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Neue Struktur geplant Lutherstadt Eisleben will Tourismus bei den Stadtwerken ansiedeln

Nach dem angekündigten Austritt der Stadt Mansfeld aus dem Verein Tourist-Information will die Lutherstadt Eisleben den Bereich an eine neue Tochtergesellschaft der Stadtwerke übertragen. Warum es dazu bei Stadträten Bedenken gibt.

Von Jörg Müller 23.05.2024, 15:00
Luther-Darsteller Dirk Wellnitz bei einer Stadtführung am luther-Denkmal in Eisleben
Luther-Darsteller Dirk Wellnitz bei einer Stadtführung am luther-Denkmal in Eisleben (Foto: Sebastian Willnow/dpa)

Eisleben/MZ. - Die Lutherstadt Eisleben plant eine neue Struktur für den Bereich Tourismus. Statt des bisherigen Vereins Tourist-Information soll eine neue Tochtergesellschaft der Stadtwerke diese Aufgabe übernehmen. Wenn der Stadtrat in seiner Sitzung am 4. Juni zustimmt, soll die Tochtergesellschaft Anfang 2025 starten.

Mansfeld geht beim Tourismus eigene Wege

Die Frage, ob die Tourismusförderung in Form eines Vereins oder einer GmbH betrieben werden sollte, ist seit Jahren immer wieder mal diskutiert worden. Dass das Thema jetzt akut wird, liegt vor allem daran, dass die Stadt Mansfeld zu Ende Juni dieses Jahres aus dem gemeinsamen Verein Tourist-Information austreten wird. Mansfeld hatte die Kündigung der Mitgliedschaft damit begründet, im Tourismus eigene Wege gehen zu wollen. Der Bereich soll in die Mansfelder Wohnungsbau- und Verwaltungsgesellschaft mbH integriert werden.

„Wir müssen jetzt darauf reagieren“, sagte der Eisleber Bürgermeister Carsten Staub (parteilos) im Gespräch mit der MZ. Zugleich gehe es darum, „die Weichen für die nächsten Jahrzehnte zu stellen“. Aus seiner Sicht habe sich die Vereinsform im Tourismus nach mittlerweile 30 Jahren überlebt. „Als Verein mit ehrenamtlichem Vorstand stoßen wir wirtschaftlich an Grenzen“, so Staub.

Gerade auch, wenn es um Personalangelegenheiten gehe. Laut dem Bürgermeister werden zwei der drei Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Eisleben in diesem Jahr in Ruhestand gehen. „Um qualifiziertes Personal einstellen zu können, müssen wir entsprechende finanzielle Rahmenbedingungen schaffen“, so Staub.

Eng bemessenes Budget ist ein Problem

Er und sein Mansfelder Amtskollege Andreas Koch sind derzeit als Vorsitzende tätig. Der Verein finanziert sich aus den Mitgliedsbeiträgen, Zuschüssen der Städte und von Sponsoren sowie eigenen Einnahmen, zum Beispiel aus dem Verkauf von Souvenirs und regionalen Produkten. Insgesamt sei Tourismusförderung „immer ein Zuschussgeschäft“, so Staub. Das eng bemessene Budget sei aber oft ein Problem, wenn es zum Beispiel um eine größere Aktion oder Werbemaßnahme gehe. „Der Verein lebt von der Hand in den Mund.“

Für die Übertragung des Bereichs Tourismus an die Stadtwerke spricht laut dem Bürgermeister noch ein weiteres Argument. Denn bei dem kommunalen Unternehmen soll ohnehin eine Tochtergesellschaft gegründet werden, die künftig die Ladesäulen in der Stadt betreibt.

Neue Gesellschaft für Betrieb der Ladesäulen

Grund dafür ist, dass der Eigentümer der Ladeinfrastruktur nicht zugleich der Betreiber sein darf. Die neue Tochtergesellschaft soll neben dem Geschäftsfeld Ladesäulen auch den Tourismus übernehmen. Aus rechtlicher Sicht spreche nichts dagegen, so Staub. Die Stadt sei diesbezüglich in der Abstimmung mit der Kommunalaufsicht.

Im Stadtrat sind die Pläne allerdings nicht unumstritten. Während die Fraktionen der Linken und der AfD bereits Zustimmung signalisiert haben, äußerten im Hauptausschuss Stadträte der CDU/FDP-Fraktion sowie der Fraktion SPD/Grüne/FFW/FBM Bedenken. Andreas Gräbe (CDU) sagte der MZ, es stehe außer Frage, dass im Bereich Tourismus etwas getan werden müsse.

Die Frage sei aber, ob der Tourismus beim städtischen Energieversorger optimal aufgehoben sei. „Märkte, Kultur und Tourismus – das würde gut zusammenpassen.“ Allerdings dränge aktuell die Zeit. „Wir müssen jetzt erst einmal eine Lösung finden“, so Gräbe.