Rio-Reiser-Abend im Theater Eisleben „Ich war ziemlich nervös“ - 23-Jähriger führt erstmals Regie
Besondere Premiere am Eisleber Theater: Regieassistent und Inspizient Logan Hartwig (23) bringt erstmals ein eigenes Stück auf die Bühne – eine Verbeugung vor dem genialen Musiker Rio Reiser.

Eisleben/MZ. - „Keine Macht für Niemand“, „Macht kaputt, was euch kaputt macht“, „König von Deutschland“, „Alles Lüge“, „Junimond“ – mit ihren Songs haben „Ton Steine Scherben“ und Rio Reiser in den 1970er und 1980er Jahren Geschichte geschrieben. Mittlerweile ist der geniale Sänger seit fast 30 Jahren tot – doch seine Musik und seine Texte sind so lebendig wie eh und je und werden bis heute gefeiert. Und zwar nicht nur von Menschen seiner Generation.
„Ich bin ein großer Rio-Reiser-Fan“, sagt Logan Hartwig (23). Der junge Mann, der als Regieassistent, Inspizient und Souffleur am Eisleber Theater arbeitet, hat Reiser vor einigen Jahren für sich entdeckt. „Ich habe in einem Artikel über ihn gelesen“, erzählt Hartwig. „Ich kannte ihn bis dahin nicht.“
Weitere Vorstellung beim Theatersommerfest
Hartwig hörte sich Songs von Reiser an – und war sofort begeistert von der Musik und den sowohl politischen als auch poetischen und immer zeitlosen Texten. Diese Begeisterung hat Hartwig jetzt in dem szenisch-musikalischen Stück „Zauberland – Ein Rio-Reiser-Abend“ verarbeitet, das am heutigen Samstag, 14. Juni, 19.30 Uhr, auf der Foyerbühne im Theater Premiere feiert. Eine weitere Vorstellung in etwas kürzerer Form wird es beim Theatersommerfest am 28. Juni geben.
Für Hartwig geht damit ein Traum in Erfüllung. Denn er hat nicht nur die Stückfassung selbst geschrieben und das Bühnenbild entworfen, sondern erstmals auch Regie geführt. „Ich bin dem Theater und dem Intendanten Ulrich Fischer sehr dankbar für die Möglichkeiten, die ich hier am Haus habe, und das Vertrauen, das mir immer wieder gegeben wird.“
Hartwig, der aus Benndorf stammt, hatte im September 2021 im Rahmen eines Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) am Theater angefangen. Direkt im Anschluss erhielt er eine befristete Anstellung im Bereich Regieassistenz, Soufflage und Inspizienz. Diese ist jetzt noch einmal für die kommende Spielzeit verlängert worden.
Auf Youtube Interviews und Reportagen angesehen
Nachdem er zahlreiche Inszenierungen in verschiedenen Funktionen begleitet hatte, trat er an die damalige Dramaturgin Ann-Kathrin Hanss mit dem Wunsch heran, selbst einmal ein Stück auf die Bühne zu bringen. „Das Format ‚Zugabe‘ bietet sich ja dafür an“, so Hartwig. Unter diesem Motto laufen seit einigen Jahren szenische Lesungen am Theater. Und weil Hartwig gern eine musikalische Zugabe inszenieren wollte, entstand dann die Idee mit dem Rio-Reiser-Abend.
„Ich habe mir auf Youtube viele Interviews und Reportagen mit ihm angesehen“, sagt der junge Mann. Aus diesem umfangreichen Material wählte er Aussagen aus, überlegte sich einen roten Faden für die Geschichte und verknüpfte diese mit insgesamt neun Songs von Rio Reiser. „Ich wollte aber nicht seine Biographie erzählen.“
Mira trifft in einer Traumwelt ihr Idol Rio
Protagonistin der Rahmenhandlung ist Mira, die ein Rio-Reiser-Fan ist. Nach einem stressigen Arbeitstag legt sie eine Schallplatte der „Scherben“ auf – und versinkt in einer Traumwelt, in der sie ihr Idol trifft. Es spielen Ronja Jenko und Moritz Gehrckens, die die Songs auch live singen werden. Tonmeister Christian Faust hat dazu die Musik eingespielt.
Jenko und Gehrckens seien seine Wunschbesetzung gewesen, so Hartwig. „Sie sind musikalisch sehr begabt.“ Mit ihrer vertrauensvollen Zusammenarbeit hätten sie ihm seine erste Regie sehr erleichtert. „Ich war schon ziemlich nervös und aufgeregt“, sagt Hartwig. Aber sie hätten schnell eine gemeinsame Linie gefunden. „Sie haben mir auch gutes Feedback gegeben.“ Insgesamt sei er schon stolz auf das Ergebnis. „Das ist ja immerhin mein komplett eigenes Projekt.“
Was ihm auch so viel Spaß gemacht habe, dass er sogar seine berufliche Perspektive noch einmal überdacht hat. Denn während er als FSJler ursprünglich mit der Idee angefangen hatte, sich auf ein Schauspielstudium vorzubereiten, könne er sich jetzt durchaus auch ein Regiestudium vorstellen.