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Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: Bäche aus sieben Gründen speisen die Böse Sieben

Von THOMAS WÄSCHE 18.10.2010, 16:20

EISLEBEN/MZ. - Es sind also die sieben Gründe, welche maßgeblich an der Entstehung des Namens Anteil hatten. Von Norden nach Süden, bzw. vom entferntesten Quellbach aus gesehen, wären dies: Vietsbach (Vietsgrund ist nicht geläufig, wohl aber auch die Bezeichnung Goldbach); der Dippelsgrund mit dem Dippelsbach; der Kliebig oder Kliebich (früher auch "Klebigk") mit dem Kliebigs- oder auch Klippenbach; der Goldgrund mit seinem Bach; der Pfallergrund, ganz ohne Fließgewässer; der Saugrund, dessen Quellen so wenig Wasser liefern, dass es fast nie den Zulauf erreicht; sowie letztlich der Wolferöder Grund mit seinem namenslosen und jetzt zumeist unterirdisch kanalisierten Bach. Selten hört man Wolferöder Bach. Früher sprach man allenfalls von "Zieglers Graben", abgeleitet vom dortigen ehemaligen Gut, in dessen Nähe die Quelle entspringt.

Diese Zusammenstellung deckt sich übrigens mit der Internet-Enzyklopädie Wikipedia. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass auf älteren Karten der Saugrund immer mit Fließgewässer dargestellt ist. Auch ist es bemerkenswert, dass auf den ganz frühen Drucken des 16. und 17. Jahrhunderts, welche auf Arbeiten Tilemann Stellas gründen, nur ein Hauptarm, nämlich der Vietsbach eingezeichnet ist, sowie ein weiterer Zweig, welcher den Wolferöder Bach darstellt. Beide scheinen also zu jener Zeit eine vorrangige Stellung, eventuell in Bezug auf die Wassermenge besessen zu haben.

Auch ist im Bereich von Wimmelburg eine Dreiecksverbindung eingezeichnet, welche gegebenfalls im Bezug zu einer Mühle und deren Mühlgraben oder zu Bergbauanlagen stehen könnte.

Wie kam es aber nun zu der Bezeichnung "die Böse"? Eigentlich ist die "Böse Sieben" ein Kartenblatt aus dem Karnöffelspiel, welches heute leider keiner mehr zu spielen vermag, an welchem ein zankendes, widerspenstiges und boshaftes Weib dargestellt ist, ursprünglich aus der Schwankliteratur stammend.

Ob nun dieses Kartenblatt den Anreiz dazu gab, das zu Un- und Tauwetter hin und wieder gewaltige, oder eben böse Wasser aus den sieben Gründen, mit einem neuen umgangssprachlichen Namen zu versehen, muss dahingestellt bleiben. Zumindest kann man annehmen, dass es einem schalkhaften Einzelnen zu verdanken ist, dass unser Bach Böse Sieben heißt.

Seit wann dies so ist, ist jedoch ebenso ungewiss. Erstmals erscheint auf der Landkarte von Reimann zu Beginn des 18. Jahrhunderts die Bezeichnung "die Böse", was durchaus berechtigt ist, wenn man bedenkt, dass in früheren Zeiten viele Menschen in ihr ertrunken sind und die Sachschäden immens gewesen sein müssen.

Es soll aber auch nicht außer Acht gelassen werden, dass der Lauf der Klippe / Böse Sieben innerhalb und hinter der Stadt noch nicht immer so war, wie wir ihn heute kennen. Eigentlich befand sich der natürliche Lauf an der Grabenstraße, so wie jetzt auch, entlang, folgte dann aber etwa der südlichen Häuserreihe der Badergasse und der Lindenallee bis zur Aue, bzw. dem früher dort befindlichen Faulen See. Der Chronist Spangenberg berichtet, dass aus dem Mansfelder Grund, das Wasser oft mit verheerender Gewalt zur Stadt hereinschoss, ". . .haben sie denselben Lauf abgemerkt und derselben Flut mit einem Graben Raum gemacht. . ."

Das alte Bett ist also in Höhe der Brücke Glockenstraße verschlossen worden. Das Wasser wurde kanalisiert in einen Graben der Landwehr abgeleitet. Oberhalb der Altstadt ist darüber hinaus bereits ein Großteil des Wassers, im Sommer vielleicht sogar das gesamte Wasser, in den Mühlgraben eingeleitet worden, welcher zu Füßen der inneren Stadtmauer liegend, teils sogar überwölbt, wiederum Richtung Aue die Stadt verließ und später über mehrere Kanäle wieder der Bösen Sieben zufloss. Die vorhandenen Reste des Mühlgrabens sind nunmehr ohne Funktion.