Eisleber Firma erfolgreich in Glas-Branche Eisleber Firma erfolgreich in Glas-Branche: Bei 1.600 Grad im Ofen im Einsatz

Eisleben - „Die Gelbe Halle“ und „Bürotechnik“ - die Firmenschilder an dem Gebäude in der Eisleber Bahnhofstraße, Ecke Hinterm Geiststift, sind längst nicht mehr aktuell. Nachdem es einige Zeit leergestanden hatte, ist nun ein neuer Mieter eingezogen: Sven Kramer mit seiner gerade gegründeten Firma HighTemp Services GmbH.
Er und seine sechs Mitarbeiter bieten deutschlandweit und international Service für die Glasindustrie an. Sie warten und reparieren Schmelzöfen und -anlagen.
Arbeit nur mit verstärken Spezialanzügen
Wie der Firmenname schon sagt, herrschen dabei hohe Temperaturen. 1.600 Grad Celsius seien es in einem Glasschmelzofen, sagt Kramer. Diese Öfen laufen 15 Jahre lang ohne Unterbrechung, weil das Mauerwerk des Ofens durch das Runter- und Hochfahren Schaden nehmen würde.
Wenn Kramer und seine Kollegen an den Öfen arbeiten, tragen sie Schutzanzüge, „die speziell für uns angefertigt werden“. „Das sind Feuerwehranzüge, die noch einmal verstärkt werden.“ Die Anzüge seien sehr schwer und man könne sich nur eingeschränkt bewegen.
Deshalb und wegen der hohen Temperaturen können die Männer nur maximal 15 Minuten am Stück arbeiten und müssen dann eine Pause einlegen. Zumal sie auch noch schweres Werkzeug, wie zum Beispiel eine Spezial-Kettensäge, handhaben müssen.
"Glas ist die Königsdisziplin"
Kramer (31) hat nach der zehnten Klasse Spezialfacharbeiter für Feuerungs- und Schornsteinbau gelernt. „Ich wollte etwas Handwerkliches machen“, erzählt der Eisleber. Er bekam einen Tipp, sich mal die Marvo GmbH in Siersleben anzugucken, „und ich fand das superinteressant“. Die Firma baut und wartet unter anderem Schmelzöfen für die Metallindustrie.
Nach der dreijährigen Ausbildung wechselte er zu einem großen Unternehmen in Bayern, das für Kunden auf der ganzen Welt Glasschmelzanlagen entwickelt und aufbaut. „Glas ist in unserer Branche die Königsdisziplin“, sagt Kramer.
Sein größtes Projekt sei ein neues Glaswerk in Turkmenistan gewesen, wo er den Bau einer Schmelzanlage geleitet habe. Auch in Dubai sei er mal drei Monate im Einsatz gewesen.
Keine Lust auf ständiges Reisen
Nach einer weiteren Ausbildung zum Glashüttentechniker sammelte er noch einmal neue Berufserfahrung bei einem Glas-Hersteller. „Ich war als Instandhaltungsingenieur für elf Werke in Deutschland und Polen zuständig.“ Trotzdem habe er aber immer in Eisleben gewohnt.
Die ständigen Reisen waren allerdings einer der Gründe, über eine Selbstständigkeit nachzudenken. „Ich wollte nicht mehr monatelang unterwegs sein“, sagt Kramer, der mit seiner Partnerin zwei Kinder hat.
„Mit meinen Kollegen hatte ich früher schon herumgesponnen, warum wir nicht auf eigene Rechnung arbeiten“, so der junge Mann. Er habe das dann durchgerechnet, sich bei der Industrie- und Handelskammer Rat geholt und einen Businessplan geschrieben. Damit habe er „ohne Probleme“ einen Kredit bekommen.
Internationale Kontakte in Nischenbranche wichtig
Die meisten seiner Mitarbeiter seien frühere Kollegen. Aufträge hatte Kramer unter anderem bereits in Frankreich, Tschechien, den Niederlanden und England. Seine Kontakte aus seiner bisherigen Tätigkeit seien natürlich sehr nützlich. „Es ist eine Nischenbranche. Da kennt jeder jeden.“
Sehr schwierig sei es gewesen, die passenden Räume für die Firma zu finden. „Ich habe über ein Jahr gesucht“, erzählt Kramer. Eines Tages habe er auf dem Parkplatz im Hof gestanden, weil er mal telefonieren musste. „Da habe ich zufällig den Eigentümer getroffen und bin mit ihm ins Gespräch gekommen.“ (mz)