Haftpflichtversicherung Haftpflichtversicherung: Berufsverbot für Hebammen?

Erdeborn/MZ - Anja Rothe schaut nicht auf die Uhr. Sie übt ihren Beruf gern aus und ist in ständiger Rufbereitschaft für werdende und junge Mütter. Seit 20 Jahren arbeitet die Erdebornerin als freiberufliche Hebamme und betreut pro Jahr rund 120 Frauen. Das Jubiläum steht für sie jedoch unter keinem guten Stern. Das angekündigte Ende der Berufshaftpflicht für freiberuflich tätige Hebammen in der Bundesrepublik würde einem Berufsverbot gleichkommen.
„Ohne Haftpflicht dürfen wir nicht arbeiten, selbst wenn wir es wollten“, weist die 40-Jährige auf den Ernst der Lage hin. Momentan sieht es danach aus, dass der Versicherungsschutz nur noch bis zum Sommer des nächsten Jahres gilt. Im Februar hatte der letzte verbliebene Anbieter für Berufshaftpflichtversicherungen angekündigt, sich zu jenem Zeitpunkt aus diesem Geschäftsfeld zurückziehen zu wollen. „Danach müssten ich und meine Mitstreiterinnen aufhören“, so Rothe. Noch hofft sie, dass es nicht so weit kommen wird, aber es fällt ihr zurzeit schwer, optimistisch zu bleiben: „Nicht mal ansatzweise gibt es eine Lösung.“
„Lassen Sie uns zusammen etwas tun“
Auf die Versicherungsproblematik und deren Konsequenzen macht die Hebamme mit Unterschriftenaktionen aufmerksam. In Geschäften und Apotheken liegen die Listen aus. Hilfe erfährt sie von vielen Eltern. „Sie fragen mich, was sie machen können, und sammeln auch Unterschriften, um die Bundesregierung zum Handeln zu bewegen“, sagt Rothe. Am Wochenende will sie zu einer Mahnwache nach Leipzig reisen.
Die Hebamme hat sich ausschließlich der Vor- und Nachsorge verschrieben. Kurse zur Geburtsvorbereitung und zum Babyschwimmen bietet sie auch an. Zur Geburt werden ihre Patientinnen von Klinik-Hebammen begleitet.
Nahezu 2.500 Frauen hat Rothe mittlerweile betreut. Darf sie ihren Beruf nicht mehr ausüben, dann sind die Frauen in Zukunft bei allen Fragen rund um die Entbindung und die ersten Tage nach der Geburt auf Kinderärzte und Gynäkologen angewiesen. Für die Betroffenen bedeute dies häufigere Besuche bei Ärzten, die ohnehin schon mehr als ausgelastet seien und am Limit arbeiten würden.
Rothes Sorgen um die berufliche Zukunft sind ihrer Tochter Emma nicht verborgen geblieben. Die 13-Jährige schrieb einen Brief an die CDU-Bundestagsabgeordnete Uda Heller. „Lassen Sie uns zusammen etwas tun“, bat die Schülerin die Politikerin um Unterstützung.