Eisleben: Eisleben: Klassische Musik für Jugendliche

Eisleben/MZ - „Wir müssen beizeiten versuchen, Jugendlichen Zugang zu klassischer Musik zu verschaffen“, sagt Annegret Voß. „Sonst haben wir irgendwann kein Publikum mehr.“ Voß, freiberufliche Musikpädagogin aus Halle, hat deshalb gemeinsam mit dem Pianisten und Musikprofessor Piotr Oczkowski ein Schulprojekt initiiert: Oczkowski wird heute in Eisleben und Sangerhausen klassische Konzerte für Jugendliche der beiden örtlichen Gymnasien geben?- nachdem sich die Schüler in den vergangenen Wochen mit dem Stück beschäftigt haben, das der Pianist spielen wird: „Le sacre du printemps“ von Igor Strawinski.

„Um die Schüler auf das Konzert vorzubereiten, haben wir Kontakt zu den Schulen gesucht“, sagt Voß. „Die Lehrer waren sehr aufgeschlossen.“ Am Eisleber Martin-Luther-Gymnasium hat sie im Musikkurs in der zehnten Klasse das 1913 uraufgeführte Stück vorgestellt, das ein „Schlüsselwerk“ für den Beginn der Moderne sei. „Es ist kein einfaches Stück, aber wir haben es bewusst ausgewählt, weil es ein Jahrhundertwerk ist“, so Voß. Die Schüler hätten die Musik zum Teil als fremdartig und aggressiv empfunden. „Live gespielt ist es sehr mitreißend. Deshalb wird es sehr interessant sein, wie die Jugendlichen das Konzert erleben werden.“ Mit den Schülern habe sie Szenen aus dem als Ballett komponierten Werk gespielt und Melodien nachgesungen. Im Kunstunterricht hätten Schüler Bilder gestaltet, und im Religionsunterricht sei über das Thema Rituale - das in dem Werk eine Rolle spielt - gesprochen worden.

Um den Jugendlichen die Berührungsängste zu nehmen, werden die heutigen Konzerte in „aufgelockerter Form“ verlaufen, so die Musikpädagogin. So wird der Pianist während des Spielens „Höranhaltspunkte“ geben. Nach dem Konzert werde es die Möglichkeit zum Gespräch geben.

Das Musikprojekt sei das erste in dieser Art in Mansfeld-Südharz, so Voß. „Wir hoffen natürlich, dass wir das in Zukunft öfter machen können.“ Dafür würden freilich Sponsoren gesucht. Vorerst haben die Beteiligten ohne Honorar gearbeitet, und auch das Kloster-Hotel hat seinen Saal kostenlos zur Verfügung gestellt.