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Immobilien Eisleben Immobilien Eisleben: Ab 80.000 Euro geht kaum was

Von wolfram bahn 09.12.2015, 19:05
Unbewohnte Häuser gibt es in der Eisleber Freistraße zur Genüge.
Unbewohnte Häuser gibt es in der Eisleber Freistraße zur Genüge. bahn Lizenz

eisleben - Wer im Mansfelder Land günstig ein Haus kaufen will, hat derzeit gute Karten. Der Grund: Die Immobilienpreise befinden sich im Keller. Die Kehrseite der Medaille: Preiswerte bebaute Grundstücke mit einem Verkaufswert zwischen 30.000 und 60.000 Euro sind gefragt und gehen deshalb auch am schnellsten weg. Objekte, die teurer sind, avancieren fast zum Ladenhüter, weil sie kaum noch Käufer in der Region finden.

Schmerzgrenze bei 80.000 Euro

Das sind die Erfahrungen, die der Eisleber Immobilienmakler Klaus Gregors seit einiger Zeit macht. „Die Schmerzgrenze liegt bei 80.000 Euro“, sagt Gregors, der seit 25 Jahren im Geschäft ist. Aus seiner Sicht wird es immer schwieriger, nutzbare Objekt zu finden und sie zu einem vertretbaren Preis zu veräußern. Selbst durchsanierte Wohnhäuser aus den 1990er Jahren seien schwer an die Frau oder den Mann zu bringen.

Auch Immobilienmakler Uwe Kiel sieht pessimistisch in die Zukunft, was den Immobilienmarkt in der Region betrifft. Häuser bis zu einem Wert von 60 000 Euro könnten sich die Leute wegen der niedrigen Zinsen noch leisten, sagt er. Da würden auch die Banken noch mitspielen. „Aber alles, was oberhalb von 90 000 Euro liegt, da wird die Luft im Mansfelder Land dünn“, so Kiel, der seit 1990 in und um Eisleben Häuser verkauft. Er habe Angebote in allen Preislagen, doch es fehlten die Kunden, die Häuser erwerben wollen. Sein Sohn, der den Beruf des Immobilienmaklers gelernt hat, ist schon nach Potsdam weggezogen. „Dort boomt unsere Branche“, so Kiel. Er selbst versucht sich jetzt mit ausländischen Käufern über Wasser zu halten. Und so hat er Häuser in der Nußbreite an Bulgaren oder in der Ottostraße an Syrer verkauft.

Günstige Häuser selbst sanieren

Auch Griechen, Kosovo-Albaner und Polen fragen verstärkt nach Immobilien in der Lutherstadt nach. Oft würden sie heruntergekommene Gebäude preiswert erwerben und sie dann mit eigener Muskelkraft und handwerklichem Geschick wieder herrichten. Wer ähnliches vorhat, so Kiel, könne gerne bei ihm nachfragen. Er hat einige solcher Häuser auf Lager. Wer will, der könne für 100 Euro eine alte Marmeladenfabrik in der Freistraße erstehen, sagt der Eisleber Makler mit einem Hauch von Sarkasmus in der Stimme.

Auch Gregors hat gerade ein leerstehendes Haus in der Geschwister-Scholl-Straße im Auftrag des Besitzers für einen Euro veräußert. Oft sind es Erben, die froh seien, wenn sie „den Klotz am Bein loswerden“. Mit Immobilien ist zumindest im Mansfelder Land kaum Geld zu machen. Als Wertanlage ist ein Haus in der ländlichen Region zwischen dem Süßen See und Südharz oft nicht geeignet. Das hänge alles vom Standort und der Lage ab, hieß es in den Maklerbüros.

Zwei Jahre bis zum Vertragsabschluss

Wie lange es sich hinziehen kann, bis man eine Immobilie in den hiesigen Breiten loswird, davon kann Viola Storde ein Lied singen. Vor zehn Jahren hat die Maklerin ihr letztes Haus verkauft. „Zwei Jahre hat es gedauert, bis es endlich geklappt hat“, erinnert sie sich noch genau daran. Danach hat sie dieses Metier aufgegeben. Seither betreibt sie vor allem die Vermietung und Hausverwaltung.

„Das funktioniert noch, wenn man engagiert ist und guten Service bieten kann“, macht sie gleich Werbung in eigener Sache. Im Gegensatz zu den Immobilien gibt es auf dem Wohnungsmarkt der Lutherstadt kaum Leerstand. Insbesondere sanierte Zwei- und Drei-Raumwohnungen, wenn es geht noch mit Balkon, sind begehrt.

„Solche Wohnungen gehen schnell weg und die Mieter bleiben dann meist auch lange darin wohnen“, sagt sie und nennt als Beispiel die Sangerhäuser Straße. Wer es sich leisten kann, will dennoch im eigenen Haus wohnen, hat sie gerade bei einer jungen Familie erlebt, die bisher Mieter war. Beide verdienen gut und haben sich jetzt ein Haus gekauft, berichtet sie. Wie teuer das war, das weiß sie nicht. (mz)