eine Hausgalerie dort einzurichten." Neun Wochen dauerte der Umbau.
Jetzt hängen bunte Blumen- und Landschaftsbilder im hellgrün gemalerten Kunstwohnzimmer über Kirchenbank, alten Kinosesseln und Nähtisch.
Ganz anders das Casablanca-Zimmer: "Es erinnert ein wenig an den Film, deshalb habe ich es so genannt", sagt Knüppel. Hier dominieren eindeutig die 50er Jahre, mit ausgefallener Stehlampe und passendem Kleid am Kleiderbügel. "Das ist original aus dem Jahrzehnt. Das habe ich im Internet ersteigert." Überhaupt hat sich Knüppel von überall her mit Möbeln, Accessoires und Materialien für ihre Kunst eingedeckt. Auf Trödelmärkten, in Antikläden und auf dem eigenen Dachboden. So entstanden auch die Bilder aus bunten Stoff-Fetzen und Farbe. "Die habe ich extra für dieses Zimmer angefertigt", sagt Knüppel.
Denn neben der Aquarell-Malerei versucht sie sich auch in "Schrottkunst", wie sie es bezeichnet. "Ich nenne es auch: Natur trifft Technik." Einen Eindruck davon bekommt man auch in der Galerieküche. Dort hängen neben historischer Küchenzeile und der Rübenreibe Bilder, auf denen bemalte Schrauben, Eierpappen und Wurzeln kleben.
Die Hausgalerie ist aber nicht allein zum Betrachten und zum Bilderkauf gedacht. "Es soll auch ein Treffpunkt sein, wo Kunstinteressierte und Maler der Region zusammenkommen und sich austauschen können", hat sich Knüppel vorgestellt. Auch deshalb der wohnliche Charakter mit Sitzgelegenheiten.
Das war schon immer der Wunsch der gebürtigen Brandenburgerin, die seit ihrer Kindheit malt. "Ich habe nie damit aufgehört." Auch nicht, als sie bis zur Wende als Betriebswirtin tätig war und sich später um ihren Sohn kümmerte. Jetzt - ist sie sich sicher - "ist die Kunst kein Hobby mehr, jetzt ist sie mein Hauptberuf". Und wer daran teilhaben möchte, ist herzlich willkommen in ihrer Hausgalerie.