Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: Frauen stellen historische Figuren dar
eisleben/MZ. - Die Teilnahme ist kostenlos. Der etwa zweieinhalbstündige Rundgang endet auch wieder am Rathaus, wo der Frauenverein im Ratssaal Kaffee und Kuchen anbieten wird. Außerdem singt der Kurrende-Chor mittelalterliche Lieder.
Das Besondere an der Führung: Insgesamt zehn Frauen in Kostümen werden an den einzelnen Stationen historische Figuren aus der Eisleber Geschichte darstellen. Die Idee einer solchen Zeitreise habe sie schon seit Jahren mit sich herumgetragen, sagt die städtische Gleichstellungsbeauftragte Maria Hahn, die das Projekt nun gemeinsam mit der Historikerin und ehemaligen Stadtarchivarin Marion Ebruy auf den Weg gebracht hat - finanziell unterstützt durch die Sparkasse Mansfeld-Südharz und die Rosa-Luxemburg-Stiftung.
Ihre Mitstreiterinnen hat Hahn unter anderem im Frauenverein, in Kirchengemeinden oder im Kinder- und Jugendchor gefunden. Auch eine Sangerhäuserin und eine Hallenserin sind dabei. Zwei Schülerinnen des Luther-Gymnasiums wirken ebenfalls mit - als Bademädchen. Zur Reformationszeit gab es mehrere städtische Badestuben, die allen Einwohnern offen standen. Der Bader nahm auch kleine chirurgische Eingriffe vor, verarztete Wunden und zog Zähne.
Marion Ebruy, die den Rundgang leiten und zum Auftakt einen allgemeinen Überblick über Eisleben im 16. Jahrhundert geben wird, stellt die Barbara Bucher dar. Die Buchers waren Hüttenbesitzer und Kupferhändler und gehörten zu den reichsten Familien der Stadt. Barbara stammte aus dem berühmten Augsburger Patriziergeschlecht der Welser; sie kam durch die Heirat mit Jacob Bucher nach Eisleben. Die Familie, der sogar das Schloss Seeburg gehörte, verlor später allerdings ihren Besitz - Barbara Bucher starb in Armut.
Eine interessante historische Figur ist auch Florentina von Oberweimar. Als Sechsjährige kam sie ins Kloster Neu-Helfta. Angeregt durch Luthers reformatorische Schriften floh die junge Nonne mit 16 Jahren aus dem Kloster. "Danach verliert sich leider ihre Spur", sagt Maria Hahn, die selbst die Florentina verkörpern wird. Weitere Persönlichkeiten, die die Teilnehmer der Führung treffen werden, sind zum Beispiel die Gräfinnen Margarete und Dorothea von Mansfeld; Elisabeth Agricola, die Frau des Rektors Johann Agricola; und Margarete Luder, die Mutter von Martin Luther. Aber auch Markt- und Handwerkerfrauen sowie eine Hebamme sind vertreten. "Der Sinn des Projekts war auch, dass wir uns selbst noch einmal mit der Geschichte der Figuren beschäftigen", so Hahn. Nachlesen lässt sich das alles in einer kleinen Broschüre, die die frühere Stadtarchivarin Ebruy verfasst hat und die bei dem Rundgang erworben werden kann.
Die Führung, die in dieser Art erstmals veranstaltet werde, solle "keine einmalige Sache" sein, so Hahn. "Ich könnte mir vorstellen, dass wir das - in kleinerem Umfang - regelmäßig über die Tourist-Information anbieten. Vielleicht zu besonderen Anlässen oder auch jährlich mit wechselnden Themen bis zum Reformationsjubiläum 2017."