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Historische Persönlichkeit in Eisleben Historische Persönlichkeit in Eisleben: Mit Verstand und Augenmaß

Von Burkhard Zemlin 09.06.2014, 20:29
Die Annenkirche und das angrenzende Augustinerkloster zählen zu den markanten Bauwerken in der Eisleber Neustadt.
Die Annenkirche und das angrenzende Augustinerkloster zählen zu den markanten Bauwerken in der Eisleber Neustadt. jürgen lukaschek Lizenz

Eisleben/MZ - Steinerne Zeugen aus der Zeit, als Gräfin Margareta (1534-1596) die Regentschaft über die Herrschaft Mansfeld-Hinterort ausübte, sind in der Eisleber Neustadt immer noch allgegenwärtig. Herausragend die Annenkirche, eines der Wahrzeichen des Mansfelder Landes, oder Kamerad Martin, der um das Jahr 1590 vor dem Neustädter Rathaus Aufstellung fand.

Geburt im Residenzschloss Celle

So stattlich das Erscheinungsbild der Annenkirche neben dem einstigen Augustinerkloster auch sein mag, im Vergleich zum niedersächsischen Residenzschloss Celle nimmt es sich doch eher bescheiden aus. Im Schloss Celle, das in späteren Jahrhunderten noch manche Veränderung erfahren sollte, hat Margareta am 10. Juni 1534 das Licht der Welt erblickt, als viertes Kind des herzöglichen Paares Ernst und Sophie von Braunschweig-Lüneburg.

Vater Ernst (1497-1546), ein Absolvent der Universität Wittenberg und seit 1525 offener Anhänger von Martin Luthers Lehre, erhielt später den Beinamen „der Bekenner“, weil er als Widersacher Kaiser Karls V. eine führende Rolle im Lager der protestantischen Fürstenopposition spielte.

Das Grab der Gräfin Margarete von Mansfeld wurde in Marburg am 29. Juli 1854 gefunden, wie dem Protokoll über die „im südlichen Querhause der Elisabethkirche unternommenen Ausgrabungen und Maurerarbeiten“ zu entnehmen ist. Beim Planieren des Bodens waren die Bauleute auf ein Backsteingewölbe gestoßen, in dem sich ein hölzerner, von allen Seiten mit Bleiplatten umgebener Sarg befand, der auf einem eisernen Gestell ruhte. Auf einer Platte fand sich neben Bibelsprüchen eine Inschrift, die auf die am 24. September 1596 gestorbene „durchlauchtige hochgeborne Fürstin“ hinweist. Beim Öffnen des Sarges fanden sich wenige Reste der Gebeine und Teile der Kleidung aus braunseidenen Stoff mit schwarzem Spitzenbesatz. Der Sarg wurde an der selben Stelle wieder beigesetzt und der Hohlraum der Gruft ausgefüllt.

Vorbild des Vaters

In diesem Umfeld ist Margareta aufgewachsen, deren späteres Wirken in der Eisleber Neustadt an Bemühungen ihres Vaters erinnert, die Finanzen seines überschuldeten Fürstentums zu sanieren.

Margareta verlor ihre Eltern früh. Mutter Sophie, eine geborene Herzogin von Mecklenburg, starb bereits 1541, und als Herzog Ernst ihr 1546 folgte, war Margareta erst zwölf Jahre alt.

1569 kommt es zur Verbindung der Braunschweiger mit dem Hause Mansfeld-Hinterort, nachdem Graf Johann, ein Sohn des Reformationsgrafen Albrecht IV., 1558 verwitwet war. Margareta heiratete den Mansfelder auf Schloss Celle, hatte mit ihm allerdings wenig Glück. Johann lebte über seine Verhältnisse, so dass er Schloss Rothenburg verlor, den Wohnsitz des gräflichen Paares. Zu allem Überfluss legte er sich auch noch mit seinen Gläubigern an, riss Rothenburg mit Gewalt wieder an sich und musste dafür mit Gefangenschaft auf der Moritzburg in Halle büßen, wo er 1567 starb. Margareta war danach als Regentin wesentlich erfolgreicher. „In ihrer Regierung hat sie in der Neustadt Eisleben, deren Verwaltung ihr allein zustand, unendlichen Segen gestiftet“, schreibt Carl Rühlemann 1935 im Mansfelder Heimatkalender.

Die Mutter von sechs Kindern verstand es, ihren finanziellen Spielraum klug auszufüllen und erwarb sich den Ruf einer „lieben Landesmutter“. Ihr gelang es, in der Neustadt eine Entwicklung in Gang zu setzen, die uns heute noch staunen lässt. Dabei hatte sie einen alles anderen als leichten Stand, ihre Schwäger hätten ihr nur gar zu gern die Regentschaft entwunden. Doch Margarete gab sich keine Blöße. Anstelle des großzügigen Stadthauses Markt 58 begnügte sie sich mit einem bescheideneren Haus am Breiten Weg, das bis vor wenigen Jahren das Bild am Eingang der Neustadt bestimmte, dann jedoch der Feuerwehr weichen musste, die eine breitere Zufahrt zu ihrem neuen Gerätehaus benötigte.

Die Neustadt verändert

Margareta setzte andere Prioritäten als Graf Johann. Das Schulwesen war ihr wichtig, ebenso der Bau des Neustädter Rathauses (1571-1589). 1584 gab sie den Weiterbau der Annenkirche in Auftrag. Die Vollendung dieses Werkes, die 1608 erfolgte, sollte sie jedoch nicht mehr erleben, sie war schon froh, dass die Kirche ab 1586 wieder genutzt werden konnte.

Am 24. September 1596 ist Margarete in Marburg gestorben, während eines Besuches bei ihrer jüngsten Tochter, der hessischen Landgräfin. In Marburg wurde sie auch beigesetzt. Wer jedoch ihr Grabmal sehen möchte, findet es in Eisleben in der Annenkirche über der Familiengruft. Es erinnert an eine außergewöhnliche Frau.

Margaretas Epitaph in St. Annen.
Margaretas Epitaph in St. Annen.
 jürgen lukaschek Lizenz