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In privater Hand In privater Hand: Junge Familie kauft ehemaliges Pfarrhaus und Kirche in Sittichenbach

Von Jörg Müller 06.10.2016, 08:00
Steve, Anton und Gabriele Jantos vor ihrer Kirche.
Steve, Anton und Gabriele Jantos vor ihrer Kirche. Winterfeld

Sittichenbach - Pfarrhaus und Kirche zu verkaufen: In Sittichenbach sorgte dieses Ansinnen der katholischen Pfarrei Eisleben vor mehr als zwei Jahren für Aufregung. Denn die örtliche Kirchengemeinde und der Förderkreis St. Maria Himmelfahrt fürchteten um den Erhalt des Gotteshauses. Die Pfarrei sah auf Grund ihrer schlechten finanziellen Situation aber keine Alternative zum Verkauf.

Familie vermietet Kirche an Pfarrei

Nach einigem Hin und Her hat die Geschichte jedoch ein glückliches - und ungewöhnliches - Ende gefunden. Eine junge Familie aus der Pfarrei hat das komplette Grundstück gekauft. Steve und Gabriele Jantos (beide 37) wohnen nun mit ihrem Sohn Anton (7) im ehemaligen Pfarrhaus - und haben die Kirche an die Pfarrei vermietet.

Eine Kirche zu kaufen, hatte das Ehepaar zunächst natürlich nicht geplant. „Wir hatten ein Haus für uns gesucht“, sagt Steve Jantos. Er stammt aus Helfta, ist Diplom-Kaufmann und arbeitet beim Verein Kinderheim Harkerode. Seine Frau ist Sittichenbacherin und als Lehrerin am Eisleber Gymnasium tätig. Nachdem das Pfarrhaus in Sittichenbach seit 2011 - nach dem Auszug von Diakon Norbert Malina  - leergestanden hatte, beschloss der Kirchenvorstand, sich von dem Gebäude zu trennen.

Mit Familie Jantos fanden sich auch bald Kauf-Interessenten. Um die Kirche, die unmittelbar an das Pfarrhaus gebaut ist, gab es allerdings Auseinandersetzungen zwischen dem Kirchenvorstand und dem Förderkreis. Dabei ging es darum, ob eine Stiftung oder ein Verein die Kirche übernehmen solle. Nach längeren Gesprächen und Verhandlungen wurde schließlich die Lösung gefunden: Familie Jantos erwirbt das Pfarrhaus und die Kirche - und sichert so deren Erhalt.

Das sei natürlich etwas anderes als ein normaler Hauskauf gewesen, so Steve Jantos. „Aber wir wussten, worauf wir uns einlassen.“ Denn beide kennen die Kirche seit ihrer Kindheit. „Wir haben uns in der ersten Klasse hier kennengelernt. Wir haben hier geheiratet, unser Sohn wurde hier getauft“, erzählt Jantos. „Uns verbindet sehr viel mit dieser Kirche.“

Kirche bleibt für Gottesdienste und Veranstaltungen erhalten

Deshalb sei es ihnen auch wichtig gewesen, dass die Kirche erhalten bleibt. Und zwar sowohl für die Gottesdienste, die alle zwei Wochen gefeiert werden, als auch für die Veranstaltungen, zu denen der 2008 gegründete Förderkreis regelmäßig einlädt. Dazu zählen zum Beispiel Konzerte, die Hubertusmessen, Herbstwanderungen und Adventsfeiern.

Der erste Spatenstich für die katholische Kirche in Sittichenbach fand am 20. Juli 1954 statt. Die Bauarbeiten begannen allerdings erst 1955, weil wegen der Rübenernte keine Fahrzeuge zur Verfügung standen. Eingeweiht wurde die Kirche St. Maria Himmelfahrt am 9. September 1956. Möglich war der Bau nur dank der Unterstützung durch das Bistum Paderborn sowie Spenden und Eigenleistungen der Gläubigen. Grund für den Neubau war der Zuzug vieler Katholiken aus den deutschen Ostgebieten nach dem Krieg. Sie feierten ihre Messen zunächst in der evangelischen Kirche in Osterhausen. Die Sittichenbacher Kirche war der einzige Kirchenneubau im Mansfelder Land in der DDR-Zeit. Als letzter Pfarrer wohnte Dieter Tautz von 1973 bis 1982 im Pfarrhaus. (jm)

Die bauliche Substanz des Pfarrhauses und der Kirche sei gut, so Jantos. Einiges musste selbstverständlich auch saniert und modernisiert werden, wie etwa die Elektrik. „Wir machen viel selbst und sind auch noch nicht fertig.“ Auch das große Grundstück muss noch hergerichtet werden. An der Kirche seien derzeit keine Baumaßnahmen notwendig. „Aber es ist klar, dass wir da in der Pflicht sind.“

Denn die Pfarrei ist nur für das Inventar zuständig; das Gebäude ist allein Sache der Eigentümer. Jantos sieht sich dabei auch in der Verantwortung gegenüber den „Leuten, die noch miterlebt haben, wie die Kirche in den 50er Jahren gebaut wurde“.

Der Eisleber Pfarrer und Vorsitzende des Kirchenvorstands, Michael Schwenke, ist sehr froh, dass der Verkauf des Pfarrhauses und der Kirche gelungen ist. „Das war von uns so angestrebt“, so Schwenke zur MZ. Es habe „lange gedauert“, aber am Ende sei eine gute Lösung gefunden worden. (mz)

Das Gotteshaus im neoromanischen Stil ist schlicht ausgestattet.
Das Gotteshaus im neoromanischen Stil ist schlicht ausgestattet.
Winterfeld