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Eisleber Schulmöbelherstellers Project GmbH Eisleber Schulmöbelherstellers Project GmbH: Unternehmer mit Herzblut

Von Jörg Müller 26.06.2015, 14:30
Gerhard Winkler mit dem Abschiedsgeschenk der Mitarbeiter: einer Collage von Fotos aus der Firmengeschichte.
Gerhard Winkler mit dem Abschiedsgeschenk der Mitarbeiter: einer Collage von Fotos aus der Firmengeschichte. Klaus Winterfeld Lizenz

Eisleben - „Der Abschied fällt mir sehr schwer“, sagte Gerhard Winkler. „Ich bin mit Herzblut Unternehmer.“ Vor 20 Jahren hat er die Eisleber Project Schul- und Objekteinrichtungen GmbH gegründet. Winkler nahm das Jubiläum, das gestern auf dem Betriebsgelände gefeiert wurde, zum Anlass, seinen „endgültigen Rückzug aus der Geschäftsführung“ zu verkünden. „Das ist ein tiefer Einschnitt für mich“, so der 68-Jährige, „aber alles hat seine Zeit. Die biologische Uhr tickt auch bei mir.“ Er sei überzeugt, dass die Erfolgsgeschichte der Project GmbH weitergehen werde. Seine Nachfolge hat Winkler langfristig vorbereitet: Der künftige Geschäftsführer Michael Negwer (47) ist bereits seit 2013 in der Unternehmensleitung tätig.

Der Maschinenbau-Ingenieur Winkler hatte Anfang der 1980er Jahre im damaligen Konsumgüterbetrieb des Mansfeld-Kombinats die neue Handbohrmaschinen-Produktion aufgebaut und den Betrieb später geleitet. 1989 waren im Werk 750 Mitarbeiter beschäftigt. Nach der Wende sei der ersten Euphorie schnell die Ernüchterung gefolgt, so Winkler. „Die Absatzmärkte sind zusammengebrochen, unsere Produkte waren nicht mehr gefragt.“ Die „verzweifelte Suche nach Investoren“ war schließlich erfolgreich. Der Unternehmer Thomas Fröscher gründete 1991 die Fröscher Eisleben GmbH, die mit 86 Mitarbeitern startete. „Es wurden vier intensive Jahre, in denen wir viel gelernt haben“, so der damalige Geschäftsführer Winkler. Leider habe die Firma dann aber 1995 Konkurs anmelden müssen.

Die Project Schul- und Objekteinrichtungen GmbH hat ihren Sitz auf dem Gelände des früheren Wolf-/Fortschrittschachts zwischen Eisleben und Volkstedt. Seit 1968 wurden hier Stahlrohrmöbel gefertigt, seit 1982 außerdem Handbohrmaschinen. Das heutige Unternehmen wurde 1995 - nach dem Scheitern der ersten Privatisierung - gegründet. Seit 2009 gehört die Firma zur Haba-Gruppe in Bad Rodach (Bayern).

2011 hat die Project GmbH eine neue Produktionshalle eingeweiht. Die Firma stellt Schul- und Büromöbel her und entwickelt Raum- und Einrichtungskonzepte, etwa für digitales und jahrgangsübergreifendes Lernen. Das Unternehmen vertreibt seine Produkte bundesweit und im europäischen Ausland sowie seit einigen Jahren auch in arabischen Ländern.

„Das endgültige Aus schien unvermeidbar zu sein“, so Winkler, der nach kurzer Zeit erkannte, dass es nur eine Chance geben würde: die Rettung der Firma in die eigene Hand zu nehmen. Er gründete die Project GmbH, die am 1. Juli 1995 mit 28 Mitarbeitern begann. „Wir hatten das große Glück, die richtigen Partner zu finden“, so Winkler. Es sei damals gelungen, sowohl die Liquidität, als auch die Kundenbeziehungen zu sichern. Parallel seien das Sortiment gestrafft und neue Produkte entwickelt worden. „Gerade die ersten Jahre waren nicht leicht für uns als gebürtige Ostdeutsche“, sagte Winkler, der vor allem den Mitarbeitern Dank und Anerkennung aussprach. Die Firma zähle heute rund 150 Beschäftigte und habe von Anfang an junge Leute ausgebildet. Winkler dankte auch dem Land für die Unterstützung. Über das nächste Investitionsvorhaben werde dieser Tage eine Entscheidung fallen. „Es bleibt spannend“, versprach der scheidende Geschäftsführer.

Landes-Finanzminister Jens Bullerjahn (SPD) würdigte in einer sehr persönlichen Laudatio das Wirken Winklers: „Ohne Sie gäbe es Project und den Industriestandort hier nicht.“ Haba-Geschäftsführer Harald Grosch nannte Winkler einen „Antreiber und Ideengeber“. Er als Westdeutscher habe großen Respekt davor, was die Menschen hier geleistet hätten. Ziel der neuen Gesellschafter sei, die Marke Project als Komplettausstatter weiter zu entwickeln.

Im Namen der Belegschaft sprach Vertriebsleiterin Ilona Schepputt, damals Mitgesellschafterin, herzliche und rührende Abschiedsworte. „Du warst ein toller Chef, auch wenn es nicht immer einfach war.“ Winkler sei es nicht darum gegangen, „ein reicher Unternehmer zu werden, sondern Verantwortung zu übernehmen“. (mz)

Die Jugendblasorchester aus Hettstedt und Haifa (Israel) spielten auf.
Die Jugendblasorchester aus Hettstedt und Haifa (Israel) spielten auf.
Klaus Winterfeld Lizenz
Uta Kudla im Schauraum der Firma.
Uta Kudla im Schauraum der Firma.
Klaus Winterfeld Lizenz