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Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: Drei Generationen in einer Firma

Von JAN-OLE PRASSE 30.11.2011, 18:48

ROTHENSCHIRMBACH/MZ. - Zunehmend haben Unternehmer in Sachsen-Anhalt Probleme einen Nachfolger aus der Familie zu finden. Bei Klaus Bernutz spielt das keine Rolle. In seiner Firma "Bernutz Einrichtungssysteme" aus Rothenschirmbach arbeiten mittlerweile drei Generationen zusammen. Er selbst, seine Tochter Anett Köhler und seine Enkelin Nadja Köhler. Damit das funktioniert, muss sich jeder ein wenig zurücknehmen. "Man muss tolerant und zu Kompromissen bereit sein", erklärt Klaus Bernutz das Erfolgsgeheimnis.

Vor 20 Jahren startete der 66-Jährige mit seiner Idee in die Selbständigkeit. Bernutz bietet komplette Bürolösungen für Geschäftskunden an - von der Planung über die Beschaffung bis zur Montage. "Das ist sozusagen ein All-inclusive-Paket", sagt er. Zuvor hatte der Diplom-Ingenieur im Walzwerk Hettstedt in leitender Position gearbeitet. Für ihn war nach der Wende aber schnell klar, dass er dort nicht bleiben konnte. "Ich habe schon früher gerne gezeichnet und entworfen", so Bernutz.

Nur zwei Jahre nach der Gründung stieg seine Tochter, die zuvor ebenfalls im Walzwerk gearbeitet hatte, in die Firma ein. "Das ist nicht immer einfach mit dem Vater zusammenzuarbeiten. Es wird auch mal gestritten, aber am Ende muss man gemeinsam zu einer Entscheidung stehen", erzählt Anett Köhler, die seit dem letzten Jahr Geschäftsführerin der Firma ist. Im Oktober 2010 begann dann auch noch ihre eigene Tochter Nadja nach ihrem Studium der "mittelständischen Wirtschaft" im Familienunternehmen. "Das war nicht von vornherein geplant, aber als ich fertig war, sagte Mutti zu mir, dass jemand gebraucht wird", berichtet die 24-Jährige. Ein bisschen unsicher war Nadja Köhler schon, ob das die richtige Entscheidung sei. "Na, ob das klappt, wenn du alle den ganzen Tag siehst", erinnert sie sich an ihre damaligen Sorgen. Aber im Endeffekt funktioniere es reibungslos, meint die 24-Jährige. Schließlich profitieren auch alle von der altersübergreifenden Zusammenarbeit. "Gerade was die Technik angeht, hilft das schon", schildert Bernutz. So ist die Firma schon auf Facebook vertreten und plant demnächst einen Internet-Shop.

Nicht nur die Generationenfrage kann schwierig sein. Auch Abschalten falle schwer. "Schließlich nimmt man die Firma mit nach Hause. Da kann es sein, dass am Wochenende beim Essen nochmal über das Geschäft diskutiert wird", sagt Anett Köhler. Und Seniorchef Klaus Bernutz ergänzt: "Wir leben mit der Firma, schließlich haften wir auch voll." Neben den drei Familienmitgliedern arbeiten noch zwei Angestellte für das Unternehmen.

In den Jahren, in denen er zusammen mit seiner Tochter Einrichtungssysteme verkauft, gab es aber auch Höhen und Tiefen. "Besonders schwierig ist es, wenn Rechnungen zu spät gezahlt werden", sagt der 66-Jährige. Das könne eine kleine Firma schon einmal in finanzielle Bedrängnis bringen, denn die eigenen Auslagen sind ja schon bezahlt. Anstrengend sei auch die Kundengewinnung - das so genannte "Klinkenputzen". "Das kann manchmal ganz schön frustrierend sein, aber ohne geht es nicht", meint Nadja Köhler. Bei seinen Zulieferern für Möbel arbeitet Bernutz am liebsten mit regionalen, mittelständischen Firmen wie "Reiss" aus Bad Liebenwerda zusammen. "Für mich ist es wichtig, wenn die eine ähnliche Geschichte haben wie wir", verrät der Firmengründer.