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Heimatgeschichte Heimatgeschichte: Eisleber entdeckt Rudimente der alten Ziegelei Trommer im Internet

Von Burkhard Zemlin 08.09.2017, 06:00
Philipp Quenzel mit einem der historischen Steine.
Philipp Quenzel mit einem der historischen Steine. Jürgen Lukaschek

Eisleben - Die gebrannten Steine mit der Prägung „F. Trommer“ erinnern an eine Ziegelei, deren Name längst verklungen ist. Philipp Quenzel (38) hat eine ganzen Wagenladung davon im Internet entdeckt und daheim in der Rammtorstraße 5 in Eisleben verbaut.

Vordem hatten die Steine wer weiß wie lange in einem Garten der Kasseler Straße als Beeteinfassung gedient. Die Prägung weist auf ein Unternehmen hin, das in der Mittelreihe 40 zu Hause war. Eine Anzeige aus dem Jahr 1892 macht auf die „Dampfziegelei Fr. Otto Trommer“ aufmerksam, auf „Mauersteine, Dachziegeln, poröse Keil- und Gesimssteine, Fliesen verschiedener Muster, sehr correct und hart gebrannt.“ Ferner ist im Text von Klinkersteinen „für Trottoirs, Kellereien, Hofpflasterungen“ die Rede, von „Beeteinfassungen in verschiedenen Mustern“, überdies Vasen und „Statuen bis zu Lebensgröße“.

Philipp Quenzel hat die alten Trommerschen Ziegel zufällig im Internet entdeckt

Aus dieser Zeit müssen die Ziegel stammen, die sich gut in die „Quenzelei“ einfügen, wie die Quenzels ihr Heim scherzhaft nennen, ein Grundstück, auf dem sich ihre Vorfahren - Böttger und Brauer - schon vor mehr als 225 Jahren niedergelassen haben.

Spuren der Altvorderen sind in Haus, Hof und Garten allgegenwärtig. Wohin man auch schaut, überall Geschichte. Ist ein solches Umfeld eigentlich eher Lust oder mehr Last? „Es ist viel Lust dabei“, versichert Philipp Quenzel, der Lehrer von Beruf ist und seit einem Jahr an der Grundschule Helbra unterrichtet. Er interessiert sich - wie könnte es bei dieser Herkunft anders sein - von kleinauf für alles, was mit der Geschichte von Eisleben zu tun hat.

Was den Erwerb der Trommerschen Ziegel betrifft, war Glück mit im Spiel, verrät er. Denn eigentlich sei er nur zum Zuge gekommen, weil ein anderer einen Rückzieher gemacht hat.

Alter Hausstein schmückt die Fassade des Vorderhauses seit seiner Restaurierung 2013

Die Steine wurden am Fuße des Stadtgrabens am Eingang zu einem Keller Platz verbaut. Von dort führt ein etwa 30 Meter langer Stollen in den Hang, dessen Ende zugemauert ist. Philipp Quenzel weiß, dass das Hintergebäude seines Elternhauses im Jahr 1865 von der Urgroßmutter seines Vaters als Brauerei errichtet worden ist und man dort bis 1906 Bier gebraut hat.

Der Keller diente als Bierlager, wie es seit eh und je üblich war. Denn dass das Haus schon lange vor 1865 Braurecht besessen haben muss, liegt auf der Hand, wenngleich es dafür keine Belege mehr gibt. Die Überlieferungen sind leider spärlich, auch über den Hausstein, der in den 1960er Jahren auf dem Dachboden des Hinterhauses zum Vorschein kam. Nach der Restaurierung 2013 schmückt er nun wieder die Fassade des Vorderhauses. (mz)