Mansfeld-Oskar Mansfeld-Oskar: Oliver Beck ist jedes Jahr am Klosterplatz

eisleben - Die Zahlen hat Oliver Beck alle im Kopf. „13 Jahre bin ich hier, Kati kenne ich zwölf, vier Jahre sind wir verheiratet, Lilly hat fast ihr erstes Schuljahr rum“, sagt er. Ist man da schon ein Eisleber?
„Ich bin ein Schwansfelder“, antwortet der Schauspieler und reflektiert auf seine schwäbischen Wurzeln und die für einen Mimen vergleichsweise lange Zeit am selben Spielort. „Wenn ich mich hier mit Menschen unterhalte, sagen sie mir oft, dass sie nicht gedacht hätten, dass ich aus dem Westen komme. Zu Hause sagen sie mir oft, ich wäre schon ein richtiger Ossi und spräche sogar Sächsisch. Ich antworte dann immer, das ist Hochdeutsch.“ Dabei wäre für ihn und die anderen Mitarbeiter des Theaters vor zwei Jahren fast alles vorbei gewesen. Die Existenz des Hauses an der Landwehr war wegen finanzieller Einschnitte massiv bedroht.
„Nein, ich hatte keinen Plan B. Aber wir hätten uns dann nach etwas anderem umsehen müssen“, sagt Beck und wirkt nachdenklich beim Gespräch im Biergarten der „Lutherschenke“. Ganz oben in dem Haus wohnt er mit Frau und Tochter, hält nach Proben oder Vorstellungen auf dem Heimweg gern noch einmal im Biergarten inne. Überhaupt liebt er die Natur. Im Garten der Schwiegereltern könne er so richtig ausspannen, genießt zurzeit die frischen Erdbeeren. „Schade, dass es die nicht das ganze Jahr über gibt“, sagt Beck, der gelernter Zimmermann ist und immer noch ganz passabel mit Säge und Hammer umgehen kann.
Sogar acht Semester Bauingenieurwesen hat der gebürtige Aalener, der die Gegend zwischen Bopfingen und Pflaumloch wie seine Westentasche kennt, studiert. Aber irgendwann war die Liebe zur Schauspielerei stärker. Erste Erfahrungen hatte Beck im Schülertheater und Laienspielgruppen wie dem Dramatischen Ensemble Nördlingen gesammelt, spielte Rollen von Peter Pan bis Kaiser Franz Joseph. Seine Wandelbarkeit ist auch heute eines von Becks Markenzeichen. Und obwohl er inklusive Schulprojekt („Die Welle“) während der zu Ende gehenden Spielzeit in zwölf Stücken besetzt war, hat er zum ersten Mal schon früh Zeit gefunden, sich aufs Sommerfest vorzubereiten und sich Gedanken über die nächste Spielzeiteröffnung im September zu machen.
Garantiert im Herbst auf dem Plan: „Klosterplatz“, mittlerweile der Running Gag. „Das war so in dieser Form gar nicht geplant damals. Eigentlich wollten wir nur den Mansfeldern aufs Maul schauen und ein bisschen blödeln. Mittlerweile verbreiten wir ja auch Botschaften auf diesem Weg“, sagt er.
Die Brille und die anderen Utensilien sind bei Ankleiderin Renate Berger sicher verwahrt. Da weiß Beck, wo er sie holen muss. Text und Botschaft für dieses Jahr? „Das kommt dann meist ganz spontan, ist auch davon abhängig, wie sich manche Dinge entwickeln.“ So wie der Baum im Biergarten, „der noch ganz klein war, als wir hier eingezogen sind und jetzt ein richtig stattlicher Schattenspender geworden ist“. Zurück noch einmal zum Schulprojekt. Was Beck davon hält?
„Ich finde es grundsätzlich interessant, mit jemandem von außerhalb des Hauses zu arbeiten. Und außerdem macht es Spaß.“ Was noch Spaß macht? Urlaub zum Beispiel. „Eine Woche geht es wieder zu meiner Schwester nach Ulm und an die Ostsee fahren wir auch. Lilly ist ja eine richtige Wasserratte“, plaudert der 44-Jährige.
Dreimal hat er übrigens schon den „Mansfeld-Oskar“ gewonnen und Tochter Lilly ist immer noch sein größter Fan. Und wahrscheinlich auch sein schärfster Kritiker. Beim Sommerfest am 11. Juli, das unter dem Motto „Gut behütet“ steht, wird Beck in die Rolle des Hutmachers aus „Alice im Wunderland“ schlüpfen und moderierend durch den Abend führen. Und im Herbst sitzt Becke wieder auf seiner Bank am Eisleber Klosterplatz. (mz)
Abstimmung im Internet unter www.mz-web.de/oskar