Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: Glückliche Zeit in Burgörner
HETTSTEDT/MZ. - Es schien, als seien die Humboldts gerade aus einem Gemälde des 18. Jahrhunderts gestiegen. So wirkte das Bühnenbild mit einem wie damals gedeckten Tisch, an dem Wilhelm von Humboldt alias Ulrich Fischer und seine Frau Caroline von Dachröden alias Annette Baldin in der Kleidung ihrer Zeit sich gegenüber saßen und aus ihren Briefen lasen. Und das alles spielte sich in jenem Schlösschen in Burgörner ab, in dem die beiden Eheleute einige Jahre zusammen lebten und das heute das Mansfeld-Museum beherbergt.
Doch bevor die beiden Akteure der Landesbühne aus Eisleben - Fischer ist dort sogar Intendant - einen Einblick in ihr Seelenleben gaben, stimmte Museumsleiter Hans-Jürgen Radam das zahlreich erschienene Publikum mit interessanten Details über das Schlösschen auf die Lesung ein. So erfuhren die Zuhörer, dass das Schloss im Jahre 1720 erbaut wurde und mit seinem Park von einer Mauer umgeben war. Dazu gehörte ein Gutshof mit Wirtschaftsgebäuden.
In dieser Umgebung wuchs Caroline mit ihrem Bruder Ernst auf, beide erhielten eine hohe Bildung. Durch einen Freund lernten sich Caroline und Humboldt kennen. Sie verliebten sich und heirateten.
In den Briefen, die sie sich schrieben, spürt man die Liebe, die enge Bindung auch nach vielen Ehejahren, wobei Wilhelm von Humboldt häufig in der Lyrik seiner Zeit schrieb. Seine Meinung zur ehelichen Bindung gab er seiner Caroline schriftlich: "Eine Heirat hat selten einen günstigen Eindruck auf mich gemacht - aber mich hat sie gerettet!" Offen bleibt, wovor sie ihn bewahrt hat.
Zunächst lebten die Eheleute in Burgörner, nachdem er den Dienst am Berliner Kammergericht quittiert hatte. Dazu schrieb die junge Ehefrau: "Das Leben ist so kurz - wozu sich die schönsten Jahre, die Jahre der Kraft und der blühendsten Fülle verderben!" Burgörner, so geht aus den Briefen hervor, war für die Eheleute ein Ort der Ruhe und Erholung. Ein Ort, in dem sie ihr gemeinsames Glück genießen konnten, denn beide waren später häufig durch Reisen getrennt.
Sie führten eine Ehe als gleichberechtigte Partner. Die vielseitig gebildete Caroline war ihrem Wilhelm nicht nur Ehefrau, sondern Partnerin mit vielseitigen Interessen. So verband sie auch eine enge Freundschaft mit Charlotte Schiller, die Ehefrau von Friedrich Schiller. Wie glücklich die Eheleute waren, zeigten die Briefe. Nach 27 Ehejahren schrieb Wilhelm an die Mutter seiner inzwischen acht Kinder "Ich glaube nicht, dass es auf Erden noch Eheleute gibt, auf die das Eheleben so tief und wechselseitig gewirkt hat! Ich kann auf Schritt und Tritt nachweisen, wie ich alles durch Dich geworden bin, teures, geliebtes Wesen!"
Nicht nur die Lesung beeindruckte die Zuhörer, sondern auch die musikalische Umrahmung, mit der die Pianistin Tatjana Seupt das Auditorium mit meisterhaftem Spiel von Werken Schumanns und Mendelssohn-Bartholdys erfreute. Das Publikum dankte mit begeistertem Applaus den Interpreten.