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Interview mit Romonta-Chefs Interview mit Romonta-Chefs: 500 Arbeitsplätze in Amsdorf angepeilt

08.01.2019, 16:00
Die Romonta-Chefs Rena Eichhardt und Uwe Stieberitz
Die Romonta-Chefs Rena Eichhardt und Uwe Stieberitz Schumann

Amsdorf - Rena Eichhardt (56) und Uwe Stieberitz (58), Vorstände der Romonta Bergwerks Holding, sitzen in einem geräumigen Büro im Unternehmenssitz in Amsdorf. An der Wand hängt ein Gemälde, es zeigt die Firmengebäude mit dampfenden Schornsteinen. Seit fast 100 Jahren wird in Amsdorf Montanwachs aus Braunkohle gewonnen. Im Interview verraten die Chefs, wie sie das für die Region so wichtige Unternehmen zukunftssicher aufstellen wollen und welche Erwartungen sie an die Politik haben. Das Gespräch führte MZ-Reporter Fabian Wagener.

Das Jahr 2019 ist noch jung, daher zu Beginn die Frage: Mit welchen Vorsätzen und Wünschen gehen Sie ins neue Jahr?

Rena Eichhardt: Wichtig ist natürlich Gesundheit, die brauchen wir alle, das steht an oberster Stelle. Was das Unternehmen betrifft, so wünsche ich mir günstige Rahmenbedingungen, auch politisch. Wir sind in Deutschland ja leider oft führend darin, der Industrie Restriktionen aufzuerlegen.

Uwe Stieberitz: Wir wollen eine stabile Produktion. Dann geht es uns gut.

Bevor wir darauf schauen, wie Sie das sicherstellen wollen, würde ich gerne noch einen Blick zurückwerfen auf das vergangene Jahr. Wie war 2018 aus Sicht des Unternehmens?

Eichhardt: Die Konjunktur war 2018 gut, davon haben wir profitiert. Der Umsatz lag bei um die 60 Millionen Euro. Jede Tonne, die wir produziert haben, haben wir auch verkauft. Das ist super.

Alles wunderbar also?

Eichhardt: Na ja, wir unterliegen ja dem Emissionshandel für CO2 . Da sind die Preise in eine ganz andere Richtung gelaufen, als wir uns das vorgestellt haben. Sie haben sich mehr als verdoppelt. Das baut einen Kostendruck auf.

Können Sie das konkretisieren?

Stieberitz: Wir gewinnen unser Wachs ja aus Rohkohle, es bleibt dann Trockenkohle übrig, die geht ins Kraftwerk. Für diese Verbrennung müssen wir Zertifikate kaufen. Die Preise sind da sehr schwankend. Und das Dilemma ist, dass wir das nicht einfach vollständig auf den Preis unseres Produktes draufschlagen können. Das wäre eine zu starke Erhöhung für unsere Kunden.

Lassen Sie uns nochmals in die Vergangenheit springen. Vor fast auf den Tag genau fünf Jahren kam es zu einem Erdrutsch im Tagebau, Erdmassen rutschten in die Kohlegrube. Zwischenzeitlich musste Kohle angeliefert werden, der Schaden war immens. Wie hat Romonta das verkraftet?

Eichhardt: Uns gibt es ja noch (lacht).

Stieberitz: In den Köpfen haben wir das verarbeitet, auch rein optisch ist nichts mehr zu sehen. In den Büchern spüren wir das aber nach wie vor. Das ist finanziell nicht so leicht wegzustecken.

Gegenwärtig wird viel über den Kohleausstieg diskutiert, eine Kommission befasst sich mit der Frage, wie der mit einem Ausstieg einhergehende Strukturwandel gemeistert werden kann. Wie verfolgen Sie als Chefs eines Unternehmens, das mit Braunkohle arbeitet, die Debatte?

Das Traditionsunternehmen Romonta ist nach eigenen Angaben der weltgrößte Erzeuger von Rohmontanwachs. Das Wachs kommt in unterschiedlichen Produkten zum Einsatz, etwa bei Schuhcremes, Schmierstoffen, Polituren, aber auch in Bereichen wie dem Gießereiwesen, in der Kosmetik- oder Asphaltindustrie. Das Wachs wird aus der bitumenreichen Braunkohle des unternehmenseigenen Tagebaus in Amsdorf gewonnen. Romonta ist überdies im Bereich der Abfallentsorgung tätig. Außerdem erzeugt Romonta Strom, in dem Braunkohlerückstände in einem Kraftwerk verbrannt werden. Das Unternehmen beschäftigt etwa 380 Mitarbeiter und gehört zu den wichtigsten Arbeitgebern der Region.

Stieberitz: Wir verfolgen das schon sehr genau, auch wenn es Romonta nicht unbedingt ganz direkt betrifft. Der Schwerpunkt ist bei uns ja die Montanwachsproduktion, die Verbrennung und Verstromung nur ein Nebenfeld. Solange wir in Ruhe Montanwachs produzieren können, ist es okay. Allerdings geht es bei der Debatte ja letztlich um die Braunkohle insgesamt. Sie wird als schmutzig bezeichnet und niedergemacht.

Eichhardt: Und in diesem Punkt tangiert uns das schon. Unsere Kunden werden durch die Diskussion verunsichert.

Sie gewinnen die Kohle für die Herstellung des Wachses im Tagebau in Amsdorf. Wie lange reichen dort die Vorräte?

Stieberitz: Da ist die Zahl 2030 weiterhin aktuell. Bis dahin sind eigene Kohlevorräte vorhanden.

Wie geht es dann weiter?

Eichhardt: Wir untersuchen derzeit weltweit Kohlevorräte, die für unser Produkt passen könnten. Es gäbe die Möglichkeit, das Montanwachs andernorts herzustellen und Teile davon hier zu veredeln. Wir haben hier ja schon eine Forschungsabteilung, diese wollen wir zu einem Forschungszentrum weiterentwickeln.

Stieberitz: Außerdem haben wir ja längst angefangen, unsere Geschäftsprozesse zu diversifizieren, wir treiben die Standortentwicklung voran. Dass unsere eigene Kohle 2030 alle ist, wissen wir ja schon ein paar Jahre. Wir arbeiten im Bereich der erneuerbaren Energien, wir haben eine Ersatzbrennstoffanlage gebaut und verbrennen dort Abfall. Das läuft sehr gut. Außerdem nehmen wir Bauaushub an. Wir wollen einen Recyclingstandort entwickeln, an dem wir Schotter von Bahnstrecken annehmen und aufbereiten. Unser Ziel ist es, langfristig 500 Industrie-Arbeitsplätze in Amsdorf zu haben. Ob das gelingt, hängt auch von der Politik ab.

Inwiefern?

Stieberitz: Wenn die Kohle weiter unter Druck gerät und die Bedingungen verschärft werden, ist die Grenze irgendwann erreicht. Dann können wir den Strukturwandel, den wir uns selbst vorgenommen haben, nicht erreichen. Derzeit bekommt man in kurzen Fristen kaum Investitionen umgesetzt, das muss sich ändern.

Eichhardt: Wir brauchen belastbare Rahmenbedingen, mit denen wir umgehen können.

(mz)