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Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: Auf Schneckenernte

Von HELGA LANGELÜTTICH 25.09.2011, 16:17

HERMERODE/MZ. - Als Heinz Strache und Lothar Becher vor fünf Jahren ihre Farm eröffneten, gab es dafür viel Kopfschütteln und Abneigung. Am Sonnabend zum Tag der offenen Tür war davon nichts mehr zu spüren. Zahlreiche Besucher strömten auf das vier Hektar große Gelände und Heinz Strache konnte sich vor Fragen der Interessenten kaum retten.

Die Besucher konnten aber auch die Erntezeit miterleben: Strache löste vorsichtig die Schnecken von den Brettern, unter denen sie klebten. Die Babies, die Glasschnecken (weil ihr Haus noch durchsichtig ist) werden überwintern. Die ausgewachsenen werden geerntet und lebend an Hotels im In- und Ausland verschickt. Die Vermehrung auf der Farm ist einfach. Die Hermeröder Helix Aspersa sind Zwitter und vermehren sich selbst, sogar zweimal jährlich. Nach dem Eierlegen sind die Babyschnecken nach 25 bis 27 Tagen ausgebrütet. Feinde haben sie nur wenige: Igel, Waschbären, Wildschweine "und den Menschen", fügte ein Besucher lächelnd hinzu.

Die Tiere zu verzehren, kommt für Gisela Linke aus Ziegelrode nicht in Frage: "Ich finde das alles interessant, aber essen möchte ich sie nicht." Anders Norbert Mania, der bereits Erfahrung mit unterschiedlichen Zubereitungsarten gesammelt hat. "Man kann alles kosten. Und richtig zubereitet, sind die Schnecken eine Delikatesse", meinte der Senior.

Etwas zögerlich nahm hingegen der sechsjährige Jonathan, der aus Goslar bei Oma und Opa Hübner aus Hettstedt zu Besuch war, einige Schnecken in die Hand und schaute interessiert zu, wie sie die Fühler aus ihrem Schneckenhaus streckten. "Aber essen möchte ich sie nicht", meinte der Erstklässler, und diese Meinung teilte auch seine Oma.

Strache, von Beruf eigentlich Raumausstatter, hatte die Idee zu einer solchen Farm durch einen Fernsehfilm bekommen. "Ich wollte mich mal verändern und was mit Tieren machen. Die Schnecken interessierten mich. Das für die Zucht notwendige Land konnte zum Vorhandenen zugepachtet werden, das nötige Know-how zur naturnahen Zucht erwarben wir uns als Mitglieder im Verband für artgerechte Schneckenzucht Deutschlands. Zudem nehmen wir an Seminaren und Erfahrungsaustausch mit anderen Züchtern teil", erzählt der Schneckenzüchter rückblickend.

Auch in Deutschland finden die Tierchen, entsprechend zubereitet, immer mehr Liebhaber. Ihr Vorteil: Sie haben kaum Fett, festes Fleisch und einen hohen Proteingehalt. Und wer wollte, konnte sich nach dem Rundgang an Schneckensuppe oder Schneckenspießen vom Wohlgeschmack überzeugen. Und wer sich nicht traute, konnte auf Grillbratwurst ausweichen.