Blick nach Halle Eisleben: Volks- und Raiffeisenbank will mit Halle fusionieren
Eisleben - Es war eine krachende Niederlage für Vorstand und Aufsichtsrat der Volks- und Raiffeisenbank Eisleben. Im Mai dieses Jahres lehnte die Generalversammlung der Genossenschaft mit deutlicher Mehrheit die geplante Fusion mit der Volks- und Raiffeisenbank Saale-Unstrut ab. Jetzt nimmt das Geldinstitut aus der Lutherstadt erneut Kurs auf eine Fusion - diesmal mit der Volksbank Halle.
Volks- und Raiffeisenbank Eisleben plant neue Fusion
Dass die Eisleber Führungskräfte die Pleite umfassend aufgearbeitet haben, bewiesen sie mit ihrem Auftritt auf einer Mitgliederversammlung am Donnerstagabend im Kloster Helfta. Am Ende unterstützte eine große Mehrheit der mehr als 350 Anwesenden die angestrebte Fusion mit der Volksbank Halle.
Das Votum ist allerdings kein bindender Beschluss, weil es sich nicht um eine Generalversammlung handelte. Für Vorstand und Aufsichtsrat kam es viel mehr darauf an, diesmal frühzeitig über das Projekt zu informieren und die Meinung der Mitglieder zu erfragen. Denn wie Vorstand Thomas Kaul einräumte, habe es im Fusionsprozess mit Saale-Unstrut Mängel bei der Kommunikation gegeben, sowohl mit den Mitgliedern, als auch den Mitarbeitern.
„Es sind Fehler gemacht worden“, so Kaul. „Wir haben uns selbstkritisch damit auseinander gesetzt.“ Auch der Wunsch der Genossenschaftsmitglieder, die Regionalität der Bank zu erhalten, sei zu wenig beachtet worden. Aufsichtsratsvorsitzender Jörg Bella sagte, er habe bei der Versammlungsleitung im Mai „nicht glücklich agiert“. „Das muss ich eingestehen.“
Eisleben: Regionaler Charakter der Bank müsse erhalten bleiben
Auch Vorstand Detlef Kommischke meinte: „Wir haben vielleicht zu wenig hingehört.“ Deshalb seien in den vergangenen Monaten mit allen Mitarbeitern sowie mit vielen Mitgliedern Gespräche geführt worden. Mit zwei Haupt-Erkenntnissen: Der regionale Charakter der Bank müsse erhalten und die Kommunikation verbessert werden.
Nicht verändert hat sich aber die Bewertung der Situation und der Perspektiven der Bank. „Die grundlegenden Probleme sind geblieben“, so Kommischke. Kaul nannte unter anderem die anhaltende Niedrigzins-Phase, die immer schwierigere Suche nach Fachpersonal, die Digitalisierung, den demografischen Wandel und das zunehmende Meldewesen im Banksektor.
Im Ergebnis rechne die Bank bis 2022 mit einem Rückgang der Erträge um 1,2 Millionen Euro, so Kaul. Eigenständig könne die Bank diese Probleme nicht bewältigen. „Es wird immer schwieriger, Geld sinnvoll anzulegen.“ Da sich der Ertrag kaum steigern lasse, bliebe nur, die Kosten zu senken, das heißt Filialen zu schließen. Die einzige Alternative sei die Fusion mit einem starken, regionalen Partner.
Fusion als Alternative für die Volks- und Raiffeisenbank
Gerade die regionale Ausrichtung spricht aus Sicht der Eisleber für die Volksbank Halle. Diese ist unter anderem in Hettstedt, Querfurt, Zeitz und im Saalekreis vertreten. Die beiden Vorstände Sascha Gläßer und Jan Röder haben die Volksbank Zeitz bis zur Fusion 2016 geleitet.
Röder hat darüber hinaus eine persönliche Beziehung zu Eisleben. Er stammt aus dem Ortsteil Bischofrode und wohnt dort bis heute. Wie sie darlegten, werde die Regionalität durch Direktoren vor Ort, Beiräte und Mitgliederversammlungen sichergestellt. Sehr wichtig sei die Förderung lokaler Vereine und die Ausbildung von jungen Leuten aus der Region.
„Ich freue mich sehr über die Art und Weise der Darstellung“, sagte Mitglied Thomas Fischer. „Es ist ein gangbarer Weg, den ich nur empfehlen kann.“ Auch Oberbürgermeisterin Jutta Fischer sagte: „Das klingt ganz anders als im Mai. Vorstand und Aufsichtsrat haben aus den Fehlern gelernt.“ Sie habe sich in Halle und Zeitz erkundigt und „nur Positives gehört“. (mz)