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Handel Handel: Geschenkehaus am Plan in Eisleben schließt

Von jörg reiber 07.05.2013, 16:38
Das kleine Geschäft am Eisleber Plan soll im Sommer schließen.
Das kleine Geschäft am Eisleber Plan soll im Sommer schließen. Jörg Reiber Lizenz

Eisleben/MZ - Günther und Ilona Richter, die seit 1984 einen Laden am Eisleber Plan betreiben, werfen nun auch das Handtuch. Feierabend. „Uns fehlt die Laufkundschaft. Nur von den Stammkunden können wir nicht existieren“, begründet Günther Richter (73) seinen Entschluss, das Geschenkehaus zu schließen.

Spirale ohne Ende

Neue Ware hat er schon lange nicht mehr. „Wie soll ich denn neue Ware beschaffen, wenn ich sie nicht verkaufen kann?“, fragt Ilona Richter, die an manchen Tagen kaum einen Kunden sah. Warum das so ist? Die fehlende Attraktivität der Innenstadt mit immer mehr leer stehenden Geschäften spiele sicher eine Rolle, meint sie.

Es sei ja nicht so, dass viele Leute an ihrem Schaufenster vorbeikommen, die Leute seien einfach nicht da. Und den wenigen Kunden, die ins Geschäft kamen, musste sie dann erklären, dass sie bei ihrem Großhändler eine gewisse Summe habe, für die sie mindestens einkaufen müsste. Irgendwann befand sie sich in einer Spirale aus mangelndem Umsatz und fehlendem Warenzukauf. Ein Teufelskreis.

Mit Druckstube begonnen

Angefangen haben die Richters vor fast 30 Jahren mit einer kleinen Druckstube. „Mein Mann ist Buchdrucker und hat mit 40 noch seinen Meister gemacht. Dann wollten wir uns mit ein paar alten Druckmaschinen selbstständig machen. Doch ganz so einfach ging das damals nicht, wie wir recht schnell feststellen mussten“, erinnert sie sich. Denn Günther Richter, der seinerzeit im Mansfeld-Kombinat als Werbeökonom angestellt war, konnte nicht so einfach kündigen. Die Genehmigung für die Druckerei bekam er zwar recht schnell, doch durfte er die Duckstube erst nur nebenbei betreiben. „Wir mussten ein Jahr lang beweisen, dass wir uns mit dem Geschäft ernähren konnten“, berichtet sie.

Sie selbst war zu der Zeit am Theater Eisleben Solotänzerin und brachte es später bis zur Ballettmeisterin. Sogar in Schwerin, Dresden und Plauen hatte sie Aufführungen. Nach ihrem Abschied vom Theater nahm sie 1993 ein Angebot der Kreismusikschule an. „Die hatten mich schon so oft gefragt, ob ich nicht Ballettunterricht geben könnte“, erinnert sie sich an diese Zeit zurück.

Jahre nach der Wende gaben die Richters dann die Druckerei fast auf und drucken seitdem nur noch Kleinstserien für Familien – Servietten und solche Dinge. Die Druckstube wurden in einem anderen Raum untergebracht und an ihrer Stelle ein kleiner Schreibwarenladen eingerichtet, jedoch nicht für lange. Denn bald mussten sie feststellen, das große Handelsketten die gleichen Artikel unter ihrem Einkaufspreis abgaben. Also richteten sie in den folgenden Jahren ihr Sortiment mehrmals neu aus, verkauften zwischenzeitlich sogar Gartenmöbel, bis sie schließlich bei den Geschenkartikeln blieben.

Was machen sie nun, wenn voraussichtlich Ende Juli Feierabend sein wird? Günther Richter wird sich wohl zur Ruhe setzen. Seine Frau Ilona ist noch nicht so weit. „Ein Leben ohne Arbeit, kann ich mir nicht vorstellen“, erzählt sie. Schon seit fast 20 Jahren gibt sie Kindern in Querfurt, Eisleben und Sangerhausen Ballettunterricht. Außerdem unterrichtet sie Erwachsene im Jazztanz. Der Tanz ist ihre Welt.

Stolz auf Ballettschülerinnen

Wenn sie von ihren Ballettschülern spricht, hört man den Stolz in ihrer Stimme und ihre Augen beginnen zu glänzen. Zum Beispiel, wenn sie von einem Erlebnis aus dem letzten Jahr plaudert, als sie mit ihren Schülern und dem Symphonieorchester Leipzig probte.

„Die Musiker haben gar nicht auf ihre Noten geschaut. Sie haben die ganze Zeit meinen Mädchen beim Tanzen zugesehen“, freut sie sich. Danach musste Sie dem Orchester versprechen mit ihnen aufzutreten. Im Juli wird sie in Sangerhausen zur Klassiknacht ihr Versprechen einlösen.