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Leim aus Hasenhaut hält das Epitaph jetzt zusammen

Von RONALD DÄHNERT 03.12.2008, 17:00

EISLEBEN/MZ. - Karin Brinz und Oliver Tietze, Restauratoren aus Halle und Leipzig, haben in den zurückliegenden Tagen sowohl das Koburger-, als auch das Bucher-Epitaph wieder so hergestellt, dass sie die nächsten Jahren in der Ausstellung unbeschadet überstehen. Dabei ging es in erster Linie um die Beseitigung der Risse in dem Holz, auf das die Bilder gemalt sind. Immerhin, so erinnert Restaurator Oliver Tietze, waren die Epitaphe bis 1816 auf dem Eisleber Campo Santo Wind und Wetter ausgesetzt. Aber auch danach seien sie nicht immer "artgerecht" ausgestellt worden.

Jetzt also mussten die beiden Epitaphe wieder zusammengeleimt werden. Wenngleich "zusammenleimen" die Arbeit von Karin Brinz und Oliver Tietze nur unzureichend beschreibt. Beim Koburger-Epitaph klaffte in der Senkrechte des Rundbogengemäldes "bestimmt schon seit 100 Jahren ein Riss", so Tietze. Warum in der Mitte? Es sei die schwächste Stelle des Bildes, das immerhin schon in den 1550er Jahren aus mehreren Nadelholzbrettern zusammengesetzt worden ist.

Mit Spanngurten, Schraubzwingen, stempelartigen Justierungen und sehr viel Feingefühl wird das Epitaph in der Mitte wieder zusammengefügt. Zu viel Spannung würde womöglich das Gemälde an anderer Stelle entzweien, zu wenig Spannung nicht den gewünschten Effekt bringen. Deshalb muss das Epitaph eine Woche in dem so genannten Verleim-Gestell bleiben.

Weil sich dabei die Bretter am Riss trotz der Spannung nicht wieder nahtlos aneinander fügen, leimt Tietze einen Span ein, der der Fuge genau angepasst werden muss. Da komme es auf jeden Millimeter an.

Auch beim Leim sei eine genaue Auswahl zu treffen, so Tietze. "Kleber aus dem Baumarkt würde hier glatt versagen", so der Restaurator. Fachleute würden deshalb auf Hasenhaut-Leim zurückgreifen, der tatsächlich aus Haut und Knochen von Kaninchen, Hasen und anderen Kleintieren hergestellt wird. Dieser Kleber habe seine Haltbarkeit schon bewiesen, ob hingegen der Baumarktleim mehrere Jahrzehnte halte, wisse man noch nicht, so Tietze.

Fast 4 000 Euro hat die Stiftung Luthergedenkstätten in die Arbeiten investiert.