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Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: Heimatfreunde stoppen Abriss des Humboldt-Schlösschens

Von WOLFRAM BAHN UND HELGA LANGELÜTTICH 21.04.2010, 18:55
Das Humboldt-Schlösschen in Hettstedt beherbergt das Mansfeld Museum.
Das Humboldt-Schlösschen in Hettstedt beherbergt das Mansfeld Museum. Archiv/LUKASCHEK Lizenz

HETTSTEDT/BURGÖRNER/MZ. - Wer heute vor dem schmucken Mansfeld Museum in Hettstedt steht, ahnt nicht, dass das stattliche Herrenhaus fast dem Abriss zum Opfer gefallen wäre. Dass das Humboldt-Schlösschen in Burgörner / Altdorf immer noch steht, ist mutigen Heimatfreunden zu verdanken. Sie verhinderten in den 70er Jahren den vollständigen Abriss des Gebäudes, in dem sich einst Wilhelm von Humboldt und seine spätere Frau Caroline von Dacheröden kennen lernten und einige Zeit lebten.

Im Jahre 1885 hatten die Humboldtschen Nachkommen das Gebäude an die Kupferschieferbauende Gewerkschaft, den Vorgänger des Mansfeld Kombinats, verkauft. Sie nutzte das Gebäude für leitende Mitarbeiter als Wohnhaus. Mit Ende des Zweiten Weltkrieges fanden viele Flüchtlinge dort eine Unterkunft, das Gebäude war total überbelegt. Es wurde nicht mehr renoviert, nur noch abgewohnt. Das Dach war im Laufe der Jahre undicht geworden, das Gebäude machte einen schlimmen Eindruck.

Im Hettstedter Bauhof hieß es eines Tages im Jahre 1974: Der olle Kasten wird abgerissen. Ein Schwimmbad sollte auf der Gutswiese entstehen, sogar von einem Eisstadion war die Rede. Davon erfuhr auch Ortschronist Erich Graf, der damals beim Bauhof als Tischler beschäftigt war. "Ich und viele andere Einwohner waren entsetzt", erinnert sich Graf noch genau an jene schicksalhaften Tage. Er wusste nicht nur um den kulturhistorischen Wert des Schlösschens. Der heute 74-jährige Rentner hat auch eine persönliche Beziehung zu dem Anwesen. "Vorfahren von mir haben dort auf dem Gutshof gearbeitet", erzählte er der MZ.

Man müsse unbedingt etwas tun, waren sich alle einig. Graf und auch der Grafiker Hans-Werner Scharf wandten sich unabhängig voneinander an die in Berlin-Tegel lebende Anna Maria von Heinz, eine Nachfahrin der Humboldts. Sie sollte ihnen die Namen berühmter Besucher des Humboldt-Schlösschens nennen, um den zuständigen Behörden den Stellenwert des Haues bewusst zu machen.

"Bald darauf erhielten wir mehrere Briefe aus Berlin", so Graf. Darin befand sich umfangreiches Material zur Geschichte des Humboldt-Schlösschens. Die Frau Friedrich von Schillers, die Familie des Staatsreformers vom und zum Stein und auch der Preußenkönig Friedrich Wilhelm IV. waren einst Gäste des Hauses. Außerdem schickte Anna Maria von Heinz zahlreiche Kopien von Zeichnungen von Humboldts Enkelkindern, die diese bei ihren Ferienaufenthalten in Burgörner gemalt hatten.

Mit Hinweis auf die Berühmtheiten, die einst im Humboldt-Schlösschen zu Gast waren, wurden der damalige Hettstedter Bürgermeister Rolf Klaus und maßgebliche Vertreter der Kreisverwaltung auf die geschichtlichen Hintergründe dieses Wahrzeichens von Burgörner / Altdorf hingewiesen. Und diese Aktion führte zum Erfolg. "Wir konnten sie überzeugen, das Herrenhaus stehen zu lassen", ist Graf bis heute froh. Der Abriss, der bereits den Turm und Nebengebäude getroffen hatte, wurde daraufhin gestoppt. Mehr noch: Die wichtigsten baulichen Erhaltungsarbeiten wurden ausgeführt, so dass das Herrenhaus vor dem Verfall bewahrt wurde.

Als das Mansfeld Kombinat eine würdige Präsentationsmöglichkeit für das Modell der ersten deutschen Dampfmaschine Watt'scher Bauart suchte, fand man in dem Herrenhaus in Burgörner das passende Gelände. Im Jubiläumsjahr 1985 konnte der Nachbau, der bis heute zu den Attraktionen des Museums gehört, in Betrieb genommen werden. In diesem Zusammenhang wurden das Humboldt-Schlösschen und das Außengelände neu gestaltet. Graf hofft, dass das Mansfeld Museum nun nach der Übergabe an die Stadt zu neuem Leben erblüht.