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Landesbühne Eisleben Landesbühne Eisleben: Am Ende bleibt doch die Hoffnung

Von MARION ROHLAND 14.02.2011, 16:38

EISLEBEN/MZ. - Gretel heißt nicht Gretel, sondern Mona, gespielt von Mandy Zuschke. Sie für die Rolle der bürgerlichen, leicht naiven Mona zu besetzen, die zwar mit dem ungleichen Nick ins Abrisshaus zieht, aber im Grunde doch von Kind und Büffelledercouch träumt, ist stimmig.

Hänsel heißt nicht Hänsel, sondern Nick und im wirklichen Schauspielerleben Christoff Mortagne. Diesem gelingt die Darstellung des Nick: als cooles Großmaul; als unerfahrenen Erst-Liebhaber für die ebenso unerfahrene Mona sowie als taktierender Einbrecher und Lustobjekt für die clevere Anlageberaterin, in deren Wohnung er mit Mona einsteigt, um zu stehlen.

Die Rolle dieser Frau, der bösen Hexe, füllt Jenny Rehs als Gast des Hauses überzeugend aus. "Ich freue mich, wieder einmal in Eisleben spielen zu können", so die Schauspielerin. Die clevere und attraktive, aber sitzen gelassene Frau lässt sich nicht von Nick die "Pfefferkuchen" klauen, sondern steigt mit ihm ins Bett.

Auf dem Weg dahin spielen beide ein bitteres Spiel: Wenn der eine glaubt, der Spielleiter zu sein, schlägt der andere mit einer unerwarteten Wahrheit und Wendung im Geschehen zurück. Dabei sind Nick und der Frau der Hunger nach Zuneigung und - im Verzicht darauf - eine berechnende Lebensfassade gleichermaßen gegeben.

Das Stück als Jugendtheater zu definieren kann sein, muss aber nicht. Generationenkonflikt, in Frage gestellte Werte und Moral, Jugendkriminalität, Liebe im Bett und nicht nur auf dem Küchenthresen ... dies und mehr mögen Jugend-Themen sein, aber nicht nur.

Der Journalist Franz Wille beschreibt Oliver Bukowski (1961) als einen Autor, der sich den "aktuellen Schizophrenien seiner Landsleute annimmt, ... Outcasts, Paare und Kleinbürger der Nachwendezeit" werden porträtiert. Das hätte mehr als nur den Deutschen Jugendtheaterpreis 1996 verdient. Die erotische Schlüsselszene des Stückes - von Christoff Mortagne und Jenny Rehs sehr ästhetisch gespielt; "spiegelt" sich im Bühnenbild wieder.

Das ist mit der spartanischen, aber raffinierten Ausstattung von Martina Strahl wörtlich zu nehmen. Die Szene der sich einlassenden Körper von Nick und der Frau findet zunächst für den Zuschauer indirekt im Spiegel statt, verlagert sich an den Bühnenrand ins Dunkle, nach vorn - unter die Augen der Zuschauer. Wie Schade, möchte man denken, als sich die erotische Spannung dann als Schattenspiel hinter die lichtdurchlässige Bühnenwand verlagert. Hüllen fallen verdeckt, das kennt man schon. Die Beleuchtung und das Spiel mit dem Licht retten: als sie ihm vorausgeht, wächst ihre reife (Schatten) Figur weit über seine jungenhafte Unerfahrenheit hinaus. Im Finale seiner Inszenierung geht dem Regisseur seine "Bissigkeit" verloren. Im Original zelebriert Autor Oliver Bukowski den Zynismus seiner Figuren bis zum Schluss. Peter Förster hingegen lässt seinen liebeshungrigen Figuren am Ende die Hoffnung.

In der Premierenfeier verwies Roland Schinko, Vorsitzender des Theaterfördervereins, dass die Landesbühne der Lutherstadt Eisleben mit diesem Stück am 20. März zu den Landesbühnentagen nach Detmold eingeladen ist.