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Formel 1 Formel 1: Eisleber ist an Rennstrecken zu Hause

Von Jörg Müller 08.06.2013, 18:40
Axel Friedrich mit seinen Rennausweisen. Seine Firma baut bei der Formel 1 die VIP-Zelte auf die festen Boxengebäude.
Axel Friedrich mit seinen Rennausweisen. Seine Firma baut bei der Formel 1 die VIP-Zelte auf die festen Boxengebäude. Lukaschek/Archiv Lizenz

Eisleben/MZ - Das würde man nicht vermuten: „Ich gucke Formel 1 wie jeder andere im Fernsehen“, sagt Axel Friedrich. Was insofern verwundert, als der Helftaer selbst zum großen Grand-Prix-Zirkus gehört: Er arbeitet direkt an den Rennstrecken. In diesem Jahr zum Beispiel stehen Malaysia, Shanghai, Barcelona, Nürburgring, Spa, Südkorea und Abu Dhabi in seinem Terminplan. „Ich interessiere mich natürlich für die Rennen“, sagt Friedrich. „Aber nach mittlerweile 14 Jahren ist das alles auch nicht mehr so aufregend. Da ist jetzt viel Routine dabei.“ Und so verfolgt der 47-Jährige die Rennen nicht live an der Strecke, sondern im Fahrerlager am Bildschirm. Friedrich arbeitet als Bauleiter bei der hessischen Firma Röder, die weltweit für Groß-Veranstaltungen Zelte baut - unter anderem eben für die Formel 1.

Bis 1990 im Volkseigenen Gut

Wie ist er zu dem ungewöhnlichen Job gekommen? Der gelernte Landmaschinenschlosser und Meister für Instandhaltung hatte bis 1990 im Volkseigenen Gut in Helfta gearbeitet. Nach der Wende sah er sich dann nach etwas Neuem um. „Es wusste ja keiner, wie es weiter gehen würde“, so Friedrich. Und als die Firma Röder damals auf dem Helftaer Strohügel die „Zeltstadt“ aufbaute und dafür Monteure suchte, „da haben wir sofort angefangen“. „Wir“ - das waren außer Friedrich noch seine alten Schulkameraden Henning Wolf und Thomas Traeger. Und wie Friedrich sind auch die anderen beiden Helftaer bis heute bei dem Unternehmen beschäftigt - und zwar ebenso als Bauleiter für die Formel 1. Das heißt: Wenn irgendwo auf der Welt Grand Prix ist, haben auf jeden Fall ein Helftaer und sein Team die Veranstaltungszelte gebaut.

„Wir sind von Anfang an nur unterwegs gewesen“, erzählt Friedrich, zu Messen, Ausstellungen, Firmenpräsentationen oder Sport-Ereignissen. Auch heute bei der Formel 1 sei er manchmal drei Monate hintereinander weg. „Ich habe zehn Mal in Malaysia Geburtstag gefeiert“, sagt er. „Meine Frau hat unsere Kinder fast allein erzogen.“ Andrea Friedrich, die in der Eisleber Lutherstraße ein kleines Wein- und Delikatessengeschäft betreibt, kann damit gut umgehen. „Ich habe mich daran gewöhnt.“

Material umfasst 40 Container

Die Zeltbau-Teams (bis zu 30 Leute) reisen drei Wochen vor dem Rennen an. Das Material umfasse 40 Übersee-Container mit jeweils 15 bis 20 Tonnen, so Friedrich. Für jeden Rennort gebe es einen speziellen Bauplan. So entstehen das Fahrerlager, vor allem aber der sogenannte „Paddock Club“ für die VIP-Gäste - das ist ein Zeltaufbau auf dem Boxengebäude. „In den drei Wochen vorher arbeiten wir jeden Tag zehn Stunden. Die Zeit braucht man auch“, so Friedrich. Die Fahrer, die am Anfang der Rennwoche eintreffen, sehe er natürlich auch. „Ich könnte sicher mal mit einem sprechen. Aber sie sind die ganze Zeit so umlagert, dass sie froh sind, wenn sie ihre Ruhe haben.“

Zum Rennen selbst bleiben er und ein kleines Team vor Ort in Bereitschaft. „Und Sonntagnacht nach dem Rennen beginnt sofort der Abbau.“ Besonders hart ist es, wenn es dann gleich ohne Pause zur nächsten Strecke geht. „Aber insgesamt macht mir die Arbeit immer noch viel Spaß. Ich habe meine Freiheit, das gefällt mir. Im Büro bin ich ganz selten.“ Von Ende Februar bis Ende November laufe die Rennsaison, so Friedrich. „Urlaub habe ich meistens im Winter.“ Wobei er am liebsten zu Hause sei. „Vom Reisen habe ich dann genug.“