Kommissare führt heiße Spur in Klinik
EISLEBEN/MZ. - Hauptkommissar Herbert Schmücke lässt nicht locker. "Sie haben sich da in etwas verrannt", redet er lautstark auf einen Patienten in der Helios-Privatklinik in Eisleben ein. Der Ermittler scheint kurz vor der Aufklärung eines Kriminalfalls zu stehen. Doch plötzlich bricht er seine Arbeit ab, sammelt sich. Nach wenigen Sekunden erklingt eine Frauenstimme: "Ruhe bitte, wir gehen auf Anfang." Schon nimmt der Hauptkommissar sein Gespräch wieder auf - mindestens genauso couragiert wie wenige Augenblicke zuvor.
Dass der neue Klinikbereich einen Monat nach seiner Übergabe Schauplatz eines Kriminalfalles werden könnte, hatte wohl niemand in der Belegschaft geahnt. Dennoch ist es so. Zum Glück handelte es sich bei dem Geschehen um eine fiktive Geschichte: Die Firma "Saxonia Media" produzierte einen Tag lang auf dem Klinikgelände mehrere Szenen für den neuen MDR-Polizeiruf 110 mit dem Arbeitstitel "Kapitalverbrechen".
Hinter Hauptkommissar Herbert Schmücke verbarg sich also kein Geringerer als der beliebte Schauspieler Jaecki Schwarz. Selbstverständlich war auch sein ebenso beliebter Kollege Wolfgang Winkler in Aktion. In der Serie mimt er seit Jahren den Hauptkommissar Herbert Schneider.
"Wir hatten für unsere Aufnahmen ein modernes, gut ausgestattetes Krankenhaus gesucht. Das haben wir in Eisleben gefunden", so Produktionsleiter Falk Baumgarten. Die Fernsehzuschauer werden später allerdings annehmen, dass die Klinik in Halle steht. Dort, wo der Film auch angesiedelt ist.
Regisseur Thorsten Schmidt, die beiden Filmkommissare, drei weitere Schauspieler und die rund 40 Mitarbeiter des Drehstabes arbeiteten in Eisleben auf engstem Raum - abgrenzt durch eine Trennwand vom laufenden Krankenhausbetrieb. In einem Patientenzimmer fand die Maske für einen Tag ihr Domizil, die Requisite richtete sich in der Lounge der Privatklinik ein. Die Aufnahmetechnik stand auf dem Gang, direkt vor jenem Patientenzimmer, in dem Hauptkommissar Schmücke agierte.
So bekamen die "echten" Patienten und Mitarbeiter der Helios-Klinik relativ wenig von den Dreharbeiten mit. Lediglich auf den Fluren, in den Treppenhäusern und Fahrstühlen des Krankenhauses fielen Hinweiszettel auf. Sie zeigten der Filmcrew den richtigen Weg im großen Gebäudekomplex.
Der Aufenthalt der Filmleute blieb in der Klinik trotzdem kein Geheimnis. Mancher Patient versuchte aus dem Fenster einen Blick auf die Dreharbeiten zu erhaschen, was aber äußerst schwierig war. So musste Gabriele Lakomy, die Pressesprecherin der Klinik, im Laufe des Tages viele Autogramme für die Fans der beiden Hauptkommissare organisieren. Für die Filmcrew erwies sie sich ebenfalls als wichtige Ansprechpartnerin, wenn es um medizinische Details ging. Immerhin kommt sie aus der Branche und kennt sich im Umgang mit medizinischen Geräten und Verbandsmaterial bestens aus.
Erst weit nach Mitternacht beendete die Crew ihre Filmaufnahmen in der Klinik. Rund zehn verschiedene Szenen wurden gedreht. "Am Ende", so der Produktionsleiter, "werden davon knapp sechs Minuten im Film zu sehen sein". Apropos: sehen. Schauspieler Wolfgang Winkler verriet am Rande der Dreharbeiten mit einem Schmunzeln, dass er stets ein waches Auge auf die Konkurrenz habe. Er sehe sich die Tatort-Filme an, um festzustellen, "dass wir mit unserem Polizeiruf besser sind".
Von den Dreharbeiten will er sich anschließend in Namibia erholen. Seine Frau und seine beiden Enkelkinder werden ihn begleiten. Vorher ist aber die Fußball-WM in Südafrika noch ein heißes Thema für ihn. Wie weit die Elf aus Deutschland kommt? "Ohne Ballack, der Görlitzer ist wie ich, schwer zu sagen", meinte Winkler und tippte: "Zu 80 Prozent bis ins Viertelfinale." Doch die Deutschen seien eine Turniermannschaft und immer für eine Überraschung gut - sowohl im positiven als auch im negativen Sinne.