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Fischerhof am Kernersee Fischerhof am Kernersee: Karpfen lässt sich im Kalten besser fangen

Von Wolfram Bahn 08.10.2016, 16:00
Der traditionelle Fischerzug oder wie hier das Schaufischen gehören zu den Publikumsattraktionen auf dem Fischerhof am Kernersee.
Der traditionelle Fischerzug oder wie hier das Schaufischen gehören zu den Publikumsattraktionen auf dem Fischerhof am Kernersee. Archiv/Lukaschek

Seegebiet - Auf dem Fischerhof am Kernersee reibt man sich die Hände: Während die Rübenanbauer und die Winzer am Süßen See wegen des nasskalten Wetters fluchen, kann Ulrich Kulawik nicht klagen. Dem Berufsfischer, der die drei Seen entlang der B 80 bewirtschaftet, kommt die Witterung mehr als gelegen. „Wenn es kalt ist, lassen sich Karpfen, Forellen und Zander leichter fangen“, sagt er. Fische sind wechselwarme Tiere und so stehen sie bei kalten Temperaturen ruhiger im Wasser, erklärt der studierte Binnenfischer, für den jetzt die Hauptsaison anbricht.

Fischerhof ist gerüstet für Käuferansturm

Irrigerweise glauben viele Leute bis heute daran, dass man Fisch nur in den Monaten mit einem „r“ im Namen kaufen und essen soll. Also von September bis April. Und so hielt sich den Sommer über der Kundenstrom auf dem Fischerhof in Grenzen, während ab Herbst wieder der Andrang einsetzt. Dabei stammt die Regel, so Kulawik, aus jenen Zeiten, als es noch keine Kühlgeräte gab und deshalb der Fisch besonders im Winter verkauft wurde. Wie auch immer. „Wir sind gerüstet für den Ansturm“, versichert der Berufsfischer, der jetzt vor allem Hechte, Zander und Stör in seinen Netzen an Land zieht.

Nächste Woche beginnt seine Mannschaft mit dem Fang von Lachsforellen und Saibling. Und natürlich darf der Karpfen nicht fehlen. „Der geht eigentlich das ganze Jahr über“, hat Kulawik festgestellt. Diesmal kam ihm der lange Sommer entgegen. Denn Karpfen lieben warmes Wasser. Insofern rechnet der Fischer in diesem Jahr mit einer guten Fangquote.

Etwa 20 bis 30 Tonnen Fisch will er bis Ende des Jahres aus den drei Mansfelder Seen holen. Nach seinen Angaben kommt bei ihm nur frischer Fisch ins Becken, ins Verkaufsregal oder auf den Teller.

Der Förderverein zur Aufrechterhaltung des Fischereihandwerks veranstaltet am 29. Oktober und 12. November jeweils von 10 bis 14 Uhr wieder einen traditionellen Fischerzug am Kernersee. Dabei holen Ulrich Kulawik und seine Mannen die Netze ein so wie früher. Dazu gibt es geräucherten und gebratenen Fisch.

Noch bis Ende Oktober kann man auf dem Fischerhof jeden Sonntag von 11 bis 15 Uhr gebratene Forelle oder Zander essen. „Das wird gut angenommen“, ist Kulawik zufrieden. Doch davon allein kann er seine Familie nicht ernähren, wie es so schön heißt. Er lebt vor allem vom Verkauf der Fische oder den verarbeiteten Produkten. Je nach Bedarf fährt seine eingespielte Truppe, die er schon viele Jahre beschäftigt, im Morgengrauen zum Fischfang auf die Seen.

Trockenheit machte Flussbett der Bösen Sieben zu schaffen

Er will die Fische solange wie möglich im freien Gewässer lassen, ehe sie in die Auffangbecken im Kernersee kommen. „So versuche ich, unnötigen Stress für die Tiere zu vermeiden“, sagt er der MZ. Zur den Hochzeiten wie beispielsweise vor Weihnachten und Silvester würden die Fischer deshalb täglich auf den See hinausfahren, so Kulawik. Was ihm in diesem Jahr nicht geschmeckt hat, war die lange Trockenheit. Das Flussbett der Bösen Sieben, die den Süßen See mit Wasser speist, war zeitweise sogar ausgetrocknet. Der Wasserspiegel im größten Gewässer des Mansfelder Landes sank dadurch um bis zu einem halben Meter ab.

Was noch schwerer wog: Der Wasseraustausch im Süßen See kam zum Erliegen. Jeder See braucht aber in regelmäßigen Abständen eine Umwälzung, sonst leidet dessen Qualität. „Doch im Süßen See ist ein Wasserwechsel seit vier Jahren ausgeblieben“, beklagt Kulawik. Er hofft, dass mit dem kommenden Frühjahr vielleicht mal wieder ein Hochwasser einsetzt. „Für den Süßen See wäre das vorteilhaft“, meint der Fischer. (mz)

Mehr über den Fischerhof unter www.kernersee.de.